5. Fastensonntag A 2020
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5. Fastensonntag 2020 A

Messtexte | Word-Dokument

Nachdem Jesus Lazarus von den Toten auferweckt hat, sagte er: „Löst ihm die Binden, und lasst ihn weggehen.“ Lasst ihn einmal weggehen! Warum sagt er: „Lasst ihn jetzt einmal weggehen!?“ und warum soll er nicht bei seinen Schwestern bleiben und sich mit ihnen freuen? Vielleicht brauchte Lazarus jetzt einmal Zeit, alles zu verarbeiten, was mit ihm geschehen ist.

Bisher habe ich immer eigentlich den Gedanken gehabt, dass sich Lazarus über seine Rückkehr zum Leben gefreut hat. Doch war es nicht vielleicht auch ein Schock für Lazarus? Wenn jemand unsanft geweckt wird, braucht derjenige einmal eine ganze Weile, bis er dann „zu Verstand kommt“ und halbwegs ansprechbar ist. Am besten lässt man ihn erst einmal in Ruhe zu sich kommen. Lazarus schlief nicht, sondern er war schon vier Tage tot. Umso größer jetzt diese Überraschung wieder im Leben zu stehen, und da soll er sich jetzt einmal neu orientieren und ein Stück weggehen.

Es gibt eine Begebenheit, die uns vom heiligen Don Bosco überliefert ist. Der große Heilige von Turin hat auch einmal einen seiner Burschen, die er betreut hat, auferweckt hat. Er kam zu spät und der Junge war bereits vor 12 Stunden gestorben. Don Bosco ging hin, hat den Leichnam gesegnet und mit den Worten „Karl, steh auf!“ kam wieder Leben in ihm. Der Karl ging aber nicht weg, blieb bei Don Bosco und hat bei ihm dann gebeichtet und nach 2 Stunden fragte er ihn, da er jetzt ja vorbereitet ist, ob er nicht doch wieder weggehen will und zu Gott zurückkehren will. Mit den Worten: „Ich will in den Himmel gehen“ hauchte er erneut – diesmal ganz glücklich zu Gott zu kommen - seine Seele aus.

Wenn jemand der Glückseligkeit schon so nahe ist, könnte ich mir vorstellen, dass es ihm sogar lieber wäre, nicht wieder auf der Erde leben zu müssen, sondern in den Himmel gehen zu dürfen. Dies ist natürlich nur verständlich, wenn ein ganz fester Glaube an die Ewigkeit und an die Auferstehung im Herzen ist.

Dieser Glaube wird deutlich im Dialog zwischen Marta und Jesus. Wenn Marta sagt „Ich weiß, dass mein Bruder auferstehen wird.“, bekundet sie ihren Glauben an ein Weiterleben nach dem Tod. Jesus verlangt diesen Glauben: „Wer an mich glaubt, wird leben.“ Dieser Glaube ist ganz wichtig. Er ist Voraussetzung für dieses ewige Leben. Jesus ist Herr über Lebende und Tote. Er kann Tote zum Leben erwecken. Es ist dies schon ein Vorausbild für seine eigene Auferstehung. Er selbst bleibt auch nicht im Tod. Und wir alle bleiben nicht im Tod. Auch uns ruft Jesus einmal zu: „Lazarus, komm heraus!“ oder wie Don Bosco gesagt hat: „Karl, steh auf.“ Wir finden ähnliche Worte Jesu bei der Auferweckung der Tochter des Jairus „Talita kum! Mädchen, ich sage, dir, steh auf.“ und ebenso bei der Auferweckung des Jünglings von Nain: „Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf!“ Immer ist es auch der Zuruf an uns: Steh auf! Wir werden diesen Zurufen einmal am Ende der Tage bei der Auferweckung am letzten Tag hören. Da hören wir dann die laute Stimme des Menschensohnes: Komm heraus aus deinem Grab und nimm teil an der Freude deines Herrn. Alle, die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen. Nach dem Tod ist es eben nicht einfach aus. Nach dem Tod geht es erst los, könnte man sagen.

Wenn wir uns in diesen Tagen in einer anderen, besonderen Weise aufgrund des Coronavirus, aber natürlich trotzdem auf Ostern vorbereiten, dann weil Jesus auferstanden ist und weil auch wir auferstehen werden. Deswegen hat er gelitten, ist gestorben und hat den Tod besiegt, damit wir ebenso einmal auferstehen, so wie er von den Toten auferstanden ist, um einmal für ewig bei ihm zu sein. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024