Christkönigssonntag A 2023
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

Christkönigssonntag 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

Der letzte Sonntag im Jahreskreis lenkt unseren Blick auf das Ende. Der Monat November ist der Allerseelenmonat, der uns dazu einlädt, für die Verstorbenen zu beten und uns gleichzeitig an den Tod zu erinnern. Nicht nur mit unserem persönlichen Ende werden wir konfrontiert, sondern auch mit dem Ende der Welt wollen wir uns auseinandersetzen. Irgendwann wird Christus wiederkommen. Am Ende der Zeiten wird der Weltenherrscher auf den Wolken des Himmels in Herrlichkeit mit all seinen Engeln kommen, um uns Menschen zu richten.

Das Ende des Kirchenjahres erinnert uns durch ein deutliches Evangelium an diese Tatsache. Dieses Evangelium zeigt uns den Menschensohn, der in Herrlichkeit kommen wird: als König, der über alle Völker herrscht; als Hirte, der seine Herde zusammenruft; und als Richter, der die Böcke von den Schafen scheidet.

Er kommt erstens als König, wie es uns das heutige Christkönigsfest besonders lehrt. Doch dieser König entspricht nicht den Königen, die wir aus den Märchen kennen oder den Königen des 21. Jahrhunderts ohne große weltliche Macht. Jesus ist auch nicht wie die Herrscher früherer Zeiten, die mit ihrer Macht Länder und Völker eroberten. Jesus hat Diener, die Engel im Himmel und Anhänger hier auf Erden. Doch der entscheidende Unterschied zwischen den Königen dieser Welt und dem Königtum Jesu Christi liegt darin, dass er sein Reich aufbaute, indem er sein eigenes Blut für uns vergoss und nicht das Blut anderer Leute. In diesem Reich sollen wir ihn als König verehren und anbeten. Das Christkönigsfest erinnert uns daran, ihm als seine Untertanen treu zu sein, gehorsam zu sein und ihm unsere ganze Liebe zu schenken. Er will über unsere Herzen herrschen.

Zweitens kommt er als Hirte, der seine Herde zusammenruft. Diese Herde besteht aus Schafen und Böcken. Für jeden Israeliten war klar, was Jesus damit ausdrücken wollte. Der Hirte im Orient lebte vollkommen für seine Herde. Tagsüber führte er sie an und leitete sie sicher auf den Wegen, nachts schlief er bei ihnen und war bereit, sie jederzeit zu verteidigen. Er kannte jedes einzelne Tier, pflegte die Kranken und suchte die Verirrten, um sie zur Herde zurückzubringen. So war der Hirte zugleich der Herr der Herde, der alle Macht über sie hatte, und ihr Hüter, der sich für sie hingebend sorgte.

Drittens kommt Jesus als Richter und nimmt auf den Thron seiner Herrlichkeit Platz. Die Völker werden zusammengerufen, und er wird von jedem Rechenschaft verlangen. Die Ostkirche drückt dies in ihren Ikonen aus, auf denen Jesus als Pantokrator, als Weltenherrscher mit dem Szepter auf dem Thron sitzt. Er wird über die guten und bösen Menschen richten. Auch im Westen gibt es Darstellungen des Gerichts in der Kunst, besonders in der Malerei. Dieses Gericht wird höchst gerecht sein.

Denjenigen, die sich unwürdig fühlen und von falschen Schuldgefühlen geplagt sind, wird er sagen: „Komm her, nimm das Reich in Besitz.“ Denjenigen, die sich aus Demut ganz nach hinten gestellt haben, wird er sagen: „Komm, mein Freund, und rücke auf.“ Denjenigen, die geglaubt haben, wenig gegeben zu haben, wie die arme Witwe, wird er sagen: „Du hast mehr gegeben als alle anderen.“ Er wird jeden so sehen, wie er wirklich ist. Der gute Wille wird viele retten, und manche werden sich wundern, weil auch zu diesem und jenem gesagt wurde: „Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn.“

Am Tag des Gerichts werden alle, die Jesus Christus in Liebe und Treue nachgefolgt sind, die sich bemühten, die Pflichten Christi zu erfüllen, aber vielleicht von der Weltöffentlichkeit nicht beachtet wurden, gerechtfertigt. Sie sind die wahrhaft Weisen und Klugen. Sie sind die großen Gewinner, die Jesus mit den Worten belohnt: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist.“

Jesus Christus kommt also als Hirte, König und Richter. Er ist der wahre Hirte, der seiner Herde den Weg zum Leben geebnet und sich bis zur vollen Hingabe für sie eingesetzt hat. Er ist der König, der uns in sein Reich einlädt, und er ist auch der Richter, der von uns Rechenschaft verlangt. Wenn er in seiner Herrlichkeit kommt, wird er jeden einzelnen von uns danach fragen, wie wir auf seine Hirtensorge geantwortet haben. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024