19. Sonntag im Jahreskreis A 2020
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19. Sonntag im Jahreskreis 2020 A

Messtexte | Word-Dokument

Ich möchte mit einer lustigen Geschichte beginnen: Der alte Hund des Jägermeisters war tot! Schweren Herzens kaufte sich der Jäger nach einiger Trauerzeit einen neuen Hund! Bei der ersten Entenjagd war er gespannt, was das neue Tier brachte. Der Jäger legte an, zielte und schoss. Sofort sprintete der Hund los, lief über das Wasser auf die herabgestürzte Ente zu und brachte sie dem Jäger. Der Jäger war verblüfft! Er hat einen Hund, der über das Wasser laufen kann? Sofort versuchte er es nochmals mit demselben Ergebnis. Der Jäger konnte es kaum glauben! Da ihm aber wohl auch sonst niemand glauben würde, nahm er einen Freund mit zur Jagd. Er sagte aber nichts, sondern legte ohne Kommentar auf eine Ente an, zielte und schoss! Der Hund sprintete los, lief über das Wasser auf die Ente zu und brachte sie trockenen Fußes zu seinem Herrchen! Der Freund vom Jäger sagte kein Wort, bis es der Jäger nicht mehr aushielt und ungeduldig fragte: „Und? Was sagst du zu meinem Hund? Fällt dir was auf?“ Der Freund schaute ihn skeptisch an und sagte dann: „Naja, dein neuer Hund ist offenbar sogar zu faul zum Schwimmen…“

Die Komik dieser Geschichte ist, dass der Freund auf das falsche Ergebnis kommt. Das wäre so ähnlich, wenn jemand beim Evangelium sagt, Jesus oder Petrus war zu faul zu schwimmen.

Es geht dem Evangelisten also eindeutig darum, uns ein Wunder zu erzählen. Eigentlich sind es sogar drei Wunder: der Seewandel Jesu, dann der Seewandel des Petrus und seine Errettung und schließlich die Stillung des Sturmes. Das sind alles Dinge, die ein Mensch nicht fertigbringt. Es ist die Voraussetzung für das Niederfallen der Jünger vor Jesus und für das Bekenntnis, das sie am Schluss ablegen: Er ist der Sohn Gottes! Sie können jetzt glauben, dass er Gott ist.

Bei Petrus geht es um das Vertrauen: Wenn du es bist, dann lass mich zu dir kommen. Tatsächlich kann er es, aber nur solange er auf Jesus schaut. In dem Augenblick als er von Jesus wegblickt und auf die Gefahr blickt, auf den Sturm schaut, bekommt er Angst und geht unter.

Was können wir daraus lernen? Auch wir wollen immer auf Jesus vertrauen und auf ihn schauen. Wann schauen wir auf Jesus? Er hat uns ein Zeichen gegeben, in dem er unter uns ist: die heiligste Eucharistie. Hier ist er wahrhaftig gegenwärtig, und wir können ihn hier anschauen, wenn in der Kirche z.B. die Monstranz zur Anbetung ausgesetzt wird. Bei der Anbetung schauen wir auf Jesus.

Der Pfarrer von Ars hat einen Mann, der sich in der Kirche aufhält, gefragt: Was tust du? Die Antwort war: Ich schaue Jesus an; er schaut mich an.

Auch für die Kirche ist das wichtig. Wenn sie in den Stürmen der Zeit auf Jesus schaut, dann wird das Kirchenschiff nicht untergehen, denn Jesus schaut auch immer die Kirche an.

Es gibt aber natürlich auch diesen Blick Jesu zu uns. Er schaut Maria Magdalena an und spricht sie mit Namen an, und sie erkennt ihn. Der Blick Jesu zu uns hat Folgen. Jesus schaut den reichen Jüngling an, der ewiges Leben gewinnen will und weil er ihn liebte, bat er ihm die höhere Ebene der Nachfolge an. Jesus sieht das Leid der Menschen, bekommt Mitleid und hilft.

Petrus schaut auf Jesus, und er kann Unmögliches. Es erinnert an die Worte Jesus: Wäre euer Glaube nur so groß wie ein Senfkorn, ihr könntet Berge versetzen.

Der Blick zu Jesus ist ein Gebet zu Jesus, ist ein Verbunden-sein mit Jesus.

Die Ewigkeit im Himmel ist einmal das ewige „Jesus-anschauen“. Theologisch ausgedrückt ist es die glückselige Schau Gottes. Dieses „Jesus-anschauen“ im Himmel wird nicht langweilig, sondern macht uns unvorstellbar glücklich, denn wenn wir ihn so sehen, wie er wirklich ist, dann werden wir nur noch staunen und uns über Gott freuen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024