Osternacht A 2017
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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Osternacht 2017 A

Messtexte | Word-Dokument

„Die Frauen eilten voll Furcht und großer Freude zu seinen Jüngern!“ Ist das nicht ein Widerspruch? Furcht und Freude? Entweder ich freue mich über etwas, oder ich fürchte mich vor jemand. Aber beides zugleich? Bin ich da nicht schizophren?

Wir dürfen heute nur große Freude empfinden! Bei uns ist wirklich die Furcht gewichen, die damals die Engel und Jesus versucht haben, den Frauen und den Aposteln wegzunehmen.

Damals war es noch kein Ostern so wie bei uns. Da erklang noch kein Osterhalleluja, sondern da entstand ein gewaltiges Erdbeben, ein Osterbeben. Wieder so ein Erdbeben wie bei der Kreuzigung! Da muss man doch Angst haben. Nun aber kam nicht Verdunkelung der Erde, sondern Erleuchtung durch die Blitzgestalt des Engels mit einem weißen Schneegewand. Der Engel leuchtete wie ein Blitz, heißt es! Für die Wächter war es ein so großer Schock, dass sie wie tot zu Boden fielen. Der Engel wälzte den Stein weg und hat sich draufgesetzt. Naja, vielleicht war er müde vom Steine schieben. Aber Spaß beiseite, er lädt die Frauen ein ins leere Grab zu schauen und sagt ihnen die frohe Botschaft. „Er ist auferstanden.“ Er lebt. Freut euch. Er hat den Tod besiegt. Ihr braucht nicht mehr traurig sein. Doch so ganz schnell geht das nicht. Sich auf Befehl freuen, ist nicht so leicht. Der Zweifel ist sicher noch in ihrem Herzen. Kann das alles wahr sein? Die Angst steckte doch noch in den Gliedern. Und wenn jemand einen Schock hat, dann dauert die Heilung eine gewisse Zeit. Es war dies der Auferstehungsschock.

Dieser Auferstehungsschock ist auch bei den Aposteln da.

Der heilige Lukas berichtet über Petrus, der das leere Grab sieht. „Dann ging Petrus nach Hause, voll Verwunderung über das, was geschehen war.“  Auch hier kein jubelnder Petrus, sondern ein nachdenklicher Petrus, einer der sich wundert, einer, der noch nicht ganz versteht, was das alles zu bedeuten hat. Das leere Grab war zuerst einmal schwer zu verkraften. Denn das leere Grab lässt doch auch mal zuerst viele Fragen aufsteigen. Leichnam gestohlen? Wohin gebracht? Den angeblichen Gärtner fragt Maria Magdalena, wo er ihn hingetragen hat! Auf alle Fälle ist er nicht hier?

Dann die Frage: Was bedeutet auferstanden? Ja, jetzt werden sie es gleich erfahren, wenn er ihnen erscheint. Und auch für Petrus wird es Gewissheit, wenn er ihn sieht. Er weiß nun, dass Jesus lebt. Er darf ihn berühren, er darf mit ihm sprechen. Er sieht ihn essen. Jesus selbst gibt ihnen die letzten Aufträge. Er  schenkt ihnen das Bußsakrament, die heilige Beichte, wem ihr die Sünden nachlässt, dem sind sie nachgelassen. Und alle stellen sich immer wieder die Frage: Wer ist dieser Jesus? Das kann nur Gott! Ist er wirklich Gott? Ist Gott wirklich in Jesus Mensch geworden? Nur Gott kann den Tod besiegen, nur Gott kann von den Toten auferstehen.

Was ist diese Auferstehung? Manche Menschen glauben an eine Wiedergeburt, ein Reinkarnation. Immer mehr sind von diesen falschen buddhistischen und hinduistischen Irrlehren begeistert. Ich werde auferstehen als Tier. Ich werde einmal als etwas anderes wiedergeboren. Es ist diese Wiedergeburt in diesen Religionen eine Bestrafung, weil du noch nicht vollkommen bist und noch nicht ins Nirwana, in das Nichts eingehen kannst. Du bist noch zu „erdgebunden“. Ganz verstehen kann ich daher das nicht, dass diese Lehre so anziehend ist in der heutigen Zeit, dass diese esoterischen Strömungen boomen und viele darauf hereinfallen. Aber anscheinend stimmt es, wer den wahren Glauben über Bord geworfen hat, da kommt der Irrglauben zum Hintertürchen herein.

Wir Christen jedoch glauben, dass wir nur ein Leben auf dieser Erde haben. Hier bereiten wir uns auf den Himmel vor. Und dieser Himmel ist kein Nichts, kein Nirwana, sondern wir werden darin mit verklärtem Leib und geläuterter Seele auf ewig leben und glücklich sein. Hier auf Erden zu leben, ist zwar manchmal Mühsal, mühsam, anstrengend, aber keine Bestrafung. Mit Reinkarnation hat Auferstehung nichts zu tun.

Wir glauben an die Auferstehung Jesu, der als erster sozusagen entschlafen ist. Wenn Jesus nicht auferstanden wäre, dann wäre unser Glaube sinnlos, dann werden auch wir nicht auferstehen.

Petrus und die anderen Jünger mussten sich diese Frage stellen. Auferstehung heißt wirklich als ganzer Mensch auf ewig zu leben. Petrus hat sich für diesen Glauben entschieden, entschieden an die Auferstehung Jesu zu glauben und durfte dann jubeln, durfte dann mit dem Herzen auch jubeln. Das ging zwar noch nicht am Ostersonntag in der Früh, aber sicherlich am Abend, als er Jesus sehen durfte. Von da an konnte er mit Überzeugung verkünden: Jesus ist auferstanden. Halleluja! Ich habe ihn mit meinen eigenen Augen gesehen. Er lebt wirklich. Freut euch und jubelt, denn Christus hat den Tod besiegt und daher hat Trauer keinen Platz am heutigen Tag. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024