12. Sonntag im Jahreskreis A 2023
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12. Sonntag im Jahreskreis 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

Oft hören wir den Satz von Jesus: „Fürchtet euch nicht!“ Diese Worte sprach er zu seinen Jüngern, als sie ihn auf dem See gehen sahen, Angst hatten und dachten, es sei ein Gespenst. Er ermutigte sie, indem er sagte: „Ich bin es: Fürchtet euch nicht!“ In einer anderen Situation, als die Jünger Angst vor einem Sturm hatten und Jesus schlief, weckten sie ihn auf. Er tadelte sie mit den Worten: „Was seid ihr so furchtsam?“ Auch als die Frauen und Jünger ihn nach seiner Auferstehung sahen und von Furcht ergriffen waren, sprach Jesus zu ihnen: „Fürchtet euch nicht!“

Jesus versuchte seinen Freunden oft die Angst zu nehmen, wenn sie fürchteten. Immer wieder hörten sie von ihm die beruhigende Botschaft: „Fürchtet euch nicht!“ Heute ruft er uns ebenfalls zu: „Fürchtet euch nicht! Fürchtet euch nicht vor den Menschen! Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten können, sondern vor dem der die Seele töten kann.“

Mit „denen, die den Leib töten“ meint Jesus nicht nur physische Mörder, vor denen wir berechtigterweise Angst haben. Er betont vielmehr, dass wir uns vor demjenigen fürchten sollten, der sowohl unsere Seele als auch unseren Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann. Das, was der Teufel tut, ist schlimmer als jede menschliche Grausamkeit.

Jesus lenkt unsere Aufmerksamkeit auf das Himmlische, das Übernatürliche und das Jenseitige. Er sorgt sich um unsere Seele und warnt uns davor, dass wir nicht verloren gehen. Er warnt uns vor der Gefahr der Verführung. Er mahnt uns, aufzupassen und nicht den Versuchungen zu erliegen.

Es ist richtig, dass wir vor dem Teufel Angst haben sollten, weil damit große Gefahren für die Ewigkeit verbunden sind. Jesus verschweigt uns nicht diese ewigen Wahrheiten. Der Herr warnt uns aus Liebe. Es gehört zur Liebe, unsere Mitmenschen vor drohenden Gefahren zu warnen.

Dieses Thema ist wichtig. Wer dieses Thema nicht beachtet, dem ist egal, was nach unserem Tod geschieht. Im Grunde würden wir dann sagen, dass uns Gott gleichgültig ist. Die Wahrheiten, auf die uns Jesus sehr deutlich hinweist, sind damit der Himmel, die Hölle und das Fegefeuer.

Auf dieser Erde haben wir immer wieder berechtigte und unberechtigte Ängste. Viele fürchten sich vor einer Eskalation des Ukrainekrieges. Viele hatten Angst vor dem Coronavirus. Andere hatten Angst vor der Impfung. Was ist Angst? Manchmal sagt uns unser Körper durch Angst: Sei vorsichtig! Gehe nicht auf diesen gefährlichen Berg, du könntest abstürzen. Wenn man unter Schwindel leidet, sollte man nicht auf hohe Leitern steigen oder auf hohe Bäume klettern, da man herunterfallen könnte. In solchen Fällen ist die Angst berechtigt und hindert uns daran, uns in Gefahr zu begeben. Aber es gibt auch eine Angst, die uns Jesus nehmen möchte: die Angst, die uns lähmt, Gutes zu tun und die uns daran hindert, in den Tugenden und im Guten voranzuschreiten.

Wenn Jesus heute darauf hinweist, dass uns jemand ins Verderben der Hölle stürzen kann und wir davor Angst haben, dann ist es eine berechtigte Angst. Aber wir dürfen die Angst vor dem Satan nicht überbetonen, denn Gott ist stärker. Vielleicht hat man früher zu viel Angst vor der Hölle gemacht und dann als falsche Reaktion einfach gesagt, dass es den Teufel gar nicht gibt. Das richtige ist, auf Gott zu schauen. Wenn wir ihm vertrauen, nimmt er uns die Angst. Wenn wir die Hilfe vom Himmel immer wieder erbitten, kann uns nichts passieren.

Jeder, der sich hier auf Erden bemüht, Gutes zu tun, sammelt Schätze für den Himmel. Wenn wir das letzte Gericht mit einer Waage vergleichen, auf der auf der einen Seite all unsere guten Taten und auf der anderen Seite unsere Sünden liegen, und wenn unsere guten Taten überwiegen, dann werden wir gerettet sein. Das ist der große Trost. Diese guten Taten können uns nicht mehr genommen werden. Das ist das Wunderbare daran. Die bösen Taten können wir durch Reue und Beichte wieder beseitigen. Die Beichte ist der christliche Joker, den wir haben und den wir so oft wie möglich nutzen sollten. Wer braucht da noch Angst haben? Dennoch sollten wir natürlich im Alltag vorsichtig sein und achtsam durch unser Leben gehen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024