17. Sonntag im Jahreskreis A 2020
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17. Sonntag im Jahreskreis 2020 A

Messtexte | Word-Dokument

Wir hörten im Evangelium drei Gleichnisse. Ich möchte über das letzte Gleichnis ein paar Worte sagen. Hier spricht Jesus eigentlich über die Kirche, die er gegründet hat. Das Netz mit den Fischen ist die Kirche hier auf Erden und in diesem Netz sind gute und schlechte Fische. Am Ende werden die Engel kommen und die guten von den schlechten trennen. (Das erinnert uns an das Gleichnis vom letzten Sonntag mit dem Weizen und dem Unkraut.)

Warum gibt es überhaupt das Böse in der Kirche? Warum duldet Jesus das Menschliche in seiner Kirche? Es wäre doch viel schöner, wenn das alles nicht da wäre. Aber Gott will nicht dauernd mit harter Hand eingreifen, um das Wachstum der Ernte zu gefährden. Er respektiert unseren freien Willen und zwingt auch nicht zum Guten. Wir sollen nun nicht nörgeln und mit dem Finger auf andere zeigen, sondern wir wollen auf uns selber schauen.

Und dann kann man ruhig auch an die Verteidigung der Kirche denken, denn immer wieder werfen gerade die Gegner der Kirche uns das vor, dass in der Kirche auch schlechte Fische sind. Wir können denen antworten, dass auch Christus selbst das Menschliche geduldet hat. Die Kirche soll nicht christlicher sein als Christus! Es gibt so viel Gutes, so viel Positives, was die Kirche tut! Die Glieder der Kirche haben nicht deswegen gesündigt, weil die Kirche es so lehrte, sondern vielmehr, obwohl die Kirche etwas ganz anderes lehrte!

Es wird in der Kirche immer wieder gute und schlechte Menschen geben, aber nicht für immer und ewig. Jesus wollte eine Kirche für alle Menschen. Darum gibt es kein Netz nur für auserwählte Fischsorten, sondern ein gewaltiges Schleppnetz, das alles mit sich nimmt, was in seinen Bereich kommt. Allerdings wollte Jesus eine heilige Kirche, aber nicht eine Kirche nur für Heilige. Die Kirche ist in ihrem Wesen und in ihrer Bestimmung heilig. Wie weit das einzelne Glied der Kirche in diese Heiligkeit hineinwächst, hängt von jedem Einzelnen ab. Sicherlich wäre es schöner, wenn nur gute Menschen in der Kirche Christi wären. Dann wäre die Kirche aber nie Weltkirche geworden, denn welcher Mensch ist nur „gut“? Und wer weiß vom Mitmenschen, dass er nur „böse“ ist? Und kann nicht ein Guter schlecht und ein Böser gut werden? Was dann? Jesus Christus wusste genau, was er wollte und meinte, als er das Bild vom Fischnetz erzählte. Es muss in der Kirche Gottes neben den guten auch die bösen Menschen geben.

Wir wissen nicht, ob der Schaden größer ist, wenn sich das Böse so ungehindert auswirken darf in der Kirche. Der Schaden ist groß, aber ob er größer ist, das muss Christus besser wissen als der kurzsichtige Mensch. Der Mensch muss sorgen, dass er ein guter Fisch ist und in diesem großen Netz der Kirche bleibt und dass wir mit Gottes Hilfe andere mit uns ziehen zum Guten. Aber zuerst steht der Kampf gegen das Böse in uns und dann gegen das Böse um uns. Das ist der Auftrag, der uns gestellt ist. Diesen Auftrag wollen wir erfüllen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024