2. Sonntag im Jahreskreis A 2023
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2. Sonntag im Jahreskreis 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

„Seht, das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt.“ Es ist dies für uns ein sehr vertrauter Satz. Bei jeder heiligen Messe kurz vor dem Kommunionempfang spricht ihn der Priester und zeigt uns dabei die heilige Hostie.

Johannes zeigt mit diesem Satz auf Jesus. Wie kommt er auf die Idee, Jesus mit einem Lamm zu bezeichnen? Das ist doch eher ungewöhnlich.

Das Lamm erinnert uns an das Paschalamm im Alten Testament. Das Paschalamm musste ein fehlerfreies, männliches, einjähriges Lamm sein. Jesus ist unser fehlerfreies, sündenloses Paschalamm. Das Paschalamm wurde damals geschlachtet und mit dem Blut haben die Israeliten die Türpfosten bestrichen. Hastig und schnell wurde es verzehrt, denn es war kurz vor dem Auszug aus Ägypten. Auch Jesus wurde geschlachtet, d.h. getötet. Er wurde ungerecht verurteilt wie ein unschuldiges Lamm. Jesus wurde getötet, damit wir frei sind von der Sklaverei der Sünde, denn durch den Kreuzestod geschah unsere Erlösung.

Eine zweite Stelle im Alten Testament weist auf das Lamm hin. Beim Propheten Jesaja lesen wir vom Lamm, das zum Schlachten geführt wurde und seinen Mund nicht auftat. Dieses Lamm trägt all unsere Krankheiten und Schmerzen. Es wird unserer Sünden wegen durchbohrt, und es wird zerschlagen wegen unserer Missetaten, so schreibt der Prophet. Das alles ist erfüllt in Jesus Christus!

Es gibt auch noch einen dritten Grund, warum Jesus als Lamm bezeichnet wird. Die Juden hatten einen eigenartigen Brauch. Am großen Versöhnungstag lud der Hohepriester die Sünden des Volkes symbolisch auf einen Ziegenbock. Die Menschen haben ihre Sünden und Fehler auf kleine Täfelchen geschrieben und einem Ziegenbock umgehängt. Dann hat man das Tier in die Wüste gejagt. Man vertraute, dass dadurch die Sünden hinweggenommen werden. Auch wenn es bei uns diesen Brauch nicht mehr gibt, so kennen wir alle das Wort „Sündenbock“. Wir suchen oft jemanden, der an allem schuld ist, und wir zeigen dann auf diesen einen.

Jesus hat sich nun freiwillig zum Sündenbock gemacht. Er sagt: „Werft alle eure Sünden auf mich.“ Er ist damit das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt. Er trägt die Schuld der ganzen Welt auf seinen Schultern.

Die Urkirche dachte vielfach in den Bildern des Alten Bundes. So haben sie damals dieses Bild verwendet. Paulus schreibt: Unser Paschalamm Christus ist geopfert. Jesus starb nach Johannes in derselben Stunde, in der im Tempel die Lämmer für das Paschafest geschlachtet wurden. Wie bei diesen Opfertieren keine Beine zerbrochen werden durften, so geschah es auch bei Jesus. Es wurden ihm nicht die Gebeine zerschlagen, sondern ein Soldat stieß seine Lanze in die Seite Jesu.

Auch Johannes greift dieses Bild vom Lamm in seiner Apokalypse auf, im letzten Buch der Heiligen Schrift. Es ist dort das Zeichen für den Sieg Christi. Das Lamm wird angebetet. In dreimaliger Steigerung findet die Huldigung statt. Zuerst werfen sich die 24 Ältesten als Vertreter des Menschengeschlechtes nieder. Dann kommen die Engel, die mit mächtiger Stimme den Lobgesang fortsetzen. Schließlich fällt die gesamte Schöpfung in diesen Lobgesang ein.

Wir selbst bitten das Lamm Gottes bei jeder heiligen Messe immer um sein Erbarmen. Als dritte Anrufung folgt die Bitte um den Frieden. Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser und gib uns den Frieden.

Der heilige Johannes der Täufer bezeugte also Jesus als Sohn Gottes und als das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnehmen kann. Auch wir wollen diesen Glauben immer mehr in unserem Herzen bekennen und bezeugen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024