Taufe des Herrn 2017
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

Taufe des Herrn 2017 A

Messtexte | Word-Dokument

Eine Eingangsgeschichte. In einem abgelegenen Dorf auf einer Berghütte hauste eine alte Frau in großer Not. Der Hunger plagte sie, und die Kälte war oft in den kalten Wintertagen nicht auszuhalten. Da kam einmal der neue Pfarrer vom Tal herauf. Dem klagte sie ihre Not. Er fragte sie, ob sie nicht jemand hätte, der sie ein wenig unterstützt. „Sicher“, antwortete die Frau. „Ich habe noch einen Sohn, aber der ist weit weg. Er ist Kaufmann in Australien, schon viele Jahre.“ „Und schickt euch der nichts?“ „Doch, an jedem Heiligen Abend kommt ein langer Brief und jedes Mal sind in dem Brief auch Bilder drin!“ „Bilder?“, fragte der Pfarrer. „Was für Bilder? Darf ich die einmal sehen?“, fragte er voller Neugier. Die Alte kramte in einer alten Kommode herum, brachte die vielen Briefe und zeigte sie dem Pfarrer. Der aber machte große Augen und lachte hell auf. „Wissen sie, was das für Bilder sind? Banknoten sind das, australische Banknoten mit den Bildern berühmter Männer. Sie sind reich und wussten es gar nicht. Sie brauchen nicht mehr zu hungern und zu frieren.“

Was hat diese Geschichte mit dem heutigen Evangelium zu tun? Wir hörten von der Taufe Jesu. Jesus lässt sich von Johannes taufen. Es ist eine Taufe der Umkehr. Die Leute sollen sich dadurch auf das Kommen des Messias vorbereiten. Es nicht unser Sakrament der Taufe und doch erinnert es uns an die eigene Taufe. Das Sakrament der Taufe tilgt die Erbschuld und alle persönlichen Sünden. Wir werden mit der heiligmachenden Gnade beschenkt. Der Himmel, der vorher verschlossen war, ist wieder geöffnet. Wenn bei der Taufe Jesu sich der Himmel öffnete und die Stimme des Vaters zu hören war, ist das genau damit ausgedrückt, dass sich für uns der Himmel wieder geöffnet hat. Das Schweigen Gottes ist vorbei. Das Wort selber ist ja Mensch geworden. Es ist der Beginn des Auftretens Jesu. Das Wort beginnt zu sprechen. Den Auftrag bekommt Jesus von seinem Vater im Himmel. Der Vater beginnt zuerst zu sprechen und offenbart der Welt seinen geliebten Sohn. Durch unsere Taufe ist uns also dieses großartige Geschenk zuteil geworden wieder in die ewige Glückseligkeit gelangen zu können. Das ist etwas unvorstellbar Großes. Eine wunderbare Gnade. Die heilige Taufe!

Und jetzt bin ich bei unserer Geschichte. Es geht vielen Getauften so wie dieser alten Frau. Sie wissen nichts von ihrem Reichtum. Sie wissen nicht, dass sie vom Sohn so beschenkt wurden, dass es wertvolle Banknoten sind, die sie besitzen. Mit der Taufe wurde jeder mit vielen Gnaden beschenkt, und wir sind reich. Nur wer sich das aber bewusst ist und diese Banknoten nicht in die Kommode schiebt, der darf sich auch daran erfreuen.

Heute möchte ich ihnen diese Frohbotschaft in Erinnerung rufen. Wir sind alle getauft. Das ist eine himmlische unverdiente Gnade. Danken wir dafür. Haben sie dem Herrgott schon mal für die Gnade der Taufe gedankt? Wir nehmen diese Geschenke Gottes, die uns in den Sakramenten zuteilwerden, oft so undankbar entgegen und uns ist gar nicht bewusst, was Großes wir empfangen haben. Die Taufe ist nicht an sich schon die Eintrittskarte für den Himmel, aber doch eine ganz große Hilfe. „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden! Wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“ So steht es im Markusevangelium Kap. 16,16. Zur Taufe gehört eben dann auch wesentlich der Glaube, den wir den Kindern versuchen ins Herz zu legen. Bewahren wir uns den Glauben! Erfreuen wir uns daran! Wir sind wirklich durch die Taufe Kinder Gottes geworden. Die Liebe Gottes wurde an uns offenbar, in dem er uns seinen Sohn gesandt hat, der uns die Sakramente schenkte, der uns den Auftrag gab vor der Himmelfahrt. Geht in die ganze Welt hinaus und tauft alle Menschen. Das alles ist heute im Fest der Taufe Jesu inbegriffen. Wir sind es uns nur oft zu wenig bewusst. Kramen wir also unsere Banknoten aus der Kommode, die wir erhalten haben und freuen wir uns, dass wir reich an Gottes Gnaden sind. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024