16. Sonntag im Jahreskreis A 2017
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16. Sonntag im Jahreskreis 2017 A

Messtexte | Word-Dokument

Jesus selbst legt sein Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen aus und dieser Auslegung wollen wir uns anschließen. Der Sämann ist Jesus selbst. Er hat uns vor 2000 Jahren die frohe Botschaft verkündet und seither gibt es viele Sämänner und Säfrauen: Priester, Katecheten, Religionslehrer, besonders auch in der Familie, die Erstverkünder, oft die Mütter, die den Kindern den Glauben weitergeben. Der Samen wird ausgestreut durch unsere Worte, durch Predigten und auch allein durch unser gutes Beispiel. Der Feind, der für das Unkraut verantwortlich ist, ist der Teufel. Er ist auch aktiv und fleißig mit seinen Versuchungen und will auch immer das Böse in unsere Herzen hineinstreuen.

Wesentlich für dieses Gleichnis ist die Ernte. Es gibt den Tag der Ernte: das Ende der Welt. Hier wird deutlich von Jesus gesagt, dass Gott einmal richten wird. Es kommt der Tag, an dem wir für unsere Taten verantwortlich gemacht werden. Jesus ist auch der Richter, der gerechte Richter, der uns, wenn wir Gutes getan haben, belohnen wird, und wenn wir gesündigt haben, dafür bestrafen wird, wenn wir es nicht bereut haben.

Warum heißt es im Gleichnis, dass die Knechte nicht das Unkraut ausreißen dürfen? Man muss dazu wissen, dass es im Orient eine sehr verbreitete Pflanze gibt, den Taumelloch, der dem Weizen sehr ähnlich sieht und erst spät an den kleineren Körnern vom Weizen zu unterscheiden ist. Er muss ausgerissen werden, aber man ist in der Gefahr, auch den guten Weizen auszureißen. Bei Gott ist es anders. Er lässt beides wachsen, bis man es sieht, was es ist: Guter Weizen oder Unkraut. Und das müssen wir mit unserem Leben beweisen. Oft gibt es Dinge, die uns dabei helfen und andere Dinge, die wir meiden müssen, aber manchmal gibt es Dinge, die zu beidem gut sind. Ich denke zum Beispiel an ein Messer. Ich brauche es zum Essen, zum Brotaufschneiden, zum Schnitzen, usw. Ich kann das Messer aber auch zum zustechen verwenden und andere damit verletzten oder sogar töten, dann ist es nicht guter Weizen, sondern Unkraut. Und so gibt es viele Dinge. Mit einem Hammer ist es ähnlich. Ich kann Nägel einschlagen und zuschlagen. Mit den Medien genauso. Ich kann im Fernsehen schlechte und gute Filme anschauen, mich weiterbilden oder Blödsinn anschauen. Ich kann das Internet für viel Gutes verwenden, aber eben auch sündigen. Ich kann die Kernspaltung zur Energiegewinnung nutzen und ich kann eine Atombombe bauen. Jesus sagt, nicht den Hammer, die Medien entsorgen, weglassen, ausreißen, sondern beides wachsen lassen und es zum Guten verwenden.

So könnte man vielleicht dieses Gleichnis in diese Richtung auch auslegen, dass es auf dieser Erde Dinge gibt, die für Gutes verwendet werden könnten, und ebenso für Schlechtes. Verwendet es zum Guten und vernichtet es nicht, reißt es nicht aus. Am Ende wird der, der es zum Sündigen verwendet hat, in den Ofen geworfen, in dem das Feuer brennt. D.h. es gibt den Ort des Verderbens. Es gibt die Möglichkeit, dass unser Leben nicht gelungen ist und dass Gott das Urteil darüber gesprochen hat. Es gibt aber ebenso und für uns die große Hoffnung, dass am Ende der Zeiten die Engel uns als guten Weizen in die Scheune bringen, wo wir bei Gott sind und für immer glücklich sein werden. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024