5. Sonntag im Jahreskreis A 2002
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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5. Sonntag im Jahreskreis 2002 A

Messtexte | Word-Dokument

»Ihr seid das Salz der Erde!«

Jesus vergleicht uns mit Salz. Wofür verwenden wir Salz? Wir brauchen Salz zum Würzen. Wenn wir ein Ei essen, streuen wir ein Prise Salz darauf. Eine Suppe, die nicht gesalzen ist, schmeckt fad. Gäbe es auf der Welt kein Salz, wäre die Welt nicht nur fad, sondern tot. Ja, unsere Welt wäre tot, denn Salz ist etwas Lebensnotwendiges.

Jesus sagt zu seinen Jüngern und damit zu uns Christen: »Ihr seid das Salz der Erde!« Damit meint er, dass wir für die Welt lebensnotwendig sind. Wir sollen Salz der Erde sein. Wir sollen »saure Christen« sein. Die Aufgabe des Salzes ist es, das Essen zu würzen. Die Aufgabe der Christen ist es, der Welt die Würze zu geben; andere auf den Geschmack zu bringen; anderen die Botschaft Christi schmackhaft zu machen. Wir geben dem Leben die Würze. Der Beruf der Jünger Christi ist es, die Welt so zu würzen, dass sie schmeckt.

Warum schmeckt dann vielen das Christentum nicht so recht? Wenn wir das Interesse der Menschen am christlichen Glauben beobachten, müssen wir darauf schließen, dass die Suppe nicht gewürzt ist.

Es gibt zwei Gründe, warum das Christentum nicht schmeckt. Der eine Grund besteht darin, dass das Salz leider schal geworden ist. Wir Christen haben manchmal zu wenig oder überhaupt keine Kraft, dem Leben unserer Mitmenschen die richtige Würze zu geben. Das kann passieren, wenn man eine Schale Salz irgendwohin stellt, wo die Luft freien Zutritt hat. Bald zieht das Salz die Feuchtigkeit aus der Luft an und verliert dadurch seine ganze Kraft.

So ergeht es so manchen Christen, die sich vom Geist der Welt so lange auslaugen lassen, bis die Kraft des Salzes nicht mehr in ihnen steckt. Sie haben sich der Welt gleichförmig gemacht. Sie schwimmen mit dem Strom des Zeitgeistes. Das schmeckt fad. Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.

Salz der Erde sein heißt: nicht jeder Modeströmung gleich verfallen; nicht alles sofort nachahmen, was viele andere einfach so tun. Salz der Erde sein heißt: Der schalen Welt die würzige Wahrheit Gottes entgegenhalten.

Unser Auftrag als Christen besteht darin, Zeugnis für die Wahrheit Christi abzulegen, auch wenn der Geist der Welt ganz anders spricht.

Der zweite Grund, warum so vielen Leuten das Christentum nicht schmeckt, lautet: Weil die Christen oft wirklich Salz sind und weil dieses Salz auf eine offene Wunde kommt. Salz brennt und beißt auf einer offenen Wunde, wenn es wirklich die Kraft des Salzes hat.

Diese offenen Wunden sind die Sünden der Welt. Ist es nicht so, dass so mancher Christ mit seiner Lebensweise für andere ein Anstoß ist. Er hält die Gebote, der andere nicht! Er lebt nach den Weisungen Gottes. Das hält manch anderer nicht aus und schnaubt vor Wut: Der klagt meine Lebensweise durch sein Leben an!

Weil wir Christen so manches nicht mitmachen, fallen wir auf (oder sollen wir wenigstens). Weil wir Christen so manches anders machen, sind wir brennendes Salz auf den Wunden der Welt, weil es oft eine sündige Welt ist. Weil wir den Sonntag heiligen, sind wir oft Anstoß für Hohn und Spott.

Jesus sprach die Worte »Ihr seid das Salz der Erde!« zu einer relativ kleinen Schar. Die Schar, die der Priester heutzutage mit diesen Worten anspricht, scheint auch immer kleiner zu werden: »Ihr seid das Salz der Erde!« Ihr, die ihr das Opfer auf euch nehmt und den Tag des Herrn heiligt. Ihr, die ihr jeden Sonntag treu das Gebot des Herrn erfüllt und in die Kirche kommt - ihr seid das Salz der Erde! Es sind oft nur noch wenige, die das tun: eine kleine Schar. Doch diese noch so kleine Schar gibt der Welt die nötige Würze, verleiht der faden Welt den richtigen Geschmack.

Jesus sagt im heutigen Evangelium nicht: Ihr sollt Salz der Erde sein! Nein! Ihr seid es! Das dürfen wir auch heute betonen. Wir sind bereits das Salz der Erde. Achten wir nur immer gut darauf, dass wir nicht zum schalen Salz werden. Denn dann verfehlen wir als Salz der Welt unsere eigentliche Aufgabe. Dann sind wir als Christen nutzlos.

Weiters ruft uns Jesus heute zu: Ihr seid das Licht der Welt! Es ist dies ein sehr gewagter Ausspruch, denn eigentlich ist Christus selbst das Licht der Welt. Aber der Ausspruch ist trotzdem wahr, wenn wir ihn richtig verstehen. Denn wenn Christus in uns ist, strahlen wir sein Licht aus! Dann leuchten wir selber – aber nicht, weil wir selber die Lichtquelle sind, sondern weil ein anderer leuchtet.

So wie der Mond leuchtet und doch nicht selber die Lichtquelle ist, sondern das Licht von der Sonne wider strahlt, so gibt der Christ das Licht Christi weiter. Die Welt ohne Licht ist nur Finsternis. Ein kleines Licht aber kann den ganzen Raum erhellen. Die Dunkelheit muss weichen. Das darf uns ein großer Trost sein.

Durch Christus kam das Licht und die Finsternis musste weichen. Das Licht ist stärker als die Finsternis. Das Gute ist stärker als das Böse.

Eine Gefahr besteht aber nun darin, dass wir unter allen Umständen und mit allen Mitteln versuchen, unseren Mitmenschen unsere Ideen aufzwingen. Mit Gewalt können wir vieles sogar zerstören. Dann versalzen wir die Suppe, dann blenden wir die Mitmenschen.

Oft genügen nur die Anwesenheit der Christen, das Dasein und das gute Beispiel. Jesus sagt zwar, wir sollen kein Gefäß über das Licht stülpen. Damit meint er aber nicht, dass wir dafür sorgen sollen, dass unsere guten Werke bekannt und publik zu machen. Jesus forderte uns nicht auf: Stellt sie zur Schau!

Gerade das kritisiert er ja immer wieder an den Pharisäern, die ihre Frömmigkeit, ihr Gebet, ihre Almosen und ihr Fasten öffentlich herzeigen, damit angeben und sich selbst heilig sprechen.

Nein, Jesus sagt: Euer Licht soll leuchten! Das heißt: Die Tugenden, die wir besitzen, um die wir uns bemühen, nach denen wir streben, leuchten von selbst. Denn wenn die Tugend groß ist, dann kann sie gar nicht verborgen bleiben. Selbst nicht, wenn derjenige, der sie besitzt, sie 1000mal verbergen möchte. Automatisch wird dieser Mensch leuchten und anderen Licht bringen.

Ein guter Vergleich ist auch ein Fenster. Je klarer die Scheibe ist, desto besser lässt es das Licht durch. Das reinste Fenster war die Gottesmutter Maria. Sie hat das Licht in sich getragen und der Lichtstrahl leuchtete durch sie hindurch – ohne Trübung und Verdunkelung. Sie ließ sich vollkommen vom Licht Christi durchstrahlen. Dadurch wurde auch sie zum Licht für die Welt.

Heute aber bitten wir gemeinsam: Herr, führe mich zu neuer, frischer und kräftiger Würze als Salz der Erde! Leuchte durch mich und entzünde in mir das Feuer deiner Liebe. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024