2. Adventssonntag A 2025
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2. Adventssonntag 2025 A

Messtexte | Word-Dokument

Ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie auf einem Weg unterwegs waren – vielleicht beim Wandern oder im Alltag – und erst nach einiger Zeit merkten: Ich bin falsch abgebogen? Einige meiner Mitbrüder, begeisterte Bergsteiger, erzählten mir von solch einer Erfahrung. An einem herrlichen Herbsttag machten sie sich auf den Weg zu einem Gipfel, entschieden sich jedoch gleich am Anfang bei einer Wegkreuzung für die falsche Richtung. Erst nach mehr als einer halben Stunde bemerkten sie den Irrtum – umkehren, zurückgehen – wertvolle Zeit ging verloren.

Ein anderes Mal führte schlechtes Wetter und nachlassende Kraft dazu, dass sie erschöpft umkehren mussten und ihr Ziel nicht erreichten.

Auch Johannes der Täufer spricht von einer solchen Umkehr. Er ruft uns dazu auf, den eingeschlagenen falschen Weg zu verlassen und zurückzukehren – heimzukehren zu Gott, zu seinen Geboten, zu einem Leben in seiner Nähe.

Johannes der Täufer formuliert drei kurze Appelle:

  1. Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe.
  2. Bringt Früchte hervor, die den Ernst eurer Umkehr zeigen.
  3. Ich taufe euch mit Wasser als Zeichen eurer Umkehr.

1. Kehrt um!

Dieser Ruf gilt uns besonders in diesen Wochen des Advents. Fragen wir uns ehrlich: Haben wir Advent und Weihnachten in den letzten Jahren vielleicht falsch gefeiert? Lassen wir uns vom äußeren Glanz, vom Rummel, von Geschäftigkeit und Sentimentalität nicht ablenken. All das kann nicht der rechte Weg sein, wenn wir Weihnachten in seiner ganzen Gnade erleben wollen.

Die Geburt Jesu geschah in Einfachheit und Stille: kein Luxus, kein Überfluss, sondern Armut und Hingabe. Der Weg durch den Advent endet in einer Sackgasse, wenn wir das Wesentliche vergessen: das Kind in der Krippe – Jesus, der unseretwegen vom Himmel herabgestiegen ist.

2. Bringt Früchte der Umkehr!

Die Menschen fragten schon damals: „Was sollen wir tun?“ Und Johannes antwortete: Bekennt eure Sünden und bereut sie. Eine erste Frucht unserer Umkehr kann eine ehrliche und gründliche Weihnachtsbeichte sein.

Damit erkennen wir, dass wir uns manchmal in eine geistliche Sackgasse verirrt haben oder vom Zeitgeist beeinflusst wurden. Es ist eine Versuchung unserer Zeit zu glauben, wir hätten keine Sünden und alles sei erlaubt.

Nehmen Sie sich Zeit für eine Gewissenserforschung. Bitten Sie den Heiligen Geist um Erleuchtung. Ein guter Beichtspiegel kann dabei helfen. Haben wir wieder die Demut, die uns zu einer befreienden Beichte führt. Der Mensch, der sich vor der Beichte scheut, trägt oft Lasten auf dem Herzen, die ihn innerlich niederdrücken.

Die Beichte ist kein Druck, sondern Befreiung. Während manche Stimmen versuchen, das Schuldbewusstsein zu relativieren, legt Gott im Sakrament der Versöhnung seine Hand auf unser Herz und spricht: Ich vergebe dir. Danach kann man wirklich erleichtert und froh nach Hause gehen.

3. Ich taufe euch mit Wasser – zum Zeichen eurer Umkehr.

Dieser dritte Appell erinnert uns an unsere eigene Taufe und daran, dass wir nicht bloß „Taufscheinkatholiken“ sein sollen, sondern bewusste Christen. Aus der Taufe erwächst die Berufung, ein Leben zu führen, das Zeugnis gibt, ein Leben, das anderen zum Vorbild wird.

Schon in der frühen Kirche sagten die Menschen über die Christen: Seht, wie sie einander lieben. Diese Liebe soll auch heute unser Erkennungszeichen sein – besonders in der Adventszeit.

 

Liebe Brüder und Schwestern, möge dieser Advent eine Zeit der echten Umkehr sein – der inneren Rückkehr zu Gott, der Versöhnung, des Aufbruchs in ein neues Leben mit Christus. Dann kann Weihnachten für uns wirklich zu einem Fest der Gnade und des Friedens werden. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2025