18. Sonntag im Jahreskreis A 2014
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18. Sonntag im Jahreskreis 2014 A

Messtexte | Word-Dokument

Zweimal ist uns von Jesus eine Brotvermehrung überliefert. Wenn der Evangelist zweimal eine Brotvermehrung schildert, dann hat Jesus auch mindestens zweimal dieses Wunder vollbracht, denn der Evangelist ist nicht so vergesslich, dass er nicht mehr wusste, ob er die eine Brotvermehrung schon berichtet hat oder nicht. Als ich verschiedenes darüber gelesen habe, habe ich mich sehr geärgert, dass in so manchen Predigtbehelfen und Predigtvorschlägen immer wieder angedeutet wird, die Leute hätten Brote dabei gehabt und Jesus habe sie nur motiviert, dem anderen auch etwas zu geben. Immer wieder wurde behauptet, das sei überhaupt kein Wunder gewesen. Das Wunder, das Jesus gewirkt hat, ist, dass die Leute plötzlich ein gutes Herz hatten und miteinander teilten.

Gerade hier wurde mir erneut bewusst, wie schwer wir uns mit den Wundern Jesu tun. Ich bin in meiner Ausbildungszeit immer wieder damit konfrontiert worden, dass die Wunder einfach wegdiskutiert wurden. Der Glaube an die Gottheit Jesus Christi scheint hier doch sehr schwach zu sein. Wenn Jesus nicht Gott ist, dann tu ich mir schwer an all diese Wunder zu glauben, die Jesus gewirkt hat und man muss die Bibel umdeuten.

Wie gehen diese Leute heran an die Heilige Schrift, die doch vom Heiligen Geist inspiriert ist und irrtumslos ist? Wenn Jesus nicht nur Mensch ist, sondern auch Gott ist und daher allmächtig und allwissend, dann kann er sehr wohl ein paar Brote vermehren. Wie viele Wunder werden uns in den Evangelien berichtet und wie oft haben die Leute gestaunt! Wie viele Kranke hat er geheilt! Wie viele Tote hat er auferweckt! Und das soll alles von den Menschen erfunden worden sein? Dann ist auch seine Auferstehung erfunden und unser Glaube wird einstürzen wie ein wackeliges Kartenhaus.

5000 Männer nahmen an dem Mahl teil, dazu noch Frauen und Kinder. 12 Körbe mit übrig gebliebenen Brotstücken wurden eingesammelt. Das ist so passiert, sonst hätte es Proteste gegeben, als die Evangelisten das aufgeschrieben haben.

Nachdem ich nun, was eigentlich nicht notwendig sein müsste, hingewiesen habe, dass das, was in der Schrift steht, wahr ist, kann man das Evangelium auslegen.

Alle wurden satt. Hier darf man nun ruhig auch an die geistliche Speise denken. Hier kann man auf die heilige Kommunion hinweisen. Jesus hat uns hier eine Speise gegeben, die uns sättigt, und die uns stärkt. Die Speise ist diesmal Christus selbst. Beim letzten Abendmahl hat er sich uns damit selbst zum Geschenk gemacht, als er sagte: Das ist mein Leib. Nehmt und esset alle davon. Christus ist dann in unserem Herzen.

Und im Himmel werden wir in Christus sein, so wie Christus jetzt, wenn wir die heilige Kommunion empfangen, in uns ist.

Das ist natürlich ein großes Geheimnis. Genauso wenig fassbar wie die Brotvermehrung. Es ist auch ein Wunder. Aber es gibt Wunder! Wir dürfen uns Gott nicht so weit weg vorstellen. Er schaut auf die Menschen. Er behütet uns. Er sorgt für uns. Und er wird auch in diese Welt weiterhin eingreifen und Wunder wirken. Er hat nicht nur die Welt erschaffen und überlässt sie seinem Schicksal und kümmert sich nicht mehr darum. Das wäre kein liebender Gott, der Menschen erschaffen hat, die lieben so wie er.

Darum danken wir ihm, dass er in der Brotvermehrung auch auf die Menschen geschaut hat, die in Not sind, die nichts zu essen hatten, die hungrig waren und er hat sie alle satt gemacht. Er wird auch uns satt machen, und zwar mit der göttlichen Speise, mit der heiligen Kommunion, letztlich einmal mit der ewigen Glückseligkeit. Amen.


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