3. Sonntag im Jahreskreis A 2020
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3. Sonntag im Jahreskreis 2020 A

Messtexte | Word-Dokument

Jesus geht am See von Galiläa entlang und lädt Menschen ein, ihm nachzufolgen. Jeweils zwei Brüder, die alle Fischer sind, spricht er an und möchte sie zu Menschenfischern machen. Alle vier ließen sofort die Netze liegen und folgten ihm. Es ist dies eine recht eigenartige Berufungsgeschichte. Für manche ist es schwer zu glauben, dass es sich genau so abgespielt hat, denn es gehört schon etwas dazu, den Vater mit der Arbeit ganz allein im Boot zurückzulassen, mit dem bisherigen Leben abbrechen, einem Menschen ganz zu vertrauen und sofort nachzufolgen.

Aber warum nicht? Jesus fordert die Ganznachfolge. „Wir, die wir alles verlassen haben, was werden wir bekommen?“, wird Petrus später einmal fragen. Und Jesus rechnet es ihnen hoch an und verspricht ihnen viel, ja das Höchste: das Hundertfache hier auf Erden und die ewige Glückseligkeit im Himmel!

Ein entscheidendes Wort bei unserer Evangeliumsstelle ist das Wort „sofort“. „Sofort“ ließen sie alles liegen und stehen. Sie mussten nicht mehr lange überlegen. Jesus hat sie also bereits so begeistert, dass sie „sofort“ wussten, was zu tun ist. Wie wenn sie darauf schon gewartet hätten und gehofft hätten, dass Jesus sie anspricht.

Und da scheinen jetzt 2 Punkte wichtig, wenn es um Berufung geht.

Der Ruf zum Priestertum, bzw. zur Nachfolge Christi, kommt erstens letzten Endes von Gott und nicht von den Menschen. Gott hat sie auserwählt. Jesus hat gebetet und sie dann gerufen. Gott ruft! Christus ruft die Apostel. Der Ruf Gottes ist an erster Stelle, und erst an zweiter Stelle ist der Berufene gefordert, auf diesen Ruf zu antworten.

Und da ist zu beachten, dass Gott zweitens keinen bei seiner Entscheidung zwingt. Er ist frei, nun aufzubrechen, nachzufolgen, mitzugehen oder nicht.

Woran können die Kirche und der Betroffene dann erkennen, dass im Einzelfall ein echter Priesterberuf vorliegt? Was gehört zu einem echten Beruf? Wie weiß der Einzelne, dass er wirklich gerufen wurde und nicht selbst nur den Wunsch hat, sich nicht selbst die Berufung nur einbildet?

Drei Dinge helfen uns dabei: Erstens die rechte Absicht, zweitens die Tauglichkeit und drittens neben der Eignung auch die Neigung. Der Gerufene soll gewisse Freude am liturgischen Tun haben. Wenn er das schon nicht hat, liegt sicher keine Berufung vor. Letztlich wird die Kirche es prüfen und dann zustimmen oder ablehnen.

Was ist der Grund, dass heute weniger Männer Priester werden wollen und auch weniger Frauen ins Kloster gehen? Ruft Gott nicht mehr so oft oder hören wir vielleicht die Stimme Gottes nicht mehr so deutlich? Ich glaube nicht, dass Gott heutzutage nicht mehr so oft ruft, sondern mir scheint, dass der Mensch die Stimme Gottes weniger deutlich hört, dass er oft fast taub ist und sich die Ohren wieder mehr putzen muss, damit er wieder die Stimme Gottes besser hört. Auch in der heutigen Zeit ruft Gott. Und zum Ohrenputzen gehören das Gebet, die Sonntagsmesse und der häufige Empfang der Sakramente.

Wir Christen müssen dann auch mitwirken bei der Weckung und Pflege des Priesterberufes. Eltern können das durch gute Erziehung zu Frömmigkeit, Gehorsam, Nächstenliebe und Opfergeist. Das, was alle tun können, ist beten.

Das, was nicht unbedingt notwendig ist, um Priester zu werden, ist ein innerer Drang oder auch die besondere Einladung des Hl. Geistes. Manche warten oder meinen, sie müssten die Stimme Gottes laut hören oder warten auf ein außergewöhnliches Ereignis.

Beten wir alle wieder vielleicht noch mehr und intensiver für Priesterberufe. Jesus sagt einmal: Viele sind berufen, aber nur wenige auserwählt. Beten wir, dass wieder mehr nicht nur berufen, sondern auch auserwählt sind, d.h. solche, die die Stimme Gottes auch hören, ihr antworten und Christus nachfolgen, so wie die ersten Apostel. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2023