5. Fastensonntag A 2014
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5. Fastensonntag 2014 A

Messtexte | Word-Dokument

Jeden Sonntag hörten wir jetzt ein langes Evangelium. Vor zwei Wochen die Begegnung mit der Samariterin, letzte Woche die Heilung des Blinden und heute die Auferweckung des Lazarus.

In diesen drei Begegnungen werden 3 Urbedürfnisse, 3 Sehnsüchte des Menschen deutlich. Die Sehnsucht nach Wasser, das nicht mehr durstig macht. Die Sehnsucht nach Licht, das die Nacht erhellt. Und die Sehnsucht nach Leben, das uns aus unseren Gräbern holt. Mit anderen Worten: Jesus ist das lebendige Wasser, das Licht der Welt und er ist das Leben.

Etwas eigenartig bei der Totenerweckung des Lazarus ist die Art und Weise der Umstände. Jesus lässt sich nämlich Zeit und geht nicht sofort hin, als er hört, dass sein Freund krank ist. Als er dann vor dem Grab steht, weint er. Er prüft weiter zuerst den Glauben der Schwester. Martha legt ein Glaubenszeugnis ab: „Ich glaube, dass du der Messias bist.“ Und trotz dieses Glaubens vertraut sie ihm nicht und sagt dann, als es ernst wird und sie den Stein wegnehmen sollen: „Er riecht schon.“ Das ist kein Wunder bei den Temperaturen in diesen Gegenden und dazu ist es schon der vierte Tag.

Der Geruchssinn wird den Leser des Johannesevangeliums später nochmals beschäftigen. Maria, Marthas Schwester, wird Jesus ein Kapitel später mit einem Parfüm salben. Der Duft erfüllte das ganze Haus. Und Jesus weist auf seinen Tod hin: ein nach Tod riechender Lazarus, der zum Leben gerufen wird, und ein duftender Jesus, der nach Tod riecht. Er sagte: Für den Tag meines Begräbnisses sollte sie es aufbewahren.

Kehren wir zum Evangelium zurück. Mit drei Wörtern erweckt Jesus den Lazarus zu neuem Leben. „Lazarus, komm heraus!“ So wird Jesus uns auch aus unseren Gräbern rufen zur Auferstehung. Der Tod ist nicht das Ende, sondern wir glauben an das ewige Leben.

Doch diese Auferweckung ist eine andere wie die des Lazarus. Ebenso ist die Auferweckung Jesu eine andere als die des Lazarus´. Lazarus lebte wieder, um wieder zu sterben. Irgendwann ist er ja noch einmal gestorben. Der auferweckte Jesus stirbt aber nicht mehr und wenn wir zum ewigen Leben auferweckt werden, werden wir auch nicht mehr sterben, sondern für immer bei Gott leben.

Dieses „Lazarus, komm heraus!“ ruft uns Jesus aber auch heute schon zu, und zwar dringt er in dieser Fastenzeit jeden Tag an unser Ohr: „Komm heraus aus dem Grab deiner Sünden. Komme heraus aus dem Grab deiner Lauheit, deiner alten Gewohnheiten und Süchte. Komm heraus aus dem Grab deines Egoismus und deiner Bequemlichkeit. Komm heraus aus dem Grab deiner schlechten Laune. Wir müssen heraus aus dem Grab unserer Traurigkeit, unserer inneren Dunkelheit, denn Jesus will uns Licht sein.

Wir wollen uns von Jesus rufen lassen. So wie er den Lazarus rief und er aus dem Grab herauskam, so sollen auch wir aus unserem „Grab der Sünde“ herauskommen.

Das ist die Botschaft dieses Evangeliums. Wenn wir aus diesem Grab heraussteigen, dann werden wir wirklich leben, dann können wir Auferstehung feiern, dann können wir uns mit Jesus freuen, denn dann haben wir auch das Dunkel unseres Grabes hinter uns gelassen und sind zum Licht gekommen. Amen.


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