5. Ostersonntag A 2023
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5. Ostersonntag 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

Unsere letzte Pfarrwallfahrt im September vorigen Jahres ging nach St. Florian. Wir schauten uns das wunderbare barocke Chorherrenstift an. Der berühmte Komponist Anton Bruckner ist dort unter der nach ihm benannten Brucknerorgel bestattet. Er hält sozusagen Grabwache vor dem Märtyrer, denn nach der Überlieferung wurde im Jahre 304 der hl. Florian an der Stelle, wo sich die Stiftskirche befindet, bestattet. Die ersten schriftlichen Quellen über den heiligen Florian stammen aus dem 8. Jahrhundert. Es liegen also ungefähr 450 Jahre zwischen Tod und den ersten Informationen über ihn. Einiges ist legendär. Wir dürfen also einerseits nicht unkritisch die überlieferten Textzeugen als historisch ansehen, andererseits kann man auch nicht leugnen, dass Florian gelebt hat. Die Wahrheit liegt dazwischen. Im letzten Jahrhundert haben Ausgrabungen in der Stadt Enns bewiesen, dass Florian historisch ist. Man hat 1967 die Gebeine von wenigstens 31 Menschen aus dem beginnenden 4. Jahrhundert in Lorch, ein Ort der Stadtgemeinde Enns, entdeckt.

Zu Beginn des 4. Jahrhunderts begann unter Kaiser Diokletian die letzte große Christenverfolgung. In Lorch lässt der Statthalter 40 Christen festnehmen. Er bedroht sie mit dem Tod, wenn sie nicht dem Kaiser durch Opfer göttliche Ehren erweisen. Alle 40 entscheiden sich dafür, nicht dem Kaiser zu opfern. Florian, der damalige Kanzleivorsteher des Statthalters erfährt, dass seine Glaubensbrüder in Lorch in Lebensgefahr sind. Er eilt ihnen zu Hilfe, doch auch er wird verhaftet. Nach schweren Folterungen (Geißelungen) wird Florian mit einem Stein um den Hals im Fluss Enns ertränkt.

Die Legende berichtet, dass ein wilder junger Mensch ihn über die Brücke hinabstieß und im selben Augenblick blind wurde. Florian sei nicht gleich untergangen, sondern von den Wellen auf einen vorragenden Felsen getragen worden. Dort habe sich ein Adler niedergelassen, um den Leichnam zu beschützen. Eine Frau, vom heiligen Florian im Traum dazu ermahnt, beerdigte ihn in ihrem Garten. Bald entstand an dieser Stelle eine Kirche und später ein Kloster.

Der heilige Florian und seine Gefährten sind ein leuchtendes Zeugnis dafür, dass weder das Verächtlichmachen der christlichen Glaubensüberzeugung noch brutale Gewalt Menschen von der Liebe Christi trennen können.

Auch heute gibt es in vielen Ländern Christen, die wegen ihres Glaubens willen verfolgt und getötet werden. Radikale und gewalttätige islamistische Bewegungen wie Al-Qaida, Islamischer Staat, Boko Haram usw. gewinnen immer Einfluss. Religiös-nationalistische Bewegungen wie militante Hindus in Indien, militante Buddhisten in Sri Lanka oder in Myanmar haben enormen Zulauf und wollen in ihrem Land keine andere Religion dulden als die eigene. Totalitäre Regierungssysteme in Nordkorea oder China unterdrücken jede Gruppierung, die das staatliche Machtmonopol gefährden könnte.

Weltweit gelten 340 Millionen Christen als verfolgt. Zehntausende sitzen in Zwangshaft, werden gefoltert oder diskriminiert. Besonders oft werden sie in Afrika getötet. Die Zahl der Christen, die weltweit wegen ihres Glaubens ermordet wurden, hat zuletzt stark zugenommen.

Ich sage das deshalb, weil wir oft meinen, dass das alles mit den Märtyrern Geschichte und Vergangenheit ist. Bei uns gibt es Gott sei Dank keine Christenverfolgung, aber wenn wir weltweit schauen, ist das Christentum die am meisten verfolgte Religion. Wir wollen dankbar sein, dass wir in einem Land mit Religionsfreiheit leben dürfen und den heiligen Florian bitten, dass er vom Himmel aus für uns Fürsprache einlegt, dass dies auch so bleiben möge. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024