25. Sonntag im Jahreskreis A 2023
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25. Sonntag im Jahreskreis 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

Der Satz aus dem Evangelium „Niemand hat uns geworben!“ macht mich nachdenklich. Wenn wir unterwegs sind, sei es mit dem Auto oder zu Fuß, werden wir immer wieder von riesigen Werbeplakaten förmlich bombardiert. Wir sehen oft aufdringlichen Werbungen. Schaufenster von Geschäften sind voll mit Werbeartikeln, und überall werden Produkte angepriesen, um Käufer anzulocken. Die Welt des freien Marktes versteht es, auf sich aufmerksam zu machen, und es wird viel Geld für Werbung ausgegeben. Diejenigen, die wirtschaftlich erfolgreich sind, kennen zahlreiche Methoden, um Kunden zu gewinnen. In all dem geht es um menschliche Bedürfnisse, Vergnügen, das materielle Wohl und vieles mehr.

Aber wie wirbt die Kirche? „Niemand hat uns geworben!“ Geht es bei der Kirche nicht um noch etwas viel Wichtigeres als irdische Güter oder Geld? Geht es nicht um unser Seelenheil, um eine Ewigkeit in Gemeinschaft mit Gott oder ohne Gott? Warum scheint aber die Kirche bei der Anwendung moderner Werbemethoden eher zurückhaltend zu sein? Könnte dieses Gleichnis uns nicht dazu aufrufen, aktiv für unseren Glauben zu werben?

Wir als Christen müssen uns fragen: Habe ich durch mein Schweigen oder meine Untätigkeit dazu beigetragen, dass andere nicht zur Sonntagsmesse gehen, nicht beten oder nicht ein gutes christliches Leben führen? Wenn jemand vor Gottes Gericht steht und Gott ihn fragt, was er für das Reich Gottes getan hat, wird es keine Entschuldigung sein, zu sagen: „Niemand hat mich dazu aufgefordert.“ Hat dann nicht auch derjenige, der die Gelegenheit zur Werbung hatte, aber aus unbegründeter Zurückhaltung nicht gehandelt hat, eine gewisse Mitverantwortung? Werbung ist also notwendig, aber wie wirbt man?

Sollte die Kirche sich wirklich auf die gleiche Stufe mit weltlichen Marketingprofis stellen und dieselben Werbemittel verwenden? Ich glaube nicht, dass wir die Kirche mit einem Unternehmen vergleichen können, das seine Produkte auf den Markt bringt. Das wäre nur in begrenztem Maße angemessen.

Die kirchliche Werbung hat ihre eigenen, einzigartigen Methoden. Die Kirche erinnert uns auf verschiedene Weisen an Gott. Es beginnt am frühen Morgen, wenn die Glocken zum Gebet läuten. Dreimal am Tag werden wir daran erinnert. Die Glocken laden uns zur Kirche ein und erinnern uns an die Heilige Messe. Sie erinnern uns auch während der Wandlung daran, dass Gott jetzt auf dem Altar gegenwärtig ist. Jede Kirche, jede Kapelle, jedes Marterl und jedes Kreuz erinnert uns an Gott.

Jeder gläubige Katholik ist dazu aufgerufen, die beste Form der Werbung durch sein persönliches Zeugnis zu leisten. Durch unser christliches Beispiel, unser Vorbild und unser Leben sollten wir auf Christus und seine Kirche hinweisen.

Wir tun dies oft unbewusst. Wenn wir ein Kreuz, ein Bild der Gottesmutter oder eine Statue eines Heiligen in unserer Wohnung haben, ist dies ein Bekenntnis zu unserem Glauben. Wenn wir ein Kreuz um den Hals tragen, mag es für einige ein Schmuckstück sein, aber es ist doch auch ein Bekenntnis zu Jesus Christus. Wenn wir Schwestern in Ordenstracht sehen oder jemanden als Priester erkennen, werden wir an die Kirche erinnert. Vielleicht stellt sich dann jemand die Frage: Wann habe ich zuletzt gebetet? Wann war ich das letzte Mal in der Kirche? Bedeutet mir Gott etwas?

„Niemand hat mich geworben!“ Im weiteren Verlauf des Evangeliums mag es so aussehen, als ob Gott ungerecht sei. Ist es nicht ein Ärgernis, wenn der Gutsbesitzer allen den gleichen Lohn gibt? Menschen, die den ganzen Tag gearbeitet haben, fromme Menschen, die ihr ganzes Leben Gott gewidmet haben und seine Gebote befolgen, erhalten denselben Lohn wie Menschen, die erst später zu Gott gefunden haben. Der Lohn aber, den wir bekommen, ist der Himmel. Selbst der rechte Schächer am Kreuz, der in der letzten Stunde seines Lebens zu Gott fand, wird gerettet. Allen erwartet die gleiche Belohnung, das ewige Glück.

Gott ruft zu jeder Stunde in seinen Weinberg. Gott wirbt immer wieder um jeden Menschen. Jeder, der diesen Ruf hört und ihm folgt, wird mit der ewigen Seligkeit belohnt. Im Himmel wird es keinen Neid geben, auch wenn jemand erst in der letzten Stunde zu Gott gefunden hat. Im Himmel wird es nur überwältigende Freude über jeden geben, der es geschafft hat. Das Glück wird für jeden unendlich groß sein.

Man kann es sich vorstellen wie ein Glas, das gefüllt wird. Im Himmel wird dein Glas mit Glück bis zum Rand gefüllt sein. Die Gläser der Menschen im Himmel werden unterschiedlich groß sein, aber alle werden bis zum Rand gefüllt sein. Gott füllt die Gläser im Himmel bis zum Überlaufen. Es wird keinen Neid geben, selbst wenn das Glas deines Nächsten genauso voll ist, selbst wenn er erst in der letzten Stunde zu Gott gefunden hat. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024