4. Sonntag im Jahreskreis A 2017
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4. Sonntag im Jahreskreis 2017 A

Messtexte | Word-Dokument

„Hast du was, dann bist du was!“ Das heißt so viel wie: Wenn du viel Geld hast, dann zählst du etwas vor dem Menschen, dann schaut man dich voll Bewunderung an.

Wenn einer ein neues Auto hat, dann wird er bewundert. Wenn in der Schule jemand ein neues Spielzeug mitnimmt, dann wird er in der Pause meist umringt und vielleicht sogar beneidet. Nicht selten möchte man dann selber so etwas und schaut voll Neid auf den anderen. Dem Reichen tut das wahrscheinlich gut. Er hat deswegen mehr Ansehen, ist wichtig, wird bestaunt und steht im Zentrum.

Genauso ist es mit jemand, der Reden kann, der gute Witze weiß und in der Gesellschaft dadurch oft im Mittelpunkt steht, andere zum Lachen bringen kann oder schöne Geschichten auf Lager hat. So ein fähiger Mensch zieht andere Menschen in seine Nähe. Vielleicht hätte man diesen gerne als Freund. „Hast du was, dann bist du was!“

Wer aber ist bei Jesus angesehen? Bist du auch bei Jesus etwas, wenn du etwas hast? Hier schaut es ein wenig anders aus. „Selig die Armen, denn ihnen gehört das Himmelreich.“ Hast du nichts, dann bist du was, würde das doch übersetzt heißen. Diese armen Menschen, so sagt Jesus, haben bei Gott einen besonderen Platz, den wichtigsten Platz, den es je gibt, nämlich den Platz neben Gott in der Ewigkeit. In die Ewigkeit kann man nichts mitnehmen von dem Reichtum dieser Welt.

Als man im Urchristentum, in der Verfolgungszeit hörte, dass die Christen wertvolle Gefäße bei der hl. Messe benützen, wollte der Kaiser diesen Reichtum haben und der heilige Laurentius, der diesen Reichtum damals als Diakon verwaltete, wurde gefangen genommen. Der Kaiser wollte, dass er ihm all diesen Reichtum gibt. Laurentius erbat sich drei Tage, dann werde er dem Kaiser den Reichtum der Kirche bringen. Was tat er in diesen 3 Tagen? Er verschenkte allen Reichtum den Armen und Bedürftigen und brachte alle Kranken und Bettler zum Kaiser am dritten Tag und sagte: Das ist der Reichtum der Kirche. Voller Zorn übergab der Kaiser Laurentius den Henkersleuten, die ihn dann auf einen glühenden Rost marterten und zu Tode quälten.

„Hast du nichts, dann bist du was bei Gott.“

Diesen armen Menschen schenkt Gott seine Aufmerksamkeit in besonderer Weise. Wer alles hat oder zu haben meint, ist in Gefahr Gott zu vergessen.

In den 8 Seligpreisungen macht Jesus etwas deutlich, was uns momentan verwundert. Die Armen sind glücklich, die Trauernden, die Verfolgten, usw.!

Ich darf aber dabei nicht nur die finanziell Armen in der Dritten Welt sehen. Das ist stark verkürzt. Die Armen, das sind ebenso die, die bewusst auf etwas verzichten, die nicht immer alles haben wollen, denen die irdischen Dinge zweitrangig sind, die nicht am Geld kleben, nicht immer nach Geld streben, die erkannt haben, dass wir eigentlich alle arm sind im Vergleich zu Gott.

Wer sind die Trauernden? Das sind nicht nur die, die Tränen in den Augen haben, weil sie z.B. einen Todesfall haben, sondern das sind auch die, die über die Sünden trauern, die über die eigenen und über die Sünden der anderen Menschen traurig sind. Den Trauernden ist das Leid in der Welt nicht egal. Sie werden mitleiden. Wie hat Petrus über die eigenen Sünden geweint! Wie hat Maria Magdalena ihre Sünden beweint! Und Jesus hat sie getröstet. Bei Jesus finden wir alle Trost.

Diese zwei Seligpreisungen mögen genügen.

Der zweite Teil jeder Seligpreisung ist die Belohnung. Das ist immer der Himmel. Den Armen gehört das Himmelreich. Die Trauernden werden getröstet: natürlich im Himmel. Die keine Gewalt anwenden werden das Land erben. Das ist wiederum der Himmel. Man ist satt im Himmel bei Gott. Man findet Erbarmen bei Gott. Die ein reines Herz haben werden Gott schauen.

Jesus verweist hier immer auf den Himmel. Er verspricht diesen Leuten die ewige Glückseligkeit und das ist der große Trost.

Natürlich hängt das mit dem Glauben zusammen. Wer es nicht glauben kann, der sagt: Wir vertrösten auf die Ewigkeit. Wir aber glauben es. Daher sind wir auch schon in dieser Welt glücklich und sehnen uns danach.

Jeder Mensch braucht auch Sehnsucht. Die Sehnsucht nach Gott ist der liebende und tröstende Schmerz des „noch nicht Habens“.

Wer keine Sehnsucht hat, ist arm, auch wenn er reich ist. Und so würde ich sagen. „Hast du Sehnsucht, dann bist du was.“ Wer Sehnsucht nach Gott hat, der ist für Gott schon bei Gott. Denn dieser Mensch will bei Gott sein und Gott sehnt sich auch selbst natürlich nach diesen Menschen, dass dieser bald bei ihm ist und wird es ihm sicher einmal erfüllen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024