15. Sonntag im Jahreskreis A 2023
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15. Sonntag im Jahreskreis 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

In diesem Gleichnis, das wir soeben gehört haben, geht es um einen Sämann, der kostbares Saatgut aussät. Doch nicht alles fällt an den richtigen Ort. Aber der Sämann ist davon nicht entmutigt oder traurig. Er sammelt das, was falsch gefallen ist, nicht wieder auf, denn das wäre zu mühsam und nicht mehr möglich. Stattdessen weiß er, dass ein Teil des Saatguts auf guten Boden fällt und Frucht bringen wird.

Es gibt jedoch drei Gruppen oder Orte, an denen keine Frucht wächst: der Weg, der felsige Boden und das Dornengestrüpp. Schauen wir uns diese genauer an.

Der Samen, der ausgestreut wird, repräsentiert das Wort Gottes, das verkündet wird. Jeder Priester, der das Evangelium predigt, ist wie ein Sämann. Doch es gibt drei Gruppen von Menschen, die das Wort Gottes hören, aber keine Frucht bringen.

Die erste Gruppe, bei der das Wort auf den Weg fällt, versteht es nicht. Es dringt nicht in ihre Herzen ein, so wie gefrorener Boden. Diese Menschen sind nicht empfänglich für Gottes Botschaft. Anfangs habe ich gedacht, dass dies diejenigen sind, die hier in der Kirche sitzen und nicht aufmerksam der Predigt folgen. Es gibt Gläubige, deren Gedanken woanders sind. Sie hören zwar zu, verstehen aber nicht, nicht weil ich zu leise spreche, sondern aus anderen Gründen, die sehr verschieden sein können.

Dann kam mir jedoch der Gedanke, dass diese Menschen, die nicht verstehen wollen, heute nicht in der Kirche sind. Es sind diejenigen, die in schwerer Sünde leben und nie freiwillig in die Kirche kommen. Sie besuchen die Kirche nur aus Pflichtgefühl, wie bei einer Taufe, um z.B. die Großmutter zufriedenzustellen, oder bei einem Taufgespräch, wenn sie dem Priester zuhören „müssen“. Sie „müssen“ zur Messe, weil ihr Kind die Erstkommunion empfängt. Sie „müssen“ am Firmunterricht teilnehmen, um gefirmt zu werden. Bei ihnen kommen dann die Vögel und picken alles ganz schnell wieder auf. Die Vögel nehmen das Wort Gottes schnell wieder weg. Die Vögel symbolisieren letztendlich den Teufel, der ihnen das Wort entreißt, da es nicht in ihr Inneres vorgedrungen ist. Diese Gruppe bringt keine Frucht.

Die zweite Gruppe sind diejenigen, die schnell begeistert sind. Das ist wie ein Strohfeuer. Sie sind zum Beispiel von einer Firmpredigt begeistert, aber am nächsten Sonntag ist es ihnen zu mühsam, aufzustehen und zur Messe zu gehen. Diese Menschen sind unbeständig und haben keine Wurzeln. Das gilt vielleicht auch für manche, die eine kleine Bekehrung erlebt haben. Sie müssen darauf achten, dass diese Bekehrung anhält.

Die Treue ist von großer Bedeutung. Nicht nur wenn es leicht ist, zur Sonntagsmesse zu gehen, sondern auch wenn es schwerfällt, sich dennoch zu überwinden. Bei vielen erlischt dann das Feuer, und sie bleiben im Bett liegen. Das ist der felsige Boden. Die Saat geht sofort auf, weil das Erdreich nicht tief genug ist. Sie verdorrt jedoch, da sie keine Wurzeln hat. Wir bekommen Wurzeln, wenn wir unseren Glauben vertiefen, häufig die Sakramente empfangen und beten.

Der dritte Ort ist das Dornengestrüpp. Die Dornen repräsentieren, wie es in der Auslegung heißt, die Sorgen der Welt und den trügerischen Reichtum. In der heutigen Zeit ist dies besonders problematisch. Das Geld, dieser Mammon, verleitet uns dazu, alles für ihn zu tun und Gott zu vergessen. Wer dem Geld und der Habgier verfällt, dessen Herz ist für den Samen des Wortes Gottes nicht empfänglich. Das Geld blendet oft so stark. Es ist, als wären wir im Dornengestrüpp gefangen und bringen keine Frucht.

In der heutigen Zeit mag man denken, dass es nur diese drei Gruppen gibt, die keine Frucht bringen. Viele Priester sind frustriert, weil sie keinen Erfolg und keine Früchte sehen. Doch Jesus möchte uns trösten. Er sagt, dass diejenigen, die das Wort Gottes verstehen, Frucht bringen werden: hundertfach, sechzigfach, dreißigfach. Hier ist Geduld gefragt, aber der Same wird ausgestreut. Die Wahrheit des Evangeliums wird auch heute noch verkündet, wird ausgesät, und solange dies geschieht, wird es auch Ernte geben, wird es Wachstum und Erfolg geben. Und dieser Erfolg ist unbeschreiblich größer. Jede Bekehrung ist in der heutigen Zeit ein Wunder, und im Himmel wird es noch größere Freude über einen Sünder geben, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte.

Das Gute daran ist, dass wir nicht wissen, bei wem der Same auf guten Boden fällt. Oft dauert es seine Zeit. Wenn der Priester sehen würde, welchen Erfolg und welche Frucht seine Predigt gebracht hat, könnte er vielleicht stolz werden und tief fallen. Doch das ist nicht das, was Gott will. Er wünscht sich demütige Priester. Das Wachstum liegt im Verborgenen bei Gott. Aber es gibt den Samen, der auf guten Boden fällt. Möge er Frucht bringen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024