5. Sonntag im Jahreskreis A 2023
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5. Sonntag im Jahreskreis 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

Es war einmal ein König, der hatte drei Töchter. Eines Tages wollte er wissen, wie lieb sie ihn eigentlich hätten. Die erste Tochter sagte: Ich liebe dich wie das Gold, mit dem du mich immer beschenkst. Der König freute sich und schenkte ihr noch mehr Gold. Die zweite Tochter sagte: Ich liebe dich wie die Edelsteine, die du mir schenkst. Der König freute sich und schenkte ihr ein über und über mit Edelsteinen besetztes Kleid. Nun war er auf die dritte gespannt, seine liebste Tochter. Sie sagte: Ich liebe dich wie das Salz. Allgemeines Gelächter setzte ein. Der König war empört und schickte seine Tochter weg. Da geschah etwas Merkwürdiges: Fortan wurde jegliches Salz im Königreich zu Gold.  Darüber war der König zuerst hocherfreut, da er sehr reich wurde doch die Speisen mussten jetzt mit Zucker gewürzt werden, sodass dem König das Essen nicht mehr so recht schmeckte. Und alle Lebensmittel, die vorher mit Salz haltbar gemacht wurden, verdarben und verfaulten in kürzester Zeit. Der König ließ im Nachbarland Salz bestellen und zahlte mit dem Gold. Doch alles Salz, das die Grenze zum Königreich überschritt, wurde augenblicklich wieder zu Gold. Als die jüngste Tochter von dem großen Leid hörte, kehrte sie zurück und löste diesen Fluch, so dass alles, was einmal Salz gewesen war, wieder zu Salz wurde. Da erkannte der König, wie recht seine jüngste Tochter gehabt hatte und weinte bitterliche, salzige Tränen. Es waren Tränen der Einsicht und Tränen der Freude. Und sie lebten glücklich bis an ihr Ende.

Dieses Märchen zeigt, dass Salz große Bedeutung hat. Auch wenn es einen Salzersatz für viele Gerichte gibt, würde der Mensch doch ohne Salz nicht überleben. Als weißes Gold wurde das Salz vor Jahrtausenden höher geschätzt als das wertvolle Edelmetall. Heute ist es billig und für jeden verfügbar. Salz gibt nicht nur dem Frühstücksei die Würze, sondern ist ein lebenswichtiges Mineral. Den Salzgehalt von 0,9 Prozent kann man schmecken, nämlich in den Tränen. Etwa 200 Gramm beträgt der Salzgehalt im Körper. Ohne Salz wären die Zellen nicht lebensfähig und die Organe würden nicht funktionieren.

Ich möchte noch auf 4 Punkte hinweisen, für was Salz notwendig ist. Es reinigt, es konserviert, es heiligt und es würzt.

Erstens reinigt Salz. So manche Hausfrau unter uns könnte sicher aus ihrem Erfahrungsschatz einige Tipps geben, wie man und was man mit Salz reinigen kann. Im Alten Testament ist sogar davon die Rede, dass neugeborene Babys mit Salz abgerieben wurden, um sie zu reinigen. Zweitens konserviert Salz. Fleisch wurde früher oft in Salz eingelegt, damit es lange haltbar blieb. Mit Salzheringen oder Sardellen ist es ähnlich. In biblischer Zeit gehörte das Einsalzen zu den wichtigsten Konservierungsmethoden. Deshalb ist Salz in der Bibel ein Inbegriff von Beständigkeit und Unvergänglichkeit. So kommt es, dass im Gottesdienst des Alten Testaments Salz drittens auch heiligt. Kein Opfer wurde im Jerusalemer Tempel dargebracht, ohne dass es zuvor gesalzen wurde. Gottes alter Bund wird an einigen Stellen „Salzbund“ genannt, um auszudrücken, dass es ein beständiger und heiliger Bund ist. Viertens macht Salz Speisen schmackhaft. Das ist uns heute am vertrautesten, war aber natürlich auch schon zu biblischer Zeit bekannt.

„Ihr seid das Salz der Erde“, sagte Jesus den Jüngern damals und das sagt Jesus uns Christen heute auch. Die 4 Punkte können uns klar machen, was Jesus mit diesem Gleichnis meint.

„Ihr seid das Salz der Erde“ bedeutet also erstens: Ihr seid rein. Ihr seid gereinigt durch das Blut Christi, abgewaschen von Sünde durch das Bad der Wiedergeburt, durch die heilige Taufe. Es bedeutet zweitens: Ihr seid konserviert, beständig. Ihr seid für die Ewigkeit bestimmt. Ihr seid Erben des ewigen Lebens. Wie Jesus vom Tod auferstanden ist, so werdet ihr mit ihm ewig leben in der Herrlichkeit des Vaters. Ihr seid drittens heilig, geheiligt durch das Opfer Jesu Christi. Ihr gehört zu Gott, so wie all die gesalzenen Opfergaben im Tempel Gott gehörten. Ihr habt den Heiligen Geist empfangen. Ihr seid viertens etwas Schmackhaftes, ihr seid durch den Heiligen Geist dazu berufen, dieser Welt durch euer christliches Leben die rechte Würze zu geben. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024