4. Adventssonntag A 2022
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4. Adventssonntag 2022 A

Messtexte | Word-Dokument

Eine neuere Legende erzählt folgendes über den hl. Josef: Als er von seiner vergeblichen Herbergsuche zurückkam und in der Grotte vor der Stadt draußen Zuflucht suchte, war er tief betrübt über die Herzlosigkeit der Menschen, die sich weigerten, der Jungfrau mit ihrer heiligen Last die Tür zu öffnen. Der Kummer nagte an seinem Herzen, weil er seiner Gattin und seinem Gott nichts anderes bieten konnte als diesen elenden Stall. So schlief er mit einem tiefen Seufzer ein. Plötzlich aber verflog seine Trauer, denn er träumte, dass er den zwei geliebten Wesen einen Palast aus schönstem Holz und Edelstein aufgebaut hätte. Bald, so schien es, war der Bau vollendet. Maria und das Kind konnten auf prächtigen Kissen dort ausruhen. In diesem Augenblick erwachte Josef und sah um sich die gleiche elende Grotte, in der er eingeschlafen war. Aber nein, das war nicht mehr die gleiche Grotte, denn er hörte Maria ihm zurufen: „Komm und sieh, wie glücklich wir sind!“ Da sah er vor ihr in der kleinen Krippe das göttliche Kind. Als er das Kind und seine Mutter in ihrem himmlischen Glanz betrachtete, erfüllte eine große Liebe sein Herz. Er fühlte, dass die Freude, die in erfüllte, jede andere Freude unendlich übertraf.

Der heilige Josef scheint unbedeutend zu sein. Obwohl er in vielen Weihnachtsbildern dargestellt wird, so steht er doch nie im Mittelpunkt des Bildes, sondern im Hintergrund und am Rand. Das heutige Evangelium handelt aber doch hauptsächlich von Josef und von seinem Verhalten. Er kommt in eine verzwickte Situation, als er merkt, dass Maria ein Kind bekommt, das nicht von ihm ist. Gott selbst greift ein und lässt ihn im Traum durch einen Engel informieren, was seine Pläne sind. Ein Träumer klingt in unseren Ohren nicht sehr positiv. Doch bei Josef hat Gott öfter im Traum gesprochen, und er hört auf Gottes Stimme. Er tut, was der Herr ihm befohlen hat, und beschützt somit Maria und das Kind. Sonst hätte es für Maria schlimm ausgehen können. Ohne die Hilfe des hl. Josef hätte Gott seinen Plan nicht verwirklichen können.

Die Hilfe des heiligen Josef haben viele Menschen schon spüren dürfen. Daher wenden sich gläubige Menschen oft in ihren Anliegen an diesen großen Heiligen.

In der folgenden Geschichte half der hl. Josef auf recht eigenartige Weise:

Es war gegen Ende des Ersten Weltkriegs, da herrschte in einem Pensionat, das von Klosterfrauen geleitet wurde, große Not an Milch. Die besorgte Oberin legte dieses Anliegen eines Tages während der Erholung den Schwestern vor und sagte, sie sollten doch den hl. Josef bitten, einen Wohltäter zu senden, der ihnen eine Milchkuh schenke. Mit Vertrauen auf die mächtige Hilfe des hl. Josef begannen die Schwestern eine Novene. Eine Schwester wollte dieses Anliegen dem hl. Josef nicht nur mit Worten vortragen, sondern auch bildlich veranschaulichen. Sie zeichnete eine Kuh und stellte das Bild vor die Statue des hl. Josef in der Hauskapelle. Die Schwester war in der Zeichenkunst nicht so sehr bewandert, denn die Schwestern und alle, die das Bild sahen, erklärten lachend: „Das ist ja eine Katze. Wenn der hl. Josef das Bild richtig versteht, kriegen wir statt einer Kuh eine Katze.“ Der letzte Tag der Novene war gekommen. Da wurde die Oberin zur Pforte gerufen. Ein reicher Herr aus der Nachbarschaft war dort. „Frau Oberin“, begann er, „ich habe eine große Bitte. Ich muss auf 14 Tage verreisen und möchte sie bitten, mein junges, allerliebstes Kätzchen in Pflege zu nehmen, natürlich gegen eine entsprechende Vergütung.“ Ein herzliches Lachen war die Antwort der Oberin. Der Herr war darüber ganz verblüfft und sah die Oberin fragend an. Die erzählte ihm die Geschichte von der Milchnot im Pensionat und führte ihn in die Hauskapelle. Dort konnte er die bildliche Darstellung des Anliegens selbst sehen. Da musste auch er herzlich lachen und sagte zur Oberin: „Frau Oberin, sie sollen beides erhalten, eine Milchkuh und meine Katze.“ Am nächsten Tag stand eine prächtige Milchkuh im Klosterstall, und das junge Kätzchen erfreute sich der Sorge der Pfortenschwester. Der hl. Josef hatte schließlich doch richtig verstanden und geholfen. Der 4. Adventsonntag stellt uns diesen großen Heiligen vor Augen. Auch wir wollen ihn wieder öfter anrufen und unsere Zuflucht zu ihm nehmen. Amen.


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