4. Fastensonntag A 2023
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4. Fastensonntag 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

Mit dieser Heilung eines Mannes, der von Geburt an blind war, will Jesus uns wiederum zeigen, dass der Menschensohn Macht hat, Wunder zu wirken. Der Blinde wurde ein Sehender, ja noch wichtiger, er wurde ein Sehender im Glauben. Er glaubte, dass Jesus der Messias ist.

Wir wollen heute eine umgekehrte Übung machen. Wir, als Sehende, wollen heute einmal die Augen schließen. Damit versetzen wir uns in so einen blinden Menschen. Wenn wir nämlich die Augen zu machen, werden wir durch das Herumschauen nicht so sehr abgelenkt. Manche schließen bei der Predigt immer die Augen, weil sie dann besser schlafen können. So soll es nicht sein. Heute sollen wir nachdenken, was in uns an Unvollkommenheiten ist. Bei der Gewissenserforschung stören uns nämlich manchmal die Augen. Sie lenken uns vom Wesentlichen ab. Wir schauen nach links und nach rechts und es hindert uns auf die Stimme Gottes zu hören. Für die Beichte ist das Hören wichtig, was Gott, der Heilige Geist, uns sagen möchte! Zur Vorbereitung auf das Osterfest gehört die Osterbeichte. Ganz wichtig bei dieser Vorbereitung ist, die Augen zumachen. Wir wollen den Blinden spielen, denn dann werden wir sehend für die Sünden und Fehler, die uns wieder passiert sind. Wir entdecken dann in unserem Herzen Dinge, die uns in Wirklichkeit belasten, die wir nicht machen wollten und die hinausgehören.

Viele beginnen im Frühling, wenn der Schnee schmilzt und das Wetter wieder wärmer wird, mit dem Frühjahrs- und Osterputz. Alles wird wieder auf Hochglanz gebracht. Das Haus wird wieder vom Staub gereinigt und rund um das Osterfest ist alles ganz sauber. Auch wir sollten rechtzeitig mit dem geistigen Osterputz, nämlich mit der Reinigung unseres Herzens, beginnen. Sünden beschmutzen unser Herz, die hinausgehören. Beim Suchen von Schmutz muss man die Augen aufmachen. Beim Suchen der Sünden muss man die Augen zumachen.

Wenn wir die Augen schließen, hören wir, ob unser Gebetsleben nachlässig war, ob wir die täglichen Gebete teilweise vergessen oder gar nicht gebetet haben.

Wir erinnern uns, ob wir den Namen Gottes leichtsinnig oder im Zorn zum Fluchen verwendet haben.

Mit geschlossen Augen fällt uns auch ein, dass wir vielleicht die Sonntagsmesse aus eigener Schuld versäumt haben oder zu spät gekommen sind.

Wir sehen plötzlich, dass wir das Elterngebot verletzt haben, dass wir in der Kindererziehung Fehler gemacht haben durch Ungeduld, Ungerechtigkeit oder Zorn.

Im 5. Gebot sehen wir plötzlich, dass wir in der Nächstenliebe versagt haben, dass wir in Worten unseren Mitmenschen beleidigt haben, gekränkt haben, lieblos waren.

Wenn das Auge zu ist, sehen wir deutlich, dass wir auch im 6. Gebot, in der Keuschheit des Herzens versagt haben. Unkeusches Anschauen, Denken oder vielleicht auch Tun fällt uns ein.

Mit geschlossenen Augen sehen wir besser die Sünde im 7. Gebot, das lautet, du sollst nicht stehlen. „Geborgtes nicht zurückgegeben“, „fremdes Gut beschädigt“, „jemanden betrogen“ oder vielleicht auch „verschwenderisch gewesen“. Das alles fällt in diesen Punkt hinein. Auch das Teilen mit den Armen, der Geiz und der Neid könnte unser Gewissen belasten.

Im 8. Gebot erinnert uns Gott, dass wir nicht lügen sollen. Wenn wir den Ruf anderer geschädigt haben oder grundlos die Fehler anderer weitererzählt haben, werden wir unruhig, wenn wir mit geschlossenen Augen nachdenken.

Lassen wir uns durch eine gute und gültige Osterbeichte mit Gott versöhnen! Befreiend ist, wenn ich nichts verschleiere. Ungültig ist die Beichte, wenn ich eine schwere Sünde bewusst verschweige.

Die Beichte ist das Ostergeschenk Jesu an uns. Die Apostel hat er, als Auferstandener, im Abendmahlssaal angehaucht und gesagt: Wem ihr die Sünden nachlässt, dem sind sie nachgelassen. Ein großes und geheimnisvolles Wort, das den Priester aber auch in die große Verantwortung nimmt. Er selbst wird dieses Wort ebenfalls ernst nehmen müssen und bei einem anderen Priester diese Sakrament empfangen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024