Osternacht A 2002
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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Osternacht 2002 A

Messtexte | Word-Dokument

Frohlocket, ihr Chöre der Engel! Frohlocket, ihr himmlischen Scharen! Freue dich, Mutter Kirche! So hörten wir es im Exsultet, im Osterlob, wenn das Licht der Osterkerze die Kirche erhellte. Ja, die heilige Osternacht ist wahrlich eine Nacht der Freude.

Warum? Es ist die selige Nacht! Es ist die wahrhaft selige Nacht, in der Christus von den Toten erstand. Die Nacht wird hell wie der Tag. Sie reinigt von Schuld und gibt den Trauernden Freude. Sie vertreibt den Hass. Es ist die wahrhaft selige Nacht, die Himmel und Erde versöhnt.

Diese Worte, im Lichtschein der Osterkerze in die Dunkelheit hinein gesungen, muss jedes Christenherz berühren. Heute ist der Tag, die alles entscheidende Nacht, in der die Finsternis besiegt und der Teufel vernichtet wurde, weil Jesus den Tod überwunden hat. Jesus lebt!!!

Von den Ursprüngen an hat die Kirche Ostern als ihr größtes Fest gefeiert, denn an diesem Tag geschah die Erlösung der ganzen Menschheit. Satan erlitt seine herbste Niederlage und wurde durch den gekreuzigten Auferstandenen besiegt.

Ist uns das überhaupt bewusst? In der heiligen Nacht vor 2000 Jahren ist noch nichts von einem Osterjubel zu spüren. In der Früh kommen die Frauen voll Trauer zum Grab, um dem verstorbenen Herrn noch die letzte Ehre zu erweisen, um ihn zu salben, weil es wegen des Sabbats nicht mehr möglich war. Aber:

Das Grab ist leer.

Was bedeutet das? Hat man den Leichnam gestohlen? Er ist nicht hier! Wo ist er denn? Das war die Frage, die alle beschäftigte. Wo ist Jesus?

Auch wir stellen uns in manchen Situationen unseres Lebens die Frage, wo Jesus denn gerade ist. Wir fühlen uns verlassen und suchen nach ihm, weil wir ihn brauchen. Wir suchen ihn und finden ihn nicht. Aber suchen wir nicht vielleicht an der falschen Stelle! Auch die Frauen meinen, Jesus wäre im Grab. Hier trifft sie die Antwort: Aber was sucht ihr den Lebenden bei den Toten. Er ist nicht mehr im Grab. Er ist auferstanden und lebt.

Daher dürfen wir nicht zum Grab laufen, denn dort werden wir ihn nicht finden. Wir schauen und sehen Jesus oft nicht, weil wir ihn nicht dort erwarten, wo er ist, weil wir uns oft so schwer tun im Glauben. Wenn wir glauben, sehen wir ihn in der Kirche. Im Symbol der Osterkerze. Auf unvorstellbare Weise ist er in der heiligen Kommunion gegenwärtig. In der Wandlung wird das Brot zu seinem Leib.

Wie war es damals? Alles begann relativ langsam. Bei jedem der Anhänger Jesu dauerte es unterschiedlich lang, bis er glauben konnte. Zuerst herrschte vor allem Furcht und Angst. Die Engel mussten sie beruhigen: Fürchtet euch nicht!

Auch Jesus wiederholt diese Worte immer wieder, wenn er seinen Jüngern erscheint: Fürchtet euch nicht! Ich bin es. Kein Geist. Ich bin wirklich von den Toten auferstanden. Ich kann zwar durch verschlossene Türen gehen, aber ich bin es wirklich. Ihr hört mich doch. Gebt mir etwas zu essen, berührt mich!

Ich möchte ihnen anhand von drei Beispielen aufzeigen, wie verschieden der Mensch zum Glauben finden kann – jeder nach seiner Aufnahmefähigkeit:

Der Glaube, der durchs Sehen kommt.

Der Glaube, der durchs Hören kommt.

Der Glaube, der durchs Betasten kommt.

Der Glaube an die Auferstehung fällt vielen Jüngern schwer. Den leichtesten Zugang zum Geheimnis der Auferstehung findet der Lieblingsjünger Jesu, der Apostel Johannes. Johannes steht als einziger der Apostel unter dem Kreuz. Bei ihm entdecken wir den Glauben, der durchs Sehen kommt. Eigentlich durch das Nicht- Sehen. Denn er erreicht das Grab und geht nach Petrus hinein. Was aber erblickt er? Johannes sieht nichts – außer die Leinenbinden. Jesus ist nicht mehr im Grab. Dann heißt es im Evangelium: »Er sah und glaubte.«

Ein wenig länger dauert es bei Maria Magdalena. Eigenartigerweise verwechselt sie Jesus mit dem Gärtner. Erst als der auferstandene Herr sie mit ihrem Namen anspricht, erkennt sie ihn. Der Glaube, der durchs Hören kommt.

Die längste Leitung hat eindeutig Thomas. Er kann nicht an die Auferstehung des Herrn glauben – trotz der Zeugnisse seiner Freunde. Er glaubt erst, als er Jesu Wunden berühren darf.

Selig aber die, die nicht betasten, nicht hören und nicht sehen – und doch glauben. Wir haben glaubwürdige Zeugen der Auferstehung Jesu und wir dürfen ihnen vertrauen.

Jesus ist wahrhaft auferstanden, er lebt und stirbt nie wieder! Das ist die Osterbotschaft, die heute über den gesamten Erdkreis erklingt. Dieser Jubel des Auferstehung wirkt fort in das Jahr hinein, denn an jedem Sonntag feiern wir ein kleines Osterfest – die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus, der den Tod besiegt und uns aus der Knechtschaft der Sünde befreit hat. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024