Pfingstsonntag A 2023
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Pfingstsonntag 2023 A

Messtexte | Word-Dokument

Wir befinden uns noch im Monat Mai. Dieser Monat wird bekannterweise auch Marienmonat genannt, und es finden immer wieder Maiandachten statt. Was hat Maria mit dem Heiligen Geist zu tun, dessen Fest wir heute begehen?

Welche Gemeinsamkeiten zwischen dem Heiligen Geist, der zu Pfingsten auf die Jünger herabkam und der Mutter Jesu gibt es? Und was sind die Unterschiede?

Zum einen ist klar: Der Heilige Geist ist die dritte göttliche Person. Er ist der ewige unendliche Gott. Und Maria ist ein erschaffenes Wesen, ein Geschöpf, zwar ein besonderes Geschöpf, das nie gesündigt hat, aber doch ein Mensch, von Gott erschaffen. Von daher gesehen liegen Welten dazwischen. Das ist ein großer Unterschied. Doch gibt es auch Vergleichspunkte.

2 Vergleichspunkte möchte ich näher behandeln. Das erste ist die Liebe. Der Heilige Geist wird zwar manchmal der unbekannte Gott genannt, weil man sich oft schwer tut mit einer konkreten Vorstellung, doch am besten beschreiben wir ihn mit der Liebe. Gott selbst ist nur Liebe, und der Heilige Geist ist die Liebe zwischen Gott Vater und Gott Sohn. Hier haben wir jetzt eine Brücke. Maria ist der Mittelpunkt der Liebe. Maria versammelte damals die Apostel zu Pfingsten. Sie wird immer bei Gemälden, die Pfingstereignis zeigen, in der Mitte der Jünger dargestellt. Die Apostel scharen sich um die Mutter Jesu.

Das ist das Zweite: Maria ist das Prinzip der Einheit. Maria vereint sie. Der Heilige Geist ist auch die Einheit, das Prinzip der Einheit im Dreifaltigen Gott.

Maria ist die Braut des Heiligen Geistes. Sie steht in enger Verbindung mit dem Heiligen Geist. Der Erzengel Gabriel sprach: Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Du wirst den Sohn Gottes gebären, weil Gott, der Heilige Geist in dir wirkt: die Braut des Heiligen Geistes.

Maria ist, wie wir betont haben, zu Pfingsten dabei, als der Heilige Geist herabkam. Sie war nicht dabei, als Jesus die 12 Apostel zu Priestern weihte und das letzte Abendmahl feierte. Das ist zu bedenken. Warum? Jesus hat aus seiner Mutter, die die würdigste gewesen wäre, keine Priesterin gemacht, aber sie hat den Heiligen Geist empfangen, und zwar vorher schon in besonderer Weise. Und weil sie die Fülle des Heiligen Geistes empfangen hat und voll der Gnade war, so kann sie auch die Fülle des Heiligen Geistes in gewissem Sinn weitergeben, und eine Frucht des Heiligen Geistes ist die Einheit.

Maria ist das Prinzip der Einheit. Wir haben festgestellt, dass Maria die Apostel im Abendmahlssaal eint. Sie waren vereint mit Maria im Gebet, und das hat die Apostel zusammengeschweißt.

Wir haben in der Lesung vom Turmbau zu Babel gehört. Hier ist das Gegenteil der Fall gewesen: Zerstreuung. Unverständnis. Keiner hat den anderen mehr verstanden. Sie haben in verschiedenen Sprachen plötzlich gesprochen. Pfingsten ist das „Antibabylon“.  Nach der Geistsendung herrschte plötzlich Verständnis. Alle haben sie in ihrer Sprache verstanden, und das hat sie geeint. Maria war in ihrer Mitte und der Heilige Geist schaffte Einheit.

Das wünsche ich ihnen und uns zu Pfingsten: den Heiligen Geist, der die Liebe ist und der Einheit schafft. Der bekannte Bischof von Regensburg Michael Sailer aus dem 19. Jahrhundert wünschte den Gläubigen zu Pfingsten drei Dinge: den Heiligen Geist, den Heiligen Geist und nochmals den Heiligen Geist. Dann bat er um Verzeihung und sagte: Ich fand nichts Besseres als diesen Wunsch. Wenn Christus nichts Besseres geben konnte, als den Heiligen Geist, dann wünsche auch ich Ihnen den Heiligen Geist, der Einheit schafft. Amen.


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