22. Sonntag im Jahreskreis A 2011
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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22. Sonntag im Jahreskreis 2011 A

Messtexte | Word-Dokument

»Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.«

Wenn ich das höre, will ich kein Jünger Jesu sein. Ich will kein Kreuz tragen. Das Kreuz ist schwer und mühevoll. Am besten, man stellt es in eine Ecke und lässt es dort stehen. Warum spricht die Kirche immer nur vom Negativen, vom Kreuz tragen, von Leid und Opfer? Das ist doch nicht anziehend.

Und doch verkündet Paulus gerade immer wieder Christus, den Gekreuzigten. Jesus selbst hat uns das Kreuz voraus getragen und auch wenn es schwer war für ihn, auch wenn er darunter sehr gelitten hat, war es trotzdem notwendig. Es war der Weg zur Erlösung und es wird auch der Weg eines jeden Christen sein.

Es ist, ich möchte es bewusst sagen, die Frohbotschaft des Kreuzes, weil wir hinter dem Kreuz die Auferstehung und die Erlösung sehen. Wenn wir als Christen ein Leben ohne Kreuz verkünden, dann verkünden wir nicht die Wirklichkeit, sondern wir klammern etwas aus, was der Alltag mit sich bringt. Und das ist unrealistisch. Wir haben eine andere Aufgabe. Wir müssen die Tatsachen verkünden und wir müssen den Christen sagen, wie sie es machen sollen, um zum Glück zu kommen.

Das, was im ersten Moment ausschaut wie Leid, wie Opfer, wie Überwindung, nämlich: das Kreuz!, ist in Wirklichkeit die Frohbotschaft unseres Glaubens!

Was macht im Herzen wirklich froh? Froh macht, was unschuldig ist. Die Unschuld ist anziehend. Die Sünde ist abstoßend und belastend.

Oft scheint es, dass das Unschuldige vom Bösen besiegt wird. Wenn das unschuldige Lamm Gottes leiden und sterben muss, dann aber nur deshalb, weil es dadurch zum eigentlichen Sieg kommt.

Heute ist es ja mit der Kirche genau so. Die Kirche muss auch den Kreuzweg Christi gehen. Die Leiden der Kirche, die Verspottungen der Kirche sind notwendig. Sie sind der Same für neues Wachstum.

Gott sucht das Schwache. Er sucht die Verdemütigung. Das ist das Paradoxon der göttlichen Liebe. Er hat gesiegt durch eine einzige Verdemütigung am Kreuz. Alles wurde dem Gottessohn genommen. Zum Schluss sogar die Kleider, um die sie gewürfelt haben. Er hat aus Liebe zu uns Menschen alles hingegeben.

Und so müssen wir sagen, dass, wer sein Leben um meinetwillen verliert, es gewinnen wird. Er selbst hat sein Leben so hingegeben, damit wir das Leben haben.

Das ist die Frohbotschaft des Kreuzes. Wer das kapiert hat, wird das Leben in all seinen verschiedenen Facetten meistern, in Krankheit und Gesundheit, in guten und in bösen Tagen. Der Glaube lässt uns im Herzen froh sein, weil wir immer auf Christus schauen können, der für uns das Kreuz voraus getragen hat und uns dadurch das ewige Leben geschenkt hat. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024