4. Ostersonntag A 2023
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4. Ostersonntag 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

Es gibt ein frommes Kinderlied, vielleicht ein bisschen kitschig, aber es passt zum heutigen Evangelium. Es lautet: „ Weil ich Jesu Schäflein bin, freu ich mich nun immerhin über meinen guten Hirten, der mich wohl weiß zu bewirten, der mich liebt und der mich kennt, mich bei meinem Namen nennt.“

Der Text drückt sehr deutlich aus, dass Gott jeden einzelnen von uns mit Namen kennt. Der Hirt ruft die Schafe einzeln beim Namen. Er kennt uns.

In der Schule soll der Lehrer seine Schüler mit Namen kennen. Das ist manchmal gar nicht so leicht bei der großen Anzahl. Die schlimmen Schüler, die auffallen und stören, kennt man bald. Schwerer tut man sich mit den stillen und braven Kindern, die unauffällig in der Klasse sitzen. Diese kennt man oft nicht gleich mit Namen. Man merkt sich den Namen nur schwer und vergisst ihn leicht wieder.

Beim lieben Gott ist es aber so: Er vergisst keinen Namen. Er weiß, wie wir alle heißen. Er ruft uns alle mit Namen. Er kennt uns durch und durch. Der gute Hirt kennt seine Schafe und führt sie. Und die Schafe kennen die Stimme des Herrn.

Ein Mann, der im Morgenland Reisen machte, erzählt folgendes Erlebnis: Ich kam an einen Ort, an dem die Hirten ihre Schafe tränken. Es waren drei Hirten mit ihren Herden dort, die alle durcheinander am Wasser waren und tranken. Mich wunderte, wie jeder Hirte seine Schafe wieder erhielt; aber als alle sattgetrunken hatten, nahm der eine Hirt seinen Stab und rief: „Men-ah“ (Folgt mir!) und seine Schafe liefen ihm alle nach. Dann rief der andere seinen Schafe auch sein „Men-ah!“ zu, und auch sie folgten ihm sogleich. Ich fragte den letzten Hirten, ob seine Schafe mir wohl folgen würden? Er schüttelte seinen Kopf und sagte: „Magst du es probieren?“ Ich zog seinen Mantel an, band seinen Turban um den Kopf, nahm seinen Stab und rief: „Men-ah! Men-ah!“ Aber da standen sie und schauten mich verwundert an, doch keines folgte mir. „Folgen sie nie einem andern?“ fragte ich. „Nur wenn ein Schaf krank ist, folgt es dem Nächstbesten nach.“ Wie wahr ist doch die Rede Christi über den guten Hirten. Wenn aber ein Schaf einem Fremden folgt, so ist das ein Zeichen, dass es krank ist. Wenn du der Stimme des Bösen folgst und dich weglocken lässt von der Herde des Herrn, so ist das ein Zeichen, dass deine Seele krank ist.

Aber nicht nur dieses alte Gleichnis können wir verwenden. Ich möchte ihnen ein Beispiel erzählen, dass jetzt schon über 20 Jahre her ist. Als ich noch Kaplan war, kam ein Jugendlicher zu mir und zeigte mir voller Stolz sein neues Handy und sagte zu mir: Dieses Handy hört auf meine Stimme. Wenn ich zum Handy sage „Herr Kaplan!“, dann wählt es ihre Nummer. Ich war ganz fasziniert, als er mir als Beweis dies nun vorführte. Er sagte nur „Herr Kaplan“ und es läutete kurz darauf auf meinen Handy. Auch die Handys kennen die Stimme ihres Herrn, denn als ich mir dann sein Handy auslieh und ebenfalls „Herr Kaplan“ sagte, folgte mir das Handy nicht. Inzwischen hat sich viel getan auf diesem Gebiet und wir können mit unserer Stimme dem Handy viel befehlen. Wir rufen „Alexa“ und wünschen uns ein Lied oder stellen eine Frage und vom Internet erfahren wir fast alles, was wir selbst nicht wissen. Das Handy kennt unser Gesicht und entsperrt sich usw.

Aber nicht nur die Schafe kennen ihren Herrn an der Stimme. Der gute Hirt kennt eben auch seine Schafe: die Braven und die Schlimmen. Den Sündern wird er nachgehen, und er wird sie suchen. Wenn sie vom rechten Weg abgekommen sind, wird er sie aus dem Dornengestrüpp der Sünde befreien und zur Herde zurücktragen. Er wird sie gesund pflegen. Nur die kranken Schafe, so heißt es, hören nicht auf die Stimme des Hirten, sondern auf eine andere Stimme. Falls auch wir nicht immer auf die Stimme des guten Hirten, auf Jesus gehört haben, wollen wir uns von ihm heilen lassen.

Er ist auch der Heiland, der uns alle liebt und eben kennt. „Der mich liebt und der mich kennt, mich bei meinem Namen nennt.“ So hieß es im Kinderlied. Uns alle ruft er zu, ihm nachzufolgen. Hören wir auf seine Stimme, dann werden wir nicht vom rechten Weg abirren. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024