Ostersonntag A 2020
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

Ostersonntag 2020 A

Messtexte | Word-Dokument

So manches an Ostern ist eigentlich sehr komisch. Komisch ist nicht nur dieses Jahr, wenn wir die Liturgie mit nicht mehr als 5 Leuten feiern, sondern es gibt auch ganz eigenartige Berichte über die Auferstehung, die wirklich merkwürdig und komisch klingen.

Da ist das eine mit den Frauen, die in aller Frühe zum Grab gehen, sich unterhalten und plötzlich sagen: Wer wird uns den Stein wegrollen? - Was? Jetzt kommen sie erst auf diesen Gedanken, dass dies vielleicht ein Problem sein könnte? Das ist aber eine frühe Erkenntnis! Na gut, eine Erklärung fällt mir ein, dass sie vielleicht auf die Soldaten hofften, die das Grab bewachten, aber davon hören wir kein Wort. Wir könnten uns im übertragenen Sinn fragen, wer den Stein von unserem Herzen weg wälzt! Wie oft verschließen wir das Herz und lassen niemand hinein! Wie oft möchte Gott eintreten und wir schließen ihn aus! Wie oft klopft er an mit der Bitte „Mach doch auf! Lass dich beschenken mit meiner Liebe!“, und wir wenden uns ab von ihm?

Das zweite komische Geschehnis ist der Befehl der Hohenpriester an die Soldaten, die das Grab bewachen hätten sollen: Sagt allen Menschen, die Jünger hätten den Leichnam gestohlen, als ihr geschlafen habt? Schlafende Zeugen sind schon immer sehr überzeugend gewesen, nicht wahr? Welcher Richter würde dies als Beweis gelten lassen? Komische Argumentation!

Ganz komisch sind drittens manche Gespräche des Auferstandenen mit verschiedenen Personen. Da ist die Begegnung Maria Magdalenas mit dem Auferstandenen. Jesus fragt sie: Warum weinst du? - Ja, weiß er das denn nicht? Sie ist doch traurig, weil Jesus tot ist! Warum gibt er sich nicht gleich zu erkennen? Eine ähnliche komische Frage hören wir bei den Emmausjüngern: Was ist denn geschehen? Worüber redet ihr? Jesus, der alles weiß, fragt die beiden, was geschehen ist.

Ostern ist komisch! Warum diese komischen Berichte? - Es geschah alles nur, damit wir leichter glauben können. Diese wahren komischen Ereignisse wurden nicht verschwiegen, weil sie komisch und vielleicht schwer zu glauben sind. Sie wurden bewusst aufgeschrieben, damit wir glauben, dass die Auferstehung Jesu kein Märchen ist, sondern dass es alles wahr ist, was berichtet wird. Wer würde sich solch komische Dinge ausdenken?

Jesus möchte selbstverständlich all jenen, denen er erscheint, die Trauer wegnehmen, weil er lebt, weil er auferstanden ist, und deswegen könnte man sagen, Ostern ist das Gegenteil von Western. Bei einem Western(-film) geht es immer um viele Tote, die nicht auferstehen, sondern tot sind und am Boden liegenbleiben. Zu Ostern geht es um einen Toten, der auferstand und lebt und nicht im Grab liegen blieb.

Schauen wir noch auf die beiden Jünger, die einen Wettlauf zu diesem Grab machen. Sie laufen letztlich ins Leere. Das Grab, zu dem sie unterwegs sind, ist tatsächlich leer. Dieser Jesus, den sie dort vermuten, ist nicht mehr im Grab, sondern er ist auferstanden. Manchmal muss man zuerst ins Leere laufen, damit man merkt: Hoppala, das ist der falsche Weg. Gott lässt die beiden Jünger ins Leere laufen, denn sie sollen lernen: Der Herr ist nicht bei den Toten, sondern bei den Lebendigen. Er ist nicht in einem Grab und tot und damit ist das Ganze abgeschlossen. Das Ganze ist nicht abgeschlossen, sondern beginnt erst. Mit seiner Auferstehung beginnt die Freude über unsere Erlösung.

Es wird ganz genau beschrieben, als sie ins leere Grab schauten, wo und wie die Leinenbinden und das Schweißtuch liegen. Zweimal ist sogar davon die Rede. Und es wird betont, dass sie fein säuberlich zusammengelegt im Grab liegen. Diese Leinenbinden gehören zum Toten. Damit wickelte man einen Toten ein, bevor man ihn ins Grab legte. Und oft genug wurden dabei die Binden auch so gebunden, dass dem Toten damit auch noch die Hände gebunden waren, damit er auch wirklich im Grab bleibt, damit er ans Grab gebunden bleibt. Bei der Auferweckung des Lazarus befahl Jesus „Nehmt ihm die Fesseln ab!“. All das, was bindet, alles was fesselt und im Grab gefangen hält, hat Jesus aber gelöst und hat er zurückgelassen. Denn nichts kann ihn festhalten: kein Grab, keine Leinenbinden, nicht einmal der Tod, denn Gott hat ihn auferweckt von den Toten.

Auch wir sind auferweckt zum Leben, zu einem neuen Leben, und deshalb sollen und dürfen wir auch als neue, frohe und erlöste Menschen leben. Das ist die komische Botschaft von Ostern. Sie ist wahr. Das Grab ist leer, und die Leinenbinden konnten Jesus nicht festhalten. Er ist auferstanden und lebt.  Und auch wenn wir nicht gemeinsam in der Kirche Ostern feiern können, dürfen wir uns trotzdem sehr freuen und darüber jubeln, dass Christus den Tod besiegt hat. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024