28. Sonntag im Jahreskreis A 2011
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28. Sonntag im Jahreskreis 2011 A

Messtexte | Word-Dokument

Im heutigen Sonntagsevangelium hörten wir von den Gästen, die sich weigerten, zur Hochzeit des Königssohnes zu kommen. Daraufhin lässt der König die Menschen von der Straße einladen, die der Einladung Folge leisten. Doch einer von ihnen erscheint zum großen Missfallen des Königs nicht in einem Hochzeitsgewand. Diesem einen Gast wollen wir heute unsere Aufmerksamkeit zuwenden.

Eine kleine Geschichte soll uns dabei weiterhelfen: »Eines Tages kündigt der Lehrer in der Schule an, dass in zwei Tagen der Schulinspektor kommt. Alle Kinder richten das zu Hause aus. Jetzt ist der große Tag da. Die Mutter wäscht ihren Sohn gründlicher als sonst und steckt ihn in schöne, saubere Kleidung. So macht er sich rechtzeitig auf den Schulweg. Unterwegs kommt er an einem kleinen See vorbei. Dort hört er die Frösche quaken. Rasch sind Schuhe und Socken ausgezogen. Er geht vorsichtig hinein und fängt zwei Frösche. Aber auf der feuchten Wiese passiert es dann, und er rutscht aus. Mit dem schönen Gewand fällt er der Länge nach hin und vorbei ist es mit der sauberen Kleidung. Er will sich noch schnell mit Gras säubern. Aber er verschmiert nur alles. Jetzt sind auch noch grüne Flecken auf der Hose. Er hört die Kirchturmuhr schlagen. O je! Die Schule fängt schon an. So rennt er, wie er eben ist, zur Schule und will sich in das Klassenzimmer schleichen. Alle Kinder lachen und kichern, wie er zur Türe hereinkommt. Mit hochrotem Kopf will er sich auf seinen Platz schleichen. Aber da sieht ihn auch schon der Lehrer, und das Unglück nimmt seinen Lauf.«

Was hat der Junge falsch gemacht? Er hat vergessen, wohin er unterwegs ist. Er war mit allem Möglichen beschäftigt. Alles andere war ihm wichtiger, nur nicht der Besuch des Schulinspektors. Als dann die Glocke schlägt, ist alles zu spät. Übertragen auf das Leben bedeutet das: Wir alle haben von Gott einen Lebensauftrag bekommen. Er hat uns eingeladen, zu ihm kommen und am großen Fest teilzunehmen. Aber oft vergessen wir diese Einladung. Anderes ist uns wichtiger. Manchmal leben wir ganz ohne Gott. Wir vergessen das Beten. Wir versäumen die Sonntagsmesse. Wir helfen einander nicht. Wir sind lieblos, usw. Und da erinnert uns Jesus mit seinem Gleichnis: Pass auf! Lebe nicht einfach so in den Tag hinein! Denk daran, dass dein Weg zu Gott führen soll. Sei nicht leichtsinnig wie der Junge aus der Geschichte. Bei der Taufe hast du die Einladung bekommen und das schöne Gewand dazu: das weiße Taufkleid. Doch auf deinem Lebensweg wird dieses Kleid oft schmutzig. Bewahre es vor dem Schmutz der Sünde. Sei dir aber auch immer bewußt, dass du dein ganzes Leben lang immer die Möglichkeit hast, es zu reinigen, und zwar durch eine gute hl. Beichte. Nütze diese Gelegenheit regelmäßig und gewissenhaft.

Unser Weg geht oftmals durch dunkle Phasen. Manchmal marschieren wir durch den Sumpf. Wir fallen in den Schlamm hinein, sodass unser Kleid verunreinigt wird, weil wir sündigen. Am Ende, wenn wir in den Hochzeitssaal eintreten, ist helles Licht. Die meisten von uns werden dann plötzlich erkennen, dass ihr Gewand doch noch nicht ganz rein ist. Wir sehen, dass noch Flecken vorhanden sind, die wir auf Erden übersehen haben oder nicht sehen wollten. An der Tür zum Hochzeitssaal werden wir Gott sogar bitten, uns vor dem Eintreten ganz rein zu machen, damit wir schließlich zu seiner erwählten Hochzeitsgesellschaft passen. Das ist dann das Fegfeuer. Es ist dies die Wartezeit, in der wir gereinigt werden. Wir haben hier große Sehnsucht, bald in den Hochzeitssaal eintreten zu können. Das Kleid, das wir bei der Taufe erhalten haben, soll in weißem Glanz erstrahlen, wenn wir in den Hochzeitssaal eintreten. Dann erst kann ich mich mit allen anderen am himmlischen Hochzeitsmahl erfreuen. Dann erst kann ich mich an den Tisch der ewigen Glückseligkeit setzen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024