Gründonnerstag A 2023
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

Gründonnerstag 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

Der heutige Tag ist ein Tag mit vielen verschiedenen, Ereignissen, Stimmungen und Gefühlen. Ich möchte kurz auf drei Dinge hinweisen: auf die Einsetzung der Eucharistie, auf die Fußwaschung und auf den Verrat.

Es ist ein Tag, der uns zuerst in den Abendmahlssaal führt. Mit Sehnsucht hat Jesus dieses letzten Paschamahl mit seinen Aposteln erwartet. Er feiert es mit ihnen und weiß, dass er damit Abschied nimmt. Er wird Großes an den Jüngern tun. Er macht sie zu seinen Priestern, die in Zukunft die Eucharistie immer wieder zum Gedenken an ihn feiern werden. Mit den Worten „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“ und „Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird.“ weist er hin auf seinen Tod am Karfreitag. Damit verbindet er das Mahl mit seinem Opfer. Die heilige Messe ist daher in ihrem Wesen die Hingabe des Gottessohnes am Kreuz, durch die er uns erlöst hat, weil er am dritten Tag auferstanden ist. Wir feiern immer Tod und Auferstehung.

Einen wichtigen Gedanken, der nicht vergessen werden darf, unterstreicht er zweitens mit der Fußwaschung. Es geht ihm nicht um Macht, sondern um Dienst. Es geht ihm um die Demut, die jeder vorleben soll. Immer wieder hat Jesus etwas getan, was die Jünger absolut nicht verstanden. Immer wieder hat Jesus auch Worte gesagt, die für die Apostel nicht nachvollziehbar waren. Denken wir daran, dass er auch sein Sterben und seine Auferstehung einige Male vorhergesagt hat und die „12“ es nicht wahrhaben wollten. Petrus ergreift das Wort und will Jesus von diesem Weg abhalten. Jesus wird unwillig und wirft ihm vor, dass er nicht das im Sinn hat, was Gott will. Auch mit diesem Sklavendienst des Fußwaschens stoßt Jesus Petrus und die anderen vor den Kopf. Petrus widerspricht ihm vehement: Niemals sollst du mir die Füße waschen. Auch hier muss sich Petrus wieder von Jesus belehren lassen.

Die Stimmung, die schon angespannt ist, kippt dann ganz ins Dramatische auf dem Ölberg. Zuerst ringt Jesus mit dem Willen des Vaters, schwitzt vor Angst Blut und wird durch einen Engel gestärkt, bevor Judas ihn verrät und mit den Soldaten kommt. Er wird gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Dieser Verrat macht uns alle sehr nachdenklich. Judas war einer der 12 Apostel, die mit Jesus beisammen waren. Sind nicht auch wir mit Jesus hier beisammen und müssen nicht auch wir immer wieder aufpassen, um nicht zu einem Verräter zu werden! Aber auch die anderen Apostel sind nicht ohne Fehler. Petrus verleugnet ihn. Am Ölberg können sie nicht einmal eine Stunde mit ihm beten, sondern schlafen vor Müdigkeit ein. Das ist Grund zur eigenen Gewissenserforschung: Jesus schau nicht auf meine Sünden. Ich möchte auf dich vertrauen, und sei mit mir barmherzig, mit meinen Schwächen und Fehlern. Nur wer demütig ist, sich nicht überhebt und meint er könne aus eigener Kraft „Bäume ausreißen“, dem streckt Jesus die Hände entgegen. Kraft bekommen wir vom Gebet, wenn wir bei Jesus bleiben und ihn Herr sein lassen.

Der Gründonnerstag ist also ein bedeutender Tag, an dem der Priester seinen Ursprung findet, weil Jesus vor seinem Leiden das Priestertum eingesetzt hat. Es wird ihm durch die Fußwaschung bewusst gemacht, dass diese Aufgabe ein Dienst am Nächsten ist, und es muss auch die Bereitschaft da sein, Jesus im Leiden nachzufolgen. Wer mein Jünger sein will, der nehme täglich sein Kreuz auf sich und so folge er mir nach. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024