6. Ostersonntag A 2020
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6. Ostersonntag 2020 A

Messtexte | Word-Dokument

An diesem ersten Sonntag, an dem wieder öffentlich heilige Messen gefeiert werden dürfen, hörten wir in der ersten Lesung aus der Apostelgeschichte, dass Philippus in die Hauptstadt Samariens hinab kam und viele Kranke heilte.

Ich würde in der heutigen Zeit auch gerne diese Vollmacht haben und diese Zeichen tun können. Ich würde gerne in die Krankenhäuser gehen und die Coronakranken heilen. Da würde genauso große Freude herrschen wie damals. Leider ist das nicht möglich, und leider war und ist sogar für uns Priester überhaupt der normale Dienst im Krankenhaus mit Krankensalbung momentan in der normalen Form nicht mehr erlaubt, was sehr bedauernswert ist, aber natürlich auch wegen der Ansteckungsgefahr nachvollziehbar ist.

Wir müssen uns heute den Satz Jesu, den er zum Apostel Thomas gesagt hat, in Erinnerung rufen. Er erscheint als Auferstandener und sagte zu ihm, nachdem er ihm seine Wunden gezeigt hat: Selig, die nicht sehen und doch glauben. Für uns heißt das konkret: Selig, die keine Heilungswunder und andere Wunder sehen und doch an Jesus glauben.

Nachdem viele damals durch den Diakon Philippus aufgrund seiner Heilungswunder und seiner Predigt zum Glauben an Christus gekommen waren und das Wort Gottes angenommen hatten, schickten die Apostel den Petrus und den Johannes dorthin, dass diese für sie beten und dass sie den Heiligen Geist empfangen: Sie legten ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist. Auch das mit dem „Hände auflegen“ ist leider bei uns momentan schon wieder bedenklich und eventuell problematisch, weil es Berührung mit sich bringt und daher ist erneut die Gefahr der Übertragung des Coronavirus gegeben. Aber eines dürfen wir immer tun und das kann uns nicht genommen werden: Das Beten und besonders das Beten um den Heiligen Geist.

Dieses Gebet um den Heiligen Geist soll jetzt besonders vor Pfingsten wieder verstärkt werden. Jesus möchte uns den Heiligen Geist, den Beistand, senden. Im Evangelium spricht er in den Abschiedsreden von diesem Beistand: Er wird den Vater bitten, und er wird den Aposteln einen anderen Beistand geben, der für immer bei ihnen bleiben soll, der Geist der Wahrheit.

Beten wir auch für die Politiker, dass sie den Heiligen Geist haben und dass der Heilige Geist wirkt in ihren Entscheidungen. Sie haben sehr viel Verantwortung, und in dieser herausfordernden Zeit mit diesen neuen Problemen brauchen sie den Heiligen Geist, um die richtigen Maßnahmen zu treffen und die richtigen Wege zu gehen.

Auch die kirchlichen Instanzen, unsere Bischöfe, brauchen unser Gebet, brauchen den Heiligen Geist, um uns gut zu führen, richtig zu raten und gute Hilfestellungen zu geben.

Bundeskanzler Kurz hat bei diesen Lockerungen, die jetzt Gott sei Dank überall stattfinden, immer wieder von Eigenverantwortung gesprochen. So wollen wir selbst auch um den Heiligen Geist bitten, dass wir uns richtig verhalten.

Es wurde öfter die Frage der Verhältnismäßigkeit diskutiert. Waren die Maßnahmen zu streng oder zu locker? Ich, als Priester, stehe immer auf der Seite des Lebens. Und wenn es um das menschliche Leben geht, dürfen wir nicht schlampig sein, sondern müssen wir aufpassen. Ich freue mich, dass sich die Regierung so für das Leben, besonders auch für das Leben der alten Menschen, der Risikogruppen, einsetzt. Ich würde mich aber ebenso freuen, wenn sich die Regierung in Zukunft ebenfalls mehr gegen Abtreibung und Euthanasie einsetzt, denn das wäre die logische Folgerung beim Nachdenken über die Sicherheit des menschlichen Lebens. Der Mensch hat das Recht auf Leben vom ersten Augenblick der Empfängnis bis zum Tod. Das gehört zum 5. Gebot: Du sollst nicht töten. Und im Evangelium hörten wir die Worte: Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Jesus wird uns dazu den Beistand senden, dass dieser uns hilft, die Gebote zu halten. Dafür wollen wir, wie gesagt, beten, besonders jetzt in den Tagen vor Pfingsten, dem Fest des Heiligen Geistes. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024