7. Ostersonntag A 2023
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7. Ostersonntag 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

Jesus betet heute im Hohepriesterlichen Gebet für seine Jünger: Lass sie alle eins sein. Wie du, Vater in mir bist und ich in dir, so lass sie in uns eins sein.“ Über diese Einheit wollen wir kurz betrachten. Wir stehen in der Zeit zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten. In diesen 9 Tagen betet die Kirche verstärkt um den Heiligen Geist, der am 50. Tag nach Ostern auf die Jünger herabkam. Der Heilige Geist ist die Einheit zwischen Vater und Sohn. Er verbindet die beiden göttlichen Personen mit seiner eigenen Person zu einem Wesen. Der Heilige Geist schenkt also Einheit. Wenn wir in diesen Tagen um diesen Beistand beten, dann bitten wir eben auch um die Einheit.

Das Gebet Jesu ist ein Gebet um die Einheit der Christen. Das ist sicherlich ein wichtiges Anliegen Jesu. Dieses Gebet Jesu ist aber noch viel tiefer zu verstehen. Er betet um eine besondere Einheit seiner Jünger. Sie sollen das Eins-Sein Jesu mit dem Vater anstreben. Wenn die Jünger Jesu mit dem Vater „Eins sind“, dann werden sie auch untereinander „Eins sein“. Wer das erste nicht sucht, dem gelingt auch nicht das zweite. Das Eins-Sein untereinander ist nur die Erfüllung des Eins-Seins mit dem Vater. Dies bedeutet letztendlich die Bitte Jesu, die wir nicht im Evangelium gehört haben, die er aber ein paar Verse später spricht: „die Bewahrung vor dem Bösen und die Heiligung durch die Wahrheit“. Wenn wir vom Bösen bewahrt bleiben und nicht sündigen, dann sind wir im Vater. Wenn wir uns durch die Wahrheit heiligen lassen, dann lassen wir uns nicht durch Irrlehren vom dreifaltigen Gott trennen.

Die Einheit ist kein untereinander durch uns Menschen verhandelbares Ding. Wir würden uns gerne an den runden Tisch hinsetzen und über die trennenden Punkte unterhalten, darüber diskutieren und uns dann in der Mitte treffen. Die Mitte aber ist nicht immer die Wahrheit. Und Einheit ohne Wahrheit ist keine wahre Einheit. Hier geht es nicht um menschengemachte Einheit, sondern um unveränderliche ewige Wahrheiten, die sich nicht durch Menschen ändern lassen. Hier ist es wichtig, um den Heiligen Geist zu beten, der uns tiefer in diese Wahrheiten einführen wird, so wie Jesus uns das versprochen hat: Ich werde euch einen anderen Beistand senden, der euch alles weitere lehren wird und euch an alles erinnern wird, was ich euch gesagt habe. Daher ist, noch einmal anders formuliert, die Einheit keine gemeinsam beschlossene Menge von Glaubensinhalten, die die Mehrheit der Diskutierenden festlegt. Einheit wird nicht geschaffen, indem bestimmte für andere unangenehme Glaubenswahrheiten einfach um des Friedens willen gestrichen werden. Einheit wird entstehen, wenn sich alle gemeinsam zu Gott hinwenden, wenn sich jeder in Demut zum Vater bekehrt und der Wahrheit des Glaubens in allem gehorsam ist.

Jesus beruft sich eigentlich nie auf sein „Gewissen“, sondern die Sorge seines Gewissens ist, den Willen des Vaters zu erfüllen. Jesu Gewissen ist die Liebe zum Vater und der Gehorsam zum Vater. Darum lehrte er uns auch das „Vater unser“. Hier beten wir immer: dein Wille geschehe.

Engagierte Suche nach Einheit und Versöhnung ist eine Suche nach der Liebe zum Vater und die Suche der eigenen Bekehrung.

Dies möge der Heilige Geist bewirken, um den wir in diesen Tagen beten. Es ist der Geist der Einheit, denn er ist die Einheit zwischen Vater und Sohn. Er möge uns auch die Einheit mit ihm und untereinander schenken. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024