33. Sonntag im Jahreskreis A 2011
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33. Sonntag im Jahreskreis 2011 A

Messtexte | Word-Dokument

Dieses Gleichnis, das Jesus damals erzählte, ist doch etwas merkwürdig, denn die Strafe für diesen einen Diener scheint doch recht streng zu sein. Er wird hinausgeworfen in die äußerste Finsternis. »Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.« Die äußerste Finsternis ist doch nichts anderes als die ewige Verdammnis, der Ort ohne Gott, den wir auch Hölle nennen. Und wenn wir uns die Tat des Dieners anschauen, dann sind wir schockiert, denn was hat er denn Böses getan? Er hat eigentlich gar nichts getan und deswegen ereilt in eine solche Strafe? Da kann uns ja angst und bange werden.

Aber gerade so an das Gleichnis heranzugehen, ist falsch. Dann haben wir schon die Einstellung des dritten Dieners. Gerade die Angst wird ihm ja zum Verhängnis. »Weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt.«

Die Angst hemmt uns in unserem Tun. Das will Gott nicht. Und daher kommt normalerweise die Angst vom Bösen. Der Teufel will uns Angst machen und uns dadurch lähmen.

Wie ist das manchmal bei Tieren? Sie erstarren vor Angst vor dem anderen Tier, das sie fressen will und können nicht mehr weglaufen.

Beim Menschen gibt es das auch. Es kommt vor, dass jemand plötzlich vor Angst nicht einmal mehr schreien kann. Der Ton bleibt ihm in der Kehle stecken. Er kann nichts mehr tun oder er weiß vor Frucht und Schrecken nicht, was er als erstes tun soll.

Diese Furcht müssen wir so gut es geht ablegen.

Dabei ist das Vertrauen zu Gott, aber auch zu den Menschen, sehr wichtig. Ich muss ein Grundvertrauen haben, sonst bin ich immer misstrauisch und kann mich auf nichts einlassen. Dieses Vertrauen muss in jeder Ehe und in jeder Familie da sein.

Der Mensch wird eigentlich geboren mit diesem Vertrauen. Er macht die Erfahrung bereits als Baby. Wenn ich Hunger habe, gibt es Milch. Wenn ich schreie, krieg ich Zuwendung und Trost. Wenn ich lache, finden die Großen das bezaubernd und sind begeistert.

Später im Leben machen wir natürlich die Erfahrung, dass dieses Vertrauen oft durch Enttäuschungen verletzt wird, dass man auf die Nase fallen kann und dass man vorsichtig sein muss. Aber ganz ohne Vertrauen kann man nicht leben.

Und dieses Vertrauen hätte der eine Diener haben müssen. Er hätte das Talent nicht verstecken und eingraben dürfen, sondern er hätte mit dem Talent arbeiten müssen. Jeder von uns hat Talente bekommen. Es heißt sie zu entdecken und zu fördern.

Talent hat ja diesen doppelten Sinn. Es hat nicht nur die Bedeutung des Geldes. Das Gleichnis bedeutet weniger, dass man mit seinem Geld gut wirtschaftet und viel dazu gewinnt. Da kann man ja wirklich große Verluste machen.

Die Talente sind ganz einfach die Begabungen, die wir mitbekommen haben, die wir vielleicht vererbt bekommen haben, die in uns stecken, die oft vergraben sind und die entdeckt werden müssen. Diese Talente, die in uns schlummern, dürfen nicht verkümmern, sondern sollen gefördert werden. Diese Talente sollen wir verdoppeln und dann wird auch Gott zu uns sagen: »Du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn.« Amen.


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