3. Fastensonntag A 2023
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3. Fastensonntag 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

Es hat einmal jemand beim bekannten Lied von Matthias Claudius „Der Mond ist aufgegangen“ folgenden Text gedichtet: „Der Mond ist grau verhangen, die Neonlichter prangen, an Straßen lang und breit. Der Baum steht krank und schweiget, aus Auspuffrohren steiget der Abgasnebel länderweit.“

Was hier von der Luft und den Bäumen gesagt wird, gilt auch vom Wasser: Ich kann mich an einen Film erinnern, in dem Menschen in der Wüste kurz vor dem Verdursten sind, und sie kommen zu einem Tümpel mit Wasser. Doch der eine stößt den anderen weg, der gerade trinken will und weist ihn hin, dass das Wasser verseucht ist. Es ist nicht rein, und wenn er das trinkt, wird er sterben, weil durch das stehende Wasser viele schädliche Keime, Viren und Bakterien vorhanden sind. Im heutigen Evangelium sagt Jesus: „Ich werde dir lebendiges Wasser geben, das nicht mehr durstig macht.“ Immer wieder passieren auf unserer Erde Katastrophen, die das Wasser verunreinigen, wenn zum Beispiel ein Öltanker ausläuft und unvorstellbar viel Öl ins Meer fließt. Dadurch wird aus lebendigem Wasser besonders für die Tiere totes Wasser und die Wassertiere sterben.

Es ist nicht selbstverständlich, dass aus unseren Wasserhähnen frisches, genießbares und reines Wasser fließt. Früher hatte man mühsam Brunnen gebaut. In den heißen Gegenden, in der Wüste, in der Sahara ist Wasser etwas ganz Kostbares, um zu überleben.

Jesus sagt zur Samariterin: Hättest du mich gebeten, dann hätte ich dir lebendiges Wasser gegeben. Was ist das für ein Wasser, von dem Jesus spricht? Wer hätte nicht gerne diesen „Zaubertrank“! Ist es nur das wohlschmeckende, nicht verseuchte, klare Wasser, das unseren Durst stillt? Anscheinend nicht, denn selbst ein klares Wasser, das wir trinken, macht uns wieder durstig. Doch Jesus spricht von einem Wasser, das nicht mehr durstig macht. Man wird nie mehr Durst haben, und das Wasser wird in uns zur sprudelnden Quelle.

Die Antwort wissen wir: Jesus selbst ist die Quelle, aus der wir trinken sollen. Wenn wir ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten, schenkt er uns dieses lebendige Wasser, das nicht mehr durstig macht.

Jesus hat auch noch an einer anderen Stelle in der Heiligen Schrift Durst. Ich glaube, man kann durchaus diese beiden Stellen in Verbindung bringen und vergleichen. Es ist am Kreuz. Vom Kreuz herab spricht er: Mich dürstet! Er bekommt nur Essig. Wie oft geben wir ihm Essig, wenn wir etwas tun, was ihn kränkt. Ihn dürstet aber nach etwas anderem. Ihn dürstet nach unserer Liebe zu ihm. Wenn wir ihm unsere Liebe geben, dann gibt er uns das lebendige Wasser. Als seine Seite geöffnet wurde, flossen Blut und Wasser heraus. Die Stelle wurde immer wieder auf die Sakramente gedeutet, besonders auf die Taufe und auf die Eucharistie. Durch die Einsetzung des Altarsakramentes verlieren die beiden Kultstätten, der Berg Garizim, auf dem die Samariter anbeten, und der Tempel in Jerusalem, ihre Bedeutung. Die Anbetung Gottes ist nicht mehr an einen Ort gebunden, sondern überall auf der Welt können wir Gott anbeten. Wir tun das besonders bei jeder hl. Messe, die auf dem ganzen Erdkreis gefeiert wird. Wenn wir in der heiligen Kommunion den Leib Christi empfangen, empfangen wir auch sein Blut. Es ist ein Hinweis auf das lebendige Wasser, das uns einmal in der Ewigkeit geschenkt wird. Denn dort erquickt er uns mit seiner nicht mehr aufhörenden Gegenwart, mit dem lebendigen Wasser, das nicht mehr durstig macht. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024