6. Ostersonntag A 2011
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6. Ostersonntag 2011 A

Messtexte | Word-Dokument

Wir hörten soeben einen Teil von den Abschiedsreden Jesu. Im Abendmahlssaal am Gründonnerstag, am Tag vor seinem Sterben, spricht Jesus ein letztes Mal zu seinen Aposteln über wichtige Dinge. Das Thema ist der Heilige Geist, den er ihnen senden wird, und der sie in die ganze Wahrheit einführen wird. Es ist der Beistand, der sie nie verlassen wird. Sie brauchen also keine Angst haben, allein zu sein, wenn Jesus von ihnen geht. Bei dieser Abschiedsrede spricht Jesus immer wieder von der Liebe.

Es geht um die Liebe Gottes zu den Menschen und um unsere Liebe zu Gott. Es geht um die echte und wahre Liebe. Es geht darum, wie man lieben soll! »Wer meine Gebote hält, der ist es, der mich liebt.« Jesus will keine bloßen Lippenbekenntnisse. Bei einem Liebespaar stimmt etwas nicht, wenn es zwar immer wieder neue Liebeserklärungen gibt, aber im Alltag wird wenig Rücksicht genommen und beim täglichen Zusammenleben gibt es keine Aufmerksamkeiten mehr. Liebe allein mit Worten kann sogar wehtun, wenn ich mir sonst in der Tat keine Mühe gebe.

Der heilige Augustinus sagt: Liebe und tu was du willst. Wer wirklich liebt, der wird immer danach streben, das zu tun, was den anderen glücklich macht.

Die Liebe zeigt sich also durch Werke.

Das ist auch bei der Gottesliebe so. Wenn wir Gott wirklich gern haben, dann fallen uns auch alle Dinge leicht, die Gott von uns fordert. Wenn wir Gott lieben, dann werden wir das Tun, was Gott von uns will. Wer liebt, hält also die Gebote, auch wenn es ihm schwer fällt, auch wenn es nicht immer leicht ist und es uns Überwindung kostet, auch wenn es einmal ein Opfer für mich ist, dass ich z. B. am Sonntag aufstehe und die hl. Messe besuche. Und gerade das ist etwas Wertvolles. Was nichts kostet, das ist wenig wert oder gar nichts wert. Unsere Liebe zu Gott zeigt sich also durch Taten!

Wie zeigt sich die Liebe Gottes zu uns? Sie zeigt sich auch durch Taten. Indem er uns den Heiligen Geist sendet. Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen. Er schickt den Geist der Wahrheit, dass wir in die ganze Wahrheit eingeführt werden. Das ist ein Zeichen der Liebe, dass wir die Wahrheit erkennen dürfen. Der Heilige Geist ist letztlich die Liebe Gottes schlechthin. Er ist der Ausdruck der Liebe des Vaters zu seinem Sohn und umgekehrt. Gott selbst ist in seiner Dreifaltigkeit absolut vollkommene Liebe. Er hat uns als liebende Menschen erschaffen, die deswegen, – weil wir lieben können –, sein Abbild sind.

Der Heilige Geist, das Zeichen der Liebe Gottes, wird uns gesandt, damit wir mehr lieben können. Er ist der Geist der Liebe und stärkt uns in der Liebe, festigt uns in der Liebe und entzündet unsere Liebe. Er vermehrt die Liebe, die eine göttliche Tugend ist. Warum nennen wir sie göttlich? Die Antwort ist, weil wir sie uns nicht selber geben können. Immer ist Gott der Ersthandelnde. Wir können lieben, weil er uns zuerst geliebt hat und weil er das »Lieben-können« in unser Herz eingegossen hat.

»Liebe und tu was du willst.«

Leider findet der böse Feind gerade bei der Liebe immer wieder ein Schlupfloch. Deswegen gibt es so viele entartete Formen von Liebe. Die schlimmste ist die egoistische Liebe, die nicht auf ein »Du« gerichtet ist. Die vollkommenste Liebe ist die, die auf Gott gerichtet ist. Und auch die Liebe, die hingerichtet ist auf den Nächsten, in der Ehe oder in einer guten Freundschaft, muss letztlich als oberstes Ziel die Gottesliebe in sich tragen, sonst werden wir den Geliebten vergöttlichen. Wir sollen einen Menschen deshalb lieben, weil wir Jesus im Nächsten sehen, weil er Abbild Gottes ist, weil Gott ihn liebt und weil er deswegen liebenswert ist.

Das kann uns der Heilige Geist, der Beistand, schenken. Bitten wir oft den Heiligen Geist um diese Liebe, dass wir immer mehr in diese vollkommene Liebe hineinwachsen, besonders in dieser Zeit vor Pfingsten, wo die Kirche dann ab Christi Himmelfahrt in der Pfingstnovene um die Gaben des Heiligen Geistes in besonderer Weise bittet. Amen.


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