Allerheiligen A 2020
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Allerheiligen 2020 A

Messtexte | Word-Dokument

Der Allerheiligentag ist traditionell der Tag, an dem wir auf den Friedhof gehen und am Grab für unsere verstorbenen Verwandten beten. Wir werden dadurch erinnert an den Tod, an das Sterben und an das Leben nach dem Tod.

Zunächst aber ist dieses Fest Allerheiligen ein Fest mit dem Blick nach oben. Wir schauen mit der Kirche auf die große Zahl, die im Himmel ihre Vollendung gefunden haben. Wir nennen sie die Heiligen, die Freunde Gottes (wie es in einem bekannten Lied heißt). Das Wort „heilig“ klingt in manchen Ohren nicht positiv. „Heilige werden“ ist für manche unerreichbar weit weg und vielleicht denken wir auch an das Wort „scheinheilig“. Aber Heilige sind nicht nur Gestalten der Vergangenheit. Heilige gibt es zu allen Zeiten, und Heilige gibt es auch in der heutigen Zeit. Es ist sogar so, dass wir alle zur Heiligkeit berufen sind. Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Gott hat sozusagen nur ein Hobby. Er sammelt Heilige für den Himmel. Er ist unentwegt auf der Suche, Menschen zu Heiligen zu machen. Er sammelt aber keine seltenen Gegenstände, wie es bei Sammlern oft der Fall ist, sondern wertvolle Menschen. So wie manche bestimmte Briefmarken sammeln, so sammelt Gott in seinem Album Heilige. Wir sollen alle einmal in diese Sammlung im Himmelreich eingehen und keiner darf fehlen. Wie ein eifriger Sammler nimmt Gott viele Mühen auf sich. Um seine Sammlung zu vervollständigen und zu vergrößern, lässt er sich vieles einfallen. Er hat sogar den weiten Weg auf sich genommen und ist selber Mensch geworden, um Menschen zu suchen. Er möchte sie gewinnen nach Heiligkeit zu streben, um seine Sammlung ganz vollständig zu haben, dass ja keiner am Ende abgeht und vermisst wird. Auf viele Weisen sendet er auch heute sein Wort an uns. Es gibt das Angebot der Sakramente, die uns auf den Weg zur Heiligkeit helfen. Das Wort Gottes kann durch eine Predigt zu uns gelangen. Die Frohe Botschaft kann im Religionsunterricht verkündet werden. Manche Menschen machen Einkehrtage und Exerzitien, die sie näher zu Gott hinbringen. Es kann ein Aufruf zum Gebet sein, dass wir wieder an Gott denken, vielleicht sogar der Aufruf Gott zu bitten, er möge uns bald von dieser Pandemie befreien, usw.

Wenn wir beim Beispiel mit dem Briefmarkensammler bleiben, können wir vielleicht sagen: Der liebe Gott ist ein Briefmarkensammler, der nur gestempelte Briefmarken sammelt. Gott sammelt nur Menschen, die mit dem Stempel Gottes versehen sind. Wir sind alle durch die Taufe schon einmal gestempelt worden. Aber dieser Stempel verschmutzt mit der Zeit. Du musst den Stempel reinigen, damit die Heiligkeit in deinem Herzen wieder schön sichtbar wird, dann nimmt Gott dich in sein Album auf.

Eine Möglichkeit gestempelte Briefmarken zu bekommen ist, Briefe zu schreiben, mit der Bitte um Antwort. Der Briefmarkensammler schreibt viele Briefe, und bittet um eine Antwort durch einen Brief, um eine gestempelte Briefmarke zu bekommen. Aber nicht immer kommt der ersehnte Antwortbrief.

Die Briefe Gottes kommen zwar immer im Postkasten an, aber manche Briefe Gottes werden nicht aus dem Postkasten geholt oder kommen an den Absender zurück mit dem Vermerk: „Annahme verweigert“. Das sind Menschen, die von Gott nichts wissen wollen.

Andere kommen zwar an, werden aber als bloße Reklame manchmal achtlos weggeworfen. Vielleicht ist zufällig einmal etwas dabei. Vielleicht schauen sie den Brief zu Weihnachten oder zu Ostern genauer an und reagieren darauf, sodass sie dann in die Kirche gehen.

Wieder andere Briefe werden sehr oberflächlich gelesen, es berührt sie im Herzen nicht und werden schnell wieder vergessen. Dann gibt es Leute, die nur auf bestimmte Briefe antworten, die für sie wichtig sind, d.h. die nur zu bestimmten Phasen des Lebens antworten und zur Messe kommen und an Gott denken, wenn Firmvorbereitung ist, oder wenn Erstkommunionvorbereitung ist, aber nicht jeden Sonntag.

Manchmal jedoch wird der Empfänger gefesselt von der Botschaft Gottes in diesem Brief, und er antwortet darauf. Wer sich auf die Brieffreundschaft Gottes einlässt, ist auf dem Weg zur Heiligkeit. Er schreibt ihm oft zurück. Er tritt in Kontakt mit Gott. Er spricht mit Gott. Er betet. Er gibt Antwort auf die Liebe Gottes und seine Briefmarke wird gestempelt, bzw. gereinigt. Je mehr er darauf antwortet, umso deutlicher wird dieses Siegel zu lesen sein. Wenn wir heute auf den Friedhof gehen (leider können wir es dieses Jahr nicht gemeinsam machen, sondern nur jeder persönlich), beten wir für die armen Seelen im Fegfeuer. Das sind die Menschen, die gestempelte Briefmarken sind, aber noch nicht schön genug sind, um in das Album aufgenommen zu werden. Sie müssen vorher gereinigt werden.

Heute soll das Fest Allerheiligen ein Aufruf an uns alle sein, auf den Brief Gottes zu antworten und die Einladung Gottes nicht beiseiteschieben. Gott lädt uns ein, sich einzulassen auf sein Hobby: Erstens sich selber stempeln zu lassen mit dem Siegel Gottes und dieses Siegel immer wieder reinigen, und zweitens Ausschau zu halten, dass viele andere ebenfalls auf die Werbung Gottes hören. Er möchte sein Hobby vollenden und alle gestempelten Briefmarken einmal bei sich in der ewigen Glückseligkeit haben. Eines ist bei seinem Hobby entscheidend: Nur gestempelte Briefmarken können in den Himmel eingehen und im Album Gottes die ewige Heimat finden. Amen.

 


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024