Dreifaltigkeit A 2023
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

Dreifaltigkeitssonntag 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

Der heutige Dreifaltigkeitssonntag ruft uns dazu auf, das größte und gleichzeitig schwierigste Geheimnis unseres christlichen Glaubens zu betrachten: die Heiligste Dreifaltigkeit. In ihr erkennen wir einen Gott in drei Personen: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. Dieses Geheimnis hat schon viele Theologen beschäftigt, und wir fragen uns, wie wir es verstehen können.

Wenn wir Kinder fragen, wie sie sich Gott vorstellen, erhalten wir die unterschiedlichsten Antworten. Ein Kind malte einmal eine Gestalt mit großen Ohren und Händen und schrieb dazu: „Gott hört alles und macht alles.“ Ein anderes Kind malte ein fröhliches Männchen und schrieb dazu: „Gott ist jung und lustig.“ Wieder ein anderes schrieb: „Gott ist allmächtig. Er kann die Welt jederzeit zerstören.“ Dazu malte es einen großen Panzer, dessen Kanonenrohr auf die Weltkugel zielt.

Wie sollen wir uns nun wirklich Gott vorstellen? Ich glaube, dass jedes Kind einen Aspekt oder eine Eigenschaft Gottes richtig dargestellt hat. Aber wie ist Gott tatsächlich? Wer ist Gott? Und was tut Gott? Diese drei Fragen möchte ich versuchen zu beantworten und dem lieben Gott drei Symbole zuordnen.

Wenn ich in einer Minute Gott zeichnen müsste, würde ich eine Sonne malen, ein Herz hineinzeichnen und in das Herz ein Kreuz machen. Mit meiner Vorstellung vom lieben Gott, die ich mit der „Sonne-Herz-Kreuz“-Symbolik darstelle, möchte ich versuchen, diese Fragen zu beantworten.

 Die Sonne ist die Antwort auf die Frage: „Wie ist Gott?“ Eine russische Legende berichtet von einem Zaren, der vor dieser Frage stand und die weisesten Männer seines Reiches holte. Er sagte: „Drei Tage gebe ich euch Zeit, eine Antwort zu finden; wenn ihr sie bis dahin nicht gefunden habt, lasse ich euch die Köpfe abschlagen!“ Die Weisen gingen und berieten sich, konnten jedoch keine Antwort finden, und ihre Angst wuchs. Da meldete sich beim Zaren ein armer Hirte und sagte: „Schau in die Sonne!“ Der Zar erwiderte: „Das ist unmöglich. Wenn ich das tue, erblinde ich.“ Daraufhin sagte der Hirte: „Wenn du mit deinen Augen nicht in die Sonne schauen kannst, die doch eine Schöpfung Gottes ist, wie viel weniger kannst du Gott schauen, denn Gott ist wie Licht.“

Gott ist wie die Sonne. Er strahlt Wärme und Licht aus. Man kann ihn jedoch nicht vollständig begreifen oder anschauen. Gott ist ein Geheimnis. Weder mit unseren Sinnen noch mit unserem Verstand können wir ihn vollständig erfassen. Alle Namen, mit denen wir Gott bezeichnen, können sein Wesen nur teilweise erfassen. Ob wir ihn als allmächtig, barmherzig, allwissend, wahrhaftig oder gütig bezeichnen, all diese Eigenschaften beschreiben nur einen Teil von Gott.

Am besten beschreibe ich Gott mit dem Begriff der Liebe. Damit komme ich zur zweiten Frage: Wer ist Gott? Gott ist ein liebender Gott. Das symbolisiert das Herz, das ich gemalt habe. Das Herz ist das Zeichen für die Liebe. Der dreifaltige Gott ist ein Geheimnis der Liebe. Gott Vater und Sohn sind so geistig miteinander eins, dass eine eigene Person aus ihnen hervorgeht: der Heilige Geist. Der Heilige Geist ist das Band, das die beiden göttlichen Personen, Vater und Sohn, vereint. Der Heilige Geist verkörpert die gemeinsame Liebe. Das innerste Wesen Gottes ist also die absolute geistige Einheit liebender Personen. Gott ist Liebe! In Gott gibt es eine gegenseitige Schenkung vollkommener Liebe. Wir Menschen können nur staunend vor diesem großen Geheimnis stehen. Gott ist das ewige Geheimnis der Liebe. Noch bevor es die Erde, Sonnen und Planeten gab, war Gott die Liebe. Schon lange bevor es den Menschen gab, als es nur Pflanzen und Tiere auf dieser Erde gab, war Gott die Liebe. Den Menschen hat er als liebendes Wesen erschaffen, als sein Abbild. Auf die Frage „Wer ist Gott?“ antworte ich also: Gott ist ein liebender Gott. Darum habe ich das Herz als Symbol für die Liebe Gottes gemalt.

Die dritte Frage „Was tut Gott?“ beantworte ich mit dem dritten Symbol. Als drittes habe ich das Kreuz gezeichnet. Diese Liebe wurde in der zweiten göttlichen Person Mensch. Gott erniedrigte sich, um uns aus Liebe von unseren Sünden zu erlösen. Paulus beschreibt dies im Brief an die Philipper folgendermaßen: „Jesus Christus war wie Gott, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst, wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen. Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, sogar bis zum Tod am Kreuz.“ Darum habe ich das Kreuz gemalt. Das tut Gott: Er erniedrigt sich. Er sendet seinen Sohn. Jesus wird unschuldig gekreuzigt, um uns durch seinen Tod und seine Auferstehung zu erlösen. Das tut Gott alles für uns Menschen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Wie ist Gott? Gott ist unbegreiflich wie die Sonne. Wer ist Gott? Gott ist ein liebender Gott wie das Herz. Was tut Gott? Gott macht sich klein, wird Mensch, um uns den Weg zum Himmel zu öffnen: das Kreuz. Das ist Gott Vater, Gott Heiliger Geist und Gott Sohn – die Heiligste Dreifaltigkeit, deren Geheimnis wir heute feiern. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024