Fronleichnam A 2020
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Fronleichnam 2020 A

Messtexte | Word-Dokument

Die Eucharistie ist das Zentrum unseres Glaubens. Wir treffen uns jede Woche, um Gottesdienst zu feiern. Beim letzten Abendmahl hat Jesus uns dies aufgetragen: Tut dies zu meinem Gedächtnis. Wir sind geladen zum Tisch des Herrn, um Mahl zu halten.

Nun ist es aber kein Geheimnis, dass das gemeinsame Essen nur ein sehr dürftiges Zeichen ist: Allzu viel zum Essen gibt es im Gottesdienst nicht, vom Trinken ganz zu schweigen. Und gemeinsam tun wir es auch nicht: Alles geht hier schön nach der Reihe. Wir stehen eher wie im Supermarkt Schlange.

Das stört vielleicht. Viele, die einen Gottesdienst vorbereiten, sind bemüht, den Gedanken des gemeinsamen Essens, des Mahlhalten, deutlicher hervorzuheben. Aber das stößt an seine Grenzen. Was wir hier im Gottesdienst feiern, kann nicht an ein wirklich gemütliches Essen herankommen, wie wir es im Gasthaus erfahren. Und ein Schnitzel mit Pommes schmeckt besser als ein kleines Stückchen Brot.

Jetzt gibt es hier Versuche, die total in die falsche Richtung gehen. Es werden Tischmessen angeboten. In kleineren Gruppen wird manchmal selbstgebackenes Brot genommen. Der Tisch wird festlich gedeckt, um diesen Mahlcharakter in den Vordergrund zu stellen. Doch der Mahlcharakter steht nicht im Vordergrund.

Der Ursprung unseres Gottesdienstes geht auf das Paschamahl zurück, das kurz vor dem Auszug aus Ägypten gehalten wurde. Da ist keine Rede von einem gemütlichen Beisammensein: Stehend soll gegessen werden, den Mantel und Gürtel bereits angelegt. Hastig soll gegessen werden, denn der Aufbruch ins gelobte Land steht kurz bevor. Man sitzt also nicht im Kreis. Das zerstört also den Mahlcharakter, ist aber auch wesentliches Element unserer Eucharistiefeier. Wir sind unterwegs! Unser Gottesdienst dient der Stärkung auf unserer Lebensreise. Das wirklich gemütliche Mahl mit reich gedecktem Tisch erwartet uns im Himmel.

Und die Gemeinschaft, die wir erfahren, kommt nicht in erster Linie in der Tischgemeinschaft, sondern in der Weggemeinschaft zum Ausdruck, denn noch sind wir nicht am Ziel unseres Lebens. Wir müssen uns immer wieder daran erinnern, dass wir uns nicht hier dauerhaft einrichten. Unsere Heimat ist im Himmel.

Deswegen hat Jesus nicht die Feier der Agape, das gemütliche Ritual der Tischgemeinschaft (mit den Sündern und Zöllner), sondern das hastige und ungemütliche Paschamahl als Form für sein Andenken gewählt. Und ganz besonders deutlich wird unser „Auf-dem-Weg-Sein“ mit dem Herrn im Zeichen der Fronleichnamsprozession, wenn wir hinausgehen. (Heuer leider in einer kürzeren Form.) Das ist der erste Aspekt von Fronleichnam. Wir sind mit Christus auf dem Weg.

Übrigens hat Jesus dann sehr deutlich der Heiligen Messe den Opfercharakter eingeprägt, als er auf sein Leiden und sein Opfer am Kreuz hinwies. Sein Leib wird geopfert und hingegeben für uns. Sein Blut wird für uns vergossen. Und da ist nun wirklich jeder Versuch das Mahl in den Vordergrund zu schieben fehl am Platz.

Der zweite Aspekt von Fronleichnam ist: „Zeugnis geben“. Wir zeigen heute Christus der Welt, auch wenn es nur eine kleine Wegstrecke ist. Wenn immer weniger mitgehen und vielleicht immer mehr Menschen uns sehen, wird dieser Aspekt immer stärker. Ich denke an den missionarischen Aspekt. Wir bekennen damit diesen Glauben an die Gegenwart Christi.

Und der dritte Aspekt ist die Anbetung. Wir bieten alles auf, um Gott Ehre im Allerheiligsten Sakrament zu erweisen. Wir verwenden Weihrauch, wir streuen Blumen, wir läuten mit den Glocken, wir beten, wir singen, wir verwenden Fahnen, der Priester geht unter dem Himmel, die Feuerwehr und die Erstkommunionkinder sind normalerweise da, die Ministranten usw.

Der wichtigste Aspekt, ist und bleibt, dass wir Gott anbeten. Das ist auch bei jeder heiligen Messe das Entscheidende. Er möchte angebetet werden, wenn er sich klein macht und in der Gestalt des Brotes und des Weines gegenwärtig wird. Gott, der Schöpfer, will vom Geschöpf angebetet werden. Deswegen knien wir bei der Wandlung, beim Segen und machen uns klein.

Fronleichnam heißt also, sich mit Christus auf dem Weg machen, ihn der Welt zu zeigen und ihn anbeten, damit alle wissen, wer Gott ist: nämlich der ewige allmächtige Gott, der uns erschaffen hat. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024