10. Sonntag im Jahreskreis A 2023
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10. Sonntag im Jahreskreis 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

„Folge mir nach!“ Dies bedeutet nicht nur, dass Jesus sich bei Matthäus zum Essen eingeladen hat. Matthäus hat diesen Satz „Folge mir nach!“ sicherlich nicht vergessen und als Einladung zur engeren Nachfolge Jesu aufgefasst. Er hat sein Zollhäuschen verlassen und seinen Beruf, der in den Augen der Juden verachtet war, hinter sich gelassen. Unter den Juden wurden Zöllner und Sünder gleichgesetzt. Zöllner betrogen und bereicherten sich auf Kosten anderer. Sie arbeiteten mit den verhassten Römern zusammen und wurden deshalb gemieden. Es ist ein Skandal, dass Jesus sich mit einem Zöllner abgibt. Noch schlimmer ist, dass er bei ihm isst und seine Gastfreundschaft annimmt und sich sogar selbst einlädt.

Damit erregt Jesus Anstoß. Doch er verteidigt sich: Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken.

Was bedeutet das nun? Es ist klar, dass wir uns um die Ausgegrenzten unserer Gesellschaft kümmern sollen, auch wenn dies bei Matthäus nicht der Fall war. Wir sollten uns um Obdachlose, Arme, Drogenabhängige und sozial Schwache kümmern. Aber was ist die eigentliche Arznei? Genügt es, mit diesen Menschen nett, freundlich und liebevoll umzugehen? Ihnen Hilfsmittel zu organisieren, damit sie ein Zuhause und leckeres Essen haben?

All dies ist gut, aber uns muss bewusst sein, dass wir das Verhalten Jesu nicht zu 100% auf uns anwenden können. Die wahre Arznei ist Jesus selbst. Er ist das Heilmittel, das Medikament. Die Gemeinschaft mit ihm bringt Heilung. Wir können das nicht allein schaffen. Wir sind nicht Jesus. Unsere Aufgabe ist es nicht, durch unsere bloße Anwesenheit zu heilen. Sicherlich können wir in manchen Fällen als Werkzeug dienen, aber wir müssen die Menschen immer zu Jesus führen.

Deshalb versuchte Mutter Teresa und ihre Schwestern nicht nur warme Suppe zu reichen, sondern die Menschen zu ihrem eigenen Frömmigkeitsleben einzuladen. Die Schwestern beten täglich und gehen jede Woche zur Beichte. Gott ist der Mittelpunkt ihres Handelns.

Wer den heiligen Don Bosco kennt, der sich im 19. Jahrhundert besonders um die Straßenjungen kümmerte, weiß, dass er sie zu Christus, zur Messe und zur Beichte geführt hat. Jesus ist die Arznei.

Matthäus hat das erkannt und ist Jesus nachgefolgt. Er ist bei ihm geblieben und hat als einer der zwölf Apostel sich von Jesu Lehre inspirieren lassen. Nicht nur als Bischof verkündete er die Lehre Jesu, sondern als Evangelist hat er uns eine der wichtigsten Schriften hinterlassen, die viele Informationen über Jesus enthält, die nur er niedergeschrieben hat.

Matthäus zeigt uns, dass Bekehrung auch in der heutigen Zeit möglich ist. Wer hätte gedacht, dass aus einem Saulus ein Paulus wird und er damit zum größten Missionar der Kirchengeschichte wird? Wer hätte gedacht, dass Augustinus sein unmoralisches Leben hinter sich lässt und zur wahren Lehre Christi zurückfindet? Wer hätte gedacht, dass aus einem stadtbekannten Partyhelden ein Franziskus wird, der das Armutsideal so ernst nimmt und mit voller Konsequenz lebt?

Auch in unserer Zeit ist so etwas möglich, und wir dürfen der Gnade Gottes keine Grenzen setzen. Er hat alles in der Hand, und er kann auch in unserer Zeit, die momentan wenig Gegenkultur zu einer ungläubigen Welt und einem gottlosen Zeitgeist bietet, Menschen senden, die die Gesellschaft aus ihrem religiösen Schlaf aufwecken und wieder zum Glauben an Jesus führen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024