5. Fastensonntag A 2002
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

5. Fastensonntag 2002 A

Messtexte | Word-Dokument

Am heutigen Sonntag hörten wir schon wieder ein sehr langes Evangelium. In früheren Zeiten wurden in den Tagen der Fastenzeit den Katechumenen, die sich auf die Taufe vorbereiteten, die längsten Evangelienstücke des Neuen Testaments vorgelesen. Sie hörten die lange Erzählung von der Begegnung mit der Samariterin, die nicht kürzere Schilderung von der Heilung des Blinden und selbstverständlich fehlte der Bericht von der Auferweckung des Lazarus nicht.

In diesen 3 Begegnungen werden 3 Urbedürfnisse und Sehnsüchte des Menschen deutlich:

Die Sehnsucht nach Wasser, das nicht mehr durstig macht.
Die Sehnsucht nach Licht, das die Nacht erhellt.
Die Sehnsucht nach Leben, das uns aus unseren Gräbern holt.

Jesus ist das lebendige Wasser, das den Durst der Frau am Jakobsbrunnen mit ewigem Wasser stillt. Jesus ist das Licht der Welt, das den Blinden nicht nur sehend macht, sondern ihm auch das Licht des Glaubens schenkt. Und Jesus ist das Leben, das sogar Tote auferwecken kann.

Neben der Auferstehung Jesu selbst waren sicherlich die Totenerweckungen – es werden uns insgesamt 3 berichtet – die ergreifendsten Taten Jesu. Besonders die Erweckung des Lazarus, der doch schon einige Tage im Grab gelegen hat und der schon riecht, wie berichtet wird.

Mit den drei Worten »Lazarus, komm heraus!« erweckt Jesus Lazarus zu neuem Leben. So wird Jesus auch uns einst aus unseren Gräbern rufen zur Auferstehung. Der Tod ist ja nicht das Ende; das Ende ist vielmehr die Liebe, die Gerechtigkeit, der Lobpreis Gottes.

Mir scheint, das Wort »Komm heraus!« ruft Jesu uns nicht erst am Ende unserer Tage zu. Dieser Ruf dringt vielmehr jeden Tag an unser Ohr, besonders in der Fastenzeit:

Komm heraus aus dem Grab deiner Sünden!
Komm heraus aus dem Grab deiner Lauheit, deiner alten Gewohnheiten und Süchte!
Komm heraus aus dem Grab deines Egoismus und deiner Bequemlichkeit!

Ich, dein Gott, werde Feuer in dich legen, damit dein Herz wieder brennt voller Begeisterung!

Komm heraus aus dem Grab deines Missmutes und deiner schlechten Laune! Komm heraus aus dem Grab deiner Traurigkeit und deiner inneren Dunkelheit!

Jesus will dein Licht sein!

Wir wollen uns von Jesus rufen lassen – so wie Lazarus. Wir dürfen uns über den Ruf Jesu freuen und anderen diese Freude mitteilen. Es wird eine Freude sein, die von Innen kommt, weil Jesus Sie angesteckt hat durch das Feuer seiner Liebe.

Noch einmal möchte ich den Bogen auf die Evangelien der letzten 3 Sonntage spannen: Alle drei Begegnungen drehen sich um die Frage: Wer ist Jesus?

Der Frau am Jakobsbrunnen gibt sich Jesus als Messias zu erkennen: »Ich bin es, ich, der mit dir spricht.« Ebenso bei der Heilung des Blindgeborenen. Die Heilung gipfelt im Abschlussgespräch Jesu mit dem Sehendgewordenen. Jesus fragt ihn: »Glaubst du an den Menschensohn?« »Wer ist das, Herr? Sag es mir, damit ich an ihn glaube.« »Du siehst ihn vor dir, er, der mit dir redet, ist es.« »Ich glaube, Herr.«

Und auch bei der Auferweckung des Lazarus ist das entscheidende Gespräch das mit Marta: Ja, Herr ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

Immer geht es Jesus um den Glauben, um den Glauben an ihn, an den Messias, an den Menschensohn, an den Sohn Gottes, der leiden wird, der gekreuzigt wird, der aber auch auferstehen wird.

Auch wir sind angesprochen, auf die folgende Frage eine Antwort zu geben: Wer ist Jesus für uns? Auch unser Glaube soll bekennen: Ich glaube, dass Jesus der Messias ist, der in die Welt kam, um uns durch seinen Tod und seine Auferstehung zu erlösen und zu retten. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024