4. Fastensonntag A 2017
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4. Fastensonntag 2017 A

Messtexte | Word-Dokument

Zum heutigen Evangelium passt ein Gedicht von Eugen Roth:

„Ein Mensch erblickt das Licht der Welt, doch oft hat sich herausgestellt.

Nach manchem trüb verbrachten Jahr, dass dies der letzte Lichtblick war.“

Es passt für die Pharisäer. Die Pharisäer sind nicht körperlich blind; sie sehen und sehen doch nicht. Sie sind blind im Glauben an den Messias. Der Blindgeborene lebt zwar, hat aber das Licht der Welt nie erblickt. In seinem Leben ist es niemals hell geworden. Er hockt am Wegesrand und bettelt sich seinen Lebensunterhalt zusammen.  „Es ist wahrscheinlich in der Familie eine Schuld da, und deswegen ist er mit der Blindheit bestraft worden von Gott.“, so dachten viele von damals. Er wird nun aber geheilt und kommt zum Glauben an Jesus. Bei dieser recht ausführlichen Heilungszeremonie, die Jesus diesmal wählt, wird die Verbohrtheit der Pharisäer ganz deutlich. Es wäre hier so leicht zu glauben. Das Wunder ist doch offensichtlich! Aber die Pharisäer wollen einfach nicht glauben.

Wie oft geschieht es auch heute, dass jemand einfach nicht glauben will. Immer wieder klopft Gott an sein Herz. Immer wieder spricht Gott durch das Gewissen zum Menschen, aber er will nicht hören. Er hat schon so viele Gnaden von Gott bekommen und immer wieder weist er sie von sich. Das Gewissen wird immer abgestumpfter, bis er die Stimme Gottes gar nicht mehr hört, weil er sein Gewissen andauernd totschlägt.

Das ist auch bei den Pharisäern der Fall. Diese Verbohrtheit der Pharisäer ist schon etwas Trauriges. Es ist schwer sündhaft. Sie fragen den Geheilten gleich zweimal, wie seine Augen geöffnet wurden. Einmal genügt es nicht. Er soll doch endlich zugeben, dass das alles Betrug ist. Sie glauben nicht, dass er von Geburt an blind war, obwohl es ihnen bewiesen wird durch die Eltern. So bleiben sie blind und lehnen Jesus ab. Wir sehen hier ganz deutlich, dass Zeichen und Wunder nicht den Glauben erzwingen. Der Mensch in seiner Freiheit kann die Gnade Gottes, die durch solche Zeichen fließt, zurückweisen. Es ist eine bewusste Blindheit der Pharisäer, die sich dann insofern zeigt, dass sie den Geheilten hinauswerfen und sich dieses Zeugen einfach entledigen.

Diese Verstocktheit der Pharisäer ist wirklich eine schwerwiegende Sünde. Es ist eine innere Verhärtung. Die Seele ist hart geworden, steinhart. Die Gnade Gottes kann nicht eindringen. Die Seele ist hier wie die Erde im Winter: gefroren, unfruchtbar, tot. Das verhindert das Wachsen und das Gedeihen, das neue Erblühen. Es ist der Widerstand gegen die Gnade durch den menschlichen Willen. Das Wesen der Verhärtung besteht darin, dass ein Herz immer wieder, - sei es aus Bosheit, sei es aus purem Leichtsinn, - Gottes Gnadenruf zurückweist. Sie hören den Ruf Gottes, der auf Umkehr und Änderung des Lebens drängt, doch reagieren sie nicht darauf.

Am Anfang steht bei einer Verbohrtheit immer irgendeine Abwendung von Gott, eine Sünde. Welche, das ist nicht einmal ausschlaggebend. Sie ist noch nicht die Verhärtung. Was war die Sünde bei den Pharisäern, die am Anfang stand? Das war vermutlich der Stolz, der Hochmut, den Jesus immer wieder kritisiert. „Ich bin besser als die anderen.“ „Ich verachte deswegen die anderen.“ So wie der Pharisäer den Zöllner verachtet, der aber gerechtfertigt nach Hause geht, weil er demütig an seine Brust klopft: „Sei mir armen Sünder gnädig.“

Und durch diesen Hochmut, diese Überheblichkeit, lehnen die Pharisäer die Gnade Gottes immer wieder ab. Das Herz sperrt sich mehr und mehr gegen die Gnade Gottes.  Immer wieder hätten die Pharisäer ihr Herz öffnen können. Es gibt genügend Beweise für das Wunder, aber sie wollen nicht und ihr Hass wird immer größer. Dies steigert sich so lange, bis es zum Höhepunkt kommt und sie Jesus zum Tode verurteilen.

In der Allerheiligenlitanei beten wir sogar in diese Richtung. Wir bitten Gott, er möge unsere Herzen nicht verhärten. „Von der Verhärtung der Herzen. Befreie uns, o Herr.“ Wir alle sind also in dieser Gefahr uns zu verhärten, abzublocken und Gott nicht hinein zu lassen, wenn er anklopft.

Die Fastenzeit ist jetzt so eine Zeit, wo Gott an unser Herz klopft und sagt: Reinige dein Herz! Lass Licht hinein! Geh beichten und öffne dich für die Gnade Gottes! Nützen wir diese Zeit und befreien wir uns von unseren Sünden, indem wir unsere Sünden bereuen und uns mit Gott versöhnen lassen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024