27. Sonntag im Jahreskreis A 2023
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27. Sonntag im Jahreskreis 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

Ich möchte heute auf die erste Lesung aus dem Buch Jesaja und auf das Evangelium nach Matthäus eingehen. Diese beiden Schriftstellen erzählen von einem Weinberg und gehören thematisch zusammen.

In der ersten Lesung hörten wir von einem Freund, der einen Weinberg besaß. Dieser kümmerte sich mit Hingabe um diesen Weinberg, doch trotz all seiner Bemühungen bringt der Weinberg am Ende nur faule und saure Beeren hervor und nicht süße Trauben. Was hat er alles für diesen Weinberg gemacht! Wie viel Zeit hat er investiert! Umgegraben, die Steine entfernt, mit edlen Reben bepflanzt, usw. Und dann dieser Misserfolg. Da dieser Weinberg keine guten Früchte bringt, wird er nun zerstört und vernichtet.

Wer ist der Besitzer des Weinbergs? Was bedeutet der Weinberg selbst? Die Erklärung folgte ebenfalls im Text: Der Besitzer des Weinbergs ist Gott. Der Weinberg des Herrn ist das Haus Israel. Gott hat sich um Israel liebevoll gekümmert. Verschwenderisch hat Gott für sein Volk gesorgt. Immer wieder hat er sich offenbart und Wunder über Wunder getan: angefangen vom Stammvater Abraham und seinen Nachkommen bis hin zu Mose und den Propheten. Gott hat sein Volk machtvoll durch Mose aus Ägypten herausgeholt und durch die Wüste ins Gelobte Land geführt. Er gab ihnen Könige und schickte immer wieder warnende Propheten. Gottes Sorge für sein Volk war unermesslich. Aber der Weinberg Israel hat nicht die erwarteten Früchte gebracht.

Die Geschichte aus dem Evangelium ist nun ähnlich. Sie handelt ebenfalls von einem Weinberg und der Besitzer des Weinberges ist Gott. Zur Erntezeit fordert er von den Winzern seinen Anteil des Ertrages. Zuletzt schickt er sogar seinen Sohn, aber auch auf ihn achten sie nicht, sondern bringen ihn ohne Skrupel um. Da ergeht das dramatische Wort Gottes an die verbrecherischen Winzer: „Das Reich Gottes wird euch genommen und einem Volk gegeben, das die erwarteten Früchte bringt.“ Wiederum ist der Weinberg das Volk Israel. Aber Israel hat den menschgewordenen Gottessohn Jesus Christus abgelehnt und verworfen. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten wussten genau, dass sie selbst mit diesem Gleichnis gemeint sind. Christus wird schließlich von ihnen getötet werden. Sie brachten nicht die entsprechenden Früchte. Darum wurde der Weinberg an andere Winzer verpachtet. Darum ist das Reich Gottes zu den Heiden gegangen.

Damit könnte man fragen: Geht uns dieses Gleichnis überhaupt etwas an? Jesus hat doch damit die Hohenpriester und Ältesten Israels gemeint. Das Gleichnis ist doch erfüllt. Das Reich Gottes wurde anderen gegeben. Was soll es uns noch zu sagen haben?

Der Weinberg ist nicht nur das Volk Israel, sondern der Weinberg symbolisiert auch die Kirche. Auch um uns sorgt sich Gott. Um jeden von uns kümmert er sich und nimmt sich viel Zeit, damit wir Früchte des Glaubens, der Liebe und der Nächstenliebe bringen. Er sorgt sich liebevoll und schenkt uns immer wieder seine Gnaden.

Darum müssen wir uns diese unangenehme Frage selbst stellen: Bringen wir die erwarteten Früchte, die Gott von uns erwartet oder sind es nur saure Beeren?

Wie steht es mit unserer Gesellschaft? Immer wieder schickt Gott auch zu uns seinen Sohn! Bei jeder heiligen Messe kommt er wieder zu uns und möchte, dass wir die Früchte abliefern. Diese Dankbarkeit aber bezieht sich nicht nur auf das Erntedankfest, das wir letzte Woche gefeiert haben und bei dem viele Menschen in der Kirche waren. Diese Dankbarkeit muss sich jeden Sonntag zeigen. Hoffentlich wird nicht Gott zu sehr enttäuscht sein und zu uns sagen: Ich werde meinen Weinberg an andere Winzer verpachten.

Lasst uns also daran denken, dass wir, wie der Weinberg, von Gott gepachtet sind, und er erwartet von uns gute Früchte. Prüfen wir uns demütig, wie wir in der Kirche auf Gottes Liebe und seine Gaben antworten. Möge unser Herz sich öffnen, damit wir die erwarteten Früchte hervorbringen und Gott nicht enttäuschen, so dass der Weinberg, der die Kirche ist, weiterhin reiche Ernten für das Reich Gottes hervorbringen kann.

Möge Gott uns mit seiner Gnade stärken und uns helfen, Früchte des Glaubens und der Liebe zu bringen, damit sein Reich in unserem Leben und in unserer Welt wachsen und gedeihen kann. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024