33. Sonntag im Jahreskreis A 2023
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33. Sonntag im Jahreskreis 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

Dieses Evangelium wird gerne am Beginn eines Schuljahres im Eröffnungsgottesdienst vorgelesen. Wir hören etwas von Talenten. Ein Talent war damals ein überaus hoher Geldbetrag. Im heutigen Sinn verstehen wir unter Talent die Begabung eines Menschen. Jeder Mensch hat Fähigkeiten, die wir Talente nennen.

Ein Diener im Gleichnis bekam fünf Talente, der andere zwei und der dritte ein Talent. Jetzt sollen sie damit arbeiten. Jeder von uns hat verschiedene Talente von Gott geschenkt bekommen. Keiner bekam alles, keiner bekam nichts! Der eine aber hat mehr, der andere weniger. Alle aber haben es geschenkt bekommen. Es ist nicht unser eigenes Verdienst. In der Schulmesse zähle ich dann immer Beispiele auf, was Kinder oft gut können: lesen, malen, rechnen, singen, sporteln, usw. Mit diesen Talenten sollen wir etwas tun. Wir sollen sie nicht vergraben, d.h. faul sein, sondern wir sollen noch Talente hinzugewinnen, d.h. fleißig sein, besser werden, etwas lernen und uns bemühen.

Das Gleiche gilt natürlich für uns Erwachsene. Das hört nicht mit Schulende auf. So weit ist das Gleichnis einleuchtend und verständlich.

Für mich stellt sich jetzt nur die Frage: Warum wird der Knecht, der das Geld vergraben hat, so scharf verurteilt? Er hat es nicht einmal verspielt! Er hätte das Geld auch ausgeben können! Er hat es getreu zurückgegeben, und es hat nichts gefehlt. Trotzdem wird so hart mit ihm verfahren. Er hätte es auf die Bank bringen können. Weil er dies nicht getan hat, deswegen wird er in die äußerste Finsternis hinausgeworfen. Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen. Es ist damit nichts anderes als die Hölle gemeint. Es ist die Verfehlung des Endziels. Die anderen wurden aufgenommen in den Himmel und dürfen teilnehmen an der Freude des Herrn.

„Weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt.“ Seit wann ist Angst etwas Böses? Warum wird er aus Angst mit ewiger Verdammnis bestraft? Es war doch vielleicht die Sorge, das Geld zu verlieren. Klingt da nicht etwas von Verantwortungsbewusstsein durch. Ist er nicht vielleicht ein etwas vorsichtiger Mensch, der zuerst auf Sicherheit aus ist und sich auf keine Experimente einlässt? Hat man nicht auch manchmal Sorge, wenn andere so leicht durch das Leben gehen und auf die Gefahren des Lebens nicht achten? Sorgt man sich nicht um Kinder, die achtlos spielen, die die Gefahr nicht bedenken und nicht sehen. Viele Beispiele könnte man aufzählen.

Weil ich Angst habe, deshalb habe ich dein Geld in der Erde versteckt, war die Antwort. Gott will aber nicht, dass wir Angst haben. Es gibt zwar die Furcht Gottes, was mehr mit Ehrfurcht zu tun hat. Es gibt auch die Furchtreue, die zur gültigen Beichte genügt. Das ist, wenn ich aus Angst vor der Hölle meine Sünden bereue. Aber die echte und schlechte Angst kommt vom Bösen. Der Teufel möchte uns immer Angst einjagen. Angst vor Gott, Angst vor Versagen, Angst vor den Menschen usw. Wie oft ermuntert Gott entweder durch einen Boten, durch seine Engel? Oder Jesus selbst spricht: Fürchtet euch nicht! Habt keine Angst. Ich bin es. Angst kommt aus ihrem tiefsten Urgrund daher, dass ich mir unsicher bin, ob Gott mir hilft, ob Gott mir beisteht. Daher hat der Mensch Angst, der zu wenig Gottvertrauen hat. Wer an der Hilfe, am Beistand Gottes zweifelt, bekommt leichter Angst, als einer, der sein Vertrauen ganz in die Hände Gottes legt.

Dieser Diener, der dieses eine Talent versteckt hat, hatte auch kein Gottvertrauen, dass er ihm beisteht, wenn er damit wirtschaftet. Diese Angst ist schlecht. Wir müssen uns eigentlich nur vor der Sünde, vor dem Bösen fürchten. Solange wir uns bemühen, das Gute zu tun, brauchen wir keine Angst haben. Es ist nicht leicht. Auch den Aposteln ist es nicht leicht gefallen. Oftmals musste Jesus sie rügen: Warum wart ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen? Auch sie mussten es erst lernen. Daher wollen wir nicht mutlos sein, wenn es auch bei uns immer wieder Phasen gibt, wo wir vielleicht ein wenig Angst verspüren und zu wenig Gottvertrauen haben. Wir wollen dann einen Blick auf Jesus werfen und uns an seine trostvollen Worte erinnern. Er wird uns wieder ermuntern mit folgenden Worten: Fürchte dich nicht! Hab keine Angst! Ich bin bei dir. Vertrau auf mich! Es wird alles recht werden. Hab nur Geduld! Dies hat der dritte Diener leider nicht gemacht. Unser Vorbild sind die ersten zwei Diener. Mit Vertrauen haben sie Talente hinzugewonnen. Auch wir wollen zu den Talenten, die wir von Gott geschenkt bekommen haben, noch weitere hinzugewinnen, damit er auch zu uns einmal sagen kann: Du bist ein treuer Diener. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024