26. Sonntag im Jahreskreis A 2011
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26. Sonntag im Jahreskreis 2011 A

Messtexte | Word-Dokument

Ein Vater fordert seinen älteren Sohn auf, in den Weinberg zu gehen und dort zu arbeiten. Dieser sagt sofort: »Ja, Vater, ich gehe.« – Er geht aber nicht. Da wendet sich der Vater an den jüngeren Sohn. Dieser wird sich vielleicht gedacht haben: »Wenn mein Bruder nicht geht, warum soll ich gehen?« Darum sagt er seinem Vater ins Gesicht. »Ich mag nicht.« Später aber tut es ihm leid. Es reut ihn, den Wunsch des Vaters nicht getan zu haben und er geht doch. Auf die Frage Jesu, wer von den beiden Söhnen den Willen des Vaters getan habe, antworten die Zuhörer natürlich richtig: »Der Zweite.«

Ich könnte jetzt persönliche Beispiele aufzählen, die bestätigen, dass dies im Alltag immer wieder vorkommt und nicht aus der Luft gegriffen ist. Ich habe einmal eine Firma beauftragt einen Kostenvoranschlag zu machen. Es wurde mir sofort zugesagt, aber es war aber wie beim ersten Sohn. Getan haben sie es nicht. Vielleicht kennen sie ebenfalls solche Menschen, die wir als »Ja-Sager« bezeichnen können. Sie versprechen einem alles Mögliche, tun es aber nicht.

Beim lieben Gott sind solche Personen nicht gut angeschrieben. So hat es Jesus in der Bergpredigt deutlich gemacht und diesen das Schlimmste angedroht. »Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das Himmelreich eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.« Die Tat zählt!

Schauen wir nun auf den zweiten Sohn. Seine Antwort ist hart, frech und aufmüpfig. Aber dann reut es ihn. Er tut doch, was der Vater ihm aufgetragen hat. Man kann nicht sagen, dass das Verhalten dieses Sohnes 100%ig OK ist, aber trotzdem ist es besser als das Verhalten seines Bruders. Der jüngere Sohn mag aufsässig sein. Er hätte nicht widersprechen sollen. Aber entscheidend ist, dass er schließlich das ihm Aufgetragene tut. Der andere dagegen lügt dem Vater ins Gesicht. Das heuchlerische Reden eines Menschen, der alles verspricht und nichts hält, ist also schlimmer als die bockige Widerrede eines Menschen, der dann doch richtig handelt. Vor allem aber hat beim zweiten Sohn eine Bekehrung stattgefunden, so wie sie Jesus verlangt.

Wer sich bekehrt, und mag er zu den Zöllnern und Dirnen gehört haben, der kann ins Reich Gottes eingehen. Was Bekehrung bedeutet, sieht man am Verhalten des jüngeren Sohnes. Er kommt vom »Nein-Sagen« zum »Ja-Tun«. Er ist schließlich seinem Vater nach anfänglichem Widerspruch und Widerrede gehorsam.

Die Bedeutung des Gleichnisses liegt auf der Hand. Der Vater ist Gott selber. Die Söhne sind die Menschen, die Gott zwar alles Mögliche versprechen, aber nicht immer das tun, was sie zuerst ankündigen. Umgekehrt gibt es Menschen, die zuerst einen falschen Weg gehen, dann aber umkehren und bereuen und einen guten Weg einschlagen, indem sie den Willen Gottes erfüllen.

Worauf kommt es also an, wenn ich ein Leben nach den Geboten Gottes führen möchte? Es genügt nicht, dass ich einfach nur am Glauben festhalte, sondern ich muss das im Leben umsetzen. Vom »Ja-Sagen« zum »Ja-Tun« kommen.

Da ist besonders der Priester angesprochen. Er muss sich fragen: Tue ich auch, was ich predige? Wenn ich etwas fordere, muss ich mich selber daran halten. Wehe dem Priester, dessen Leben anders ist als seine Predigt. Ist das nicht immer der Vorwurf aller Zeiten, den auch Jesus den Pharisäern gemacht hat? Sie reden von den Geboten Gottes und halten sie nicht. Sie stellen ihre Gebete öffentlich zur Schau, handeln aber ganz anders.

Jeder Christ ist dazu aufgerufen, sein Gewissen zu erforschen. Jesus sagt: »Wer meine Gebote hält, der ist es, der mich liebt.« Der Wille Gottes ist es eben, danach zu handeln. Nicht nur mit Worten etwas positiv aussprechen, sondern zu gehorchen in der Tat. Es geht um den Gehorsam. Die Söhne haben den Willen des Vaters gehört, erkannt und nur der Zweite hat gefolgt.

Jesus Christus selber hat uns diesen Gehorsam vorgelebt. Er hat immer wieder betont: Ich bin vom Vater gesandt, um den Willen des Vaters zu tun, um zu gehorchen. Er hat »Ja-gesagt« und »Ja-getan«.

Nehmen wir uns daran ein Beispiel. Wir sollen so wie der ältere Sohn »Ja-Sagen« und dann so wie der jüngere Sohn »Ja-Tun«. Amen.


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