3. Adventssonntag A 2022
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3. Adventssonntag 2022 A

Messtexte | Word-Dokument

Wenn wir auf etwas warten und es kommt dann anders als wir es gedacht haben, dann sagen wir manchmal: „Das habe ich nicht erwartet.“ Wir warten in diesen Tagen auf das Christkind. Wir und besonders die Kinder warten auf Geschenke. Vielleicht sagen wir, wenn es so weit ist. „Das habe ich nicht erwartet.“ Dies kann positiv und negativ sein. Es kann sein, dass ich überrascht bin über so ein schönes Geschenk oder ich bin überrascht, weil ich mir etwas ganz anderes vorgestellt habe.

„Das habe ich nicht erwartet.“ So hat vielleicht auch Johannes des Täufers gesagt. Er hat den Messias verkündet. Er sollte die Menschen vorbereiten auf die Ankunft des Erlösers. Er sprach von einem, der größer ist als er, der nicht mit Wasser, sondern mit Feuer und Heiligem Geist tauft. Aber von dem ist bisher nicht viel zu sehen. Er hört zwar, dass Jesus umherzog und predigte, aber von einem Aufstand gegenüber den Römern hört er nichts! Von da her gesehen verstehen wir den Auftrag an seine Jünger, die ihn im Gefängnis besuchten und ihm davon berichtet haben, sie sollen Jesus fragen, ob er der sei, auf den sie warteten und den er angekündigt hat. Seine Zweifel möchte er ausräumen und von Jesus eine klare Antwort: Bist du überhaupt der Richtige, der Retter, der Befreier, auf den wir warten oder habe ich mich geirrt? Wenn Jesus der Erniedrigte und Verborgene bleibt und sich nicht als Messias Gottes offenbart, dann ist die Frage des Täufers sehr berechtigt, ob Gott nach ihm nicht doch noch einen andern senden wird.

Er, wie so viele andere Juden, hatten wahrscheinlich eine bestimmte Vorstellung, was dieser Messias, auf den sie warten, wohl tun würde. Vielleicht dachte er, dass der Retter endlich für Gerechtigkeit sorgen würde. Vielleicht hoffte er, dass all die schlechten Menschen, die nicht auf Gott hören wollten, endlich bestraft werden.

Geht es uns nicht manchmal auch so wie Johannes? Wünschen wir uns nicht auch hin und wieder einen Gott, der sich ein bisschen mehr in die Welt einmischen sollte, der mit der bösen Welt aufräumen sollte und der die Verbrecher richtig bestrafen sollte? Warum lässt er Gewalt zu? Warum lässt er Hunger zu? Warum lässt er Kriege zu? Warum setzen sich immer wieder die Rücksichtslosen und Angeber durch, ohne dass sie die gerechte Strafe von Gott bekommen? Viele Fragen kommen uns immer wieder in den Sinn.

Doch Gott verhält sich anders als wir erwarten und als vielleicht Johannes erwartet hat. Er ist ein Gott, der Blinde sehend macht, der Lahme und Krüppel heilt, der Aussätzige rein macht und Tauben das Gehör schenkt. Er ist ein Gott, der sogar Toten das Leben wieder schenkt und den Armen die Frohe Botschaft schenkt. Er ist ein Gott, der die Sünder zur Umkehr bewegen will. Er ist ein Gott mit viel Geduld, der lange warten kann und hofft, dass die Menschen den Weg zu ihm finden.

Nicht nur dem Johannes wurden diese Worte ausgerichtet, sondern diese Worte sind auch für uns gesprochen. Auch wir wollen jetzt im Advent auf den Retter warten, uns vorbereiten und nicht den Ruf zur Umkehr überhören, sonst werden wir vielleicht einmal sagen. „Das habe ich nicht erwartet.“ Richten wir unsere Erwartung aus auf das, was die Heilige Schrift uns sagt! Warten wir auf den Gott, der uns Menschen heilen möchte! Geheilt werden kann aber nur jemand, der sich auch heilen lässt. Er heilt uns von den Sünden, die immer wieder uns belasten. Er heilt uns von der Schuld. Er spricht uns los, wenn wir unsere Fehler bekennen. Nützen wir das Angebot der Beichte! Lassen wir Jesus den Retter und Heiland auch in unser Herz hinein, damit er uns die Liebe schenkt, die er möchte und damit wir diese Liebe weiterschenken können! Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024