4. Adventssonntag 2025 A
Messtexte | Word-Dokument
„Freue dich, s’Christkind kommt bald“, singen wir im bekannten Weihnachtslied Leise rieselt der Schnee. Weihnachten steht wirklich vor der Tür. Die vierwöchige Vorbereitungszeit des Advents geht ihrem Ende entgegen.
Heute wollen wir unseren Blick auf die mächtigen Geister des Himmels richten – auf die heiligen Engel. Gerade in diesen Tagen begegnen sie uns in den biblischen Texten besonders häufig. Immer wieder übermitteln sie Gottes Botschaft, denn beim Geheimnis der Menschwerdung Gottes haben sie eine entscheidende Aufgabe. Gott sendet seine Engel zu den Menschen, um ihnen seinen Heilsplan kundzutun.
Auch im heutigen Evangelium hat ein Engel Gottes einen besonderen Auftrag: Er soll dem heiligen Josef eine wichtige Botschaft überbringen.
Versuchen wir, uns in Josef hineinzuversetzen. Er merkt, dass seine Verlobte Maria ein Kind erwartet – und dieses Kind ist nicht von ihm. Was muss in ihm vorgegangen sein? Die Situation war für ihn völlig unverständlich. Auch wir kennen solche Momente im Leben: Fragen, auf die wir keine Antwort finden, Situationen, die uns wie ein Rätsel erscheinen. So stelle ich mir auch die Lage Josefs vor. Er kennt Maria und weiß, dass sie ihn nicht betrogen hat. Und doch steht er vor einer scheinbar ausweglosen Situation: Was soll ich tun?
Josef war ein gerechter Mann, das heißt: ein gottesfürchtiger Mensch. In seiner Unsicherheit hat er gewiss zu Gott gebetet und darum gerungen, den Willen Gottes zu erkennen. Und da greift Gott ein: Im Traum erscheint Josef ein Engel mit einer außergewöhnlichen Botschaft.
Die Engel begegnen uns jedoch nicht nur bei Josef. Bereits zuvor erlebt Maria die Begegnung mit dem Engel der Verkündigung. Und bei der Geburt Jesu in Betlehem singt ein ganzer Engelschor: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden.“ Die Engel verkünden den Hirten die Frohe Botschaft und schicken sie zur Krippe.
Doch glauben wir wirklich, dass dies so geschehen ist? Ich stelle diese Frage bewusst. Ein Schüler hat mich einmal gefragt, ob das mit den Engeln denn wirklich wahr sei. Jemand habe zu ihm gesagt, die Engel seien vom Evangelisten erfunden, nicht historisch, sondern nur symbolisch zu verstehen. Da frage ich mich: Warum schreibt der Evangelist Lukas dann wenige Zeilen zuvor, dass er allen Ereignissen von Anfang an sorgfältig nachgegangen ist, nur um uns anschließend etwas vorzutäuschen?
Liebe Brüder und Schwestern, lassen wir uns nicht verwirren. Die Kirche lehrt klar und einfach: Es gibt Engel. Es gibt die guten Engel und die gefallenen. Engel sind reine Geister. Die guten Engel sind Diener und Boten Gottes. Gerade im Geheimnis der Menschwerdung Gottes spielen sie eine wichtige Rolle. Denn nur weil Josef auf die Weisung des Engels hörte, änderte er seinen Entschluss und verließ Maria nicht. Er hörte auf die Stimme Gottes, die durch den Engel zu ihm sprach, und er gehorchte.
Natürlich ist dieses Eingreifen Gottes etwas Übernatürliches, ein Wunder. Doch das noch größere Wunder ist die Menschwerdung Gottes selbst.
Auffallend ist: Jede Engelserscheinung beginnt mit denselben Worten – „Fürchte dich nicht.“ So spricht der Erzengel Gabriel zu Maria. So spricht der Engel zu Zacharias im Tempel. So beruhigt der Engel die Frauen am leeren Grab. So hören wir es im Traum des Josef. Und so spricht der Engel des Herrn zu den Hirten: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude.“ Immer wieder erklingt dieses tröstende Wort: Fürchte dich nicht. Das ist eine Botschaft, die auch uns heute gilt. In einer Welt voller Angst – Angst vor Gewalt, Angst vor Terror, Angst vor der Zukunft – sagt Gott auch zu uns: Fürchtet euch nicht! Das Kind, auf das wir warten, ist vom Heiligen Geist. Fürchtet euch nicht! Die Botschaft ist Freude über das geheimnisvolle Wirken Gottes, darüber, dass Gott Mensch wird. Fürchtet euch nicht! Der Retter ist nahe.
Gott sendet seinen Engel – und wo Gott handelt, da brauchen wir keine Angst zu haben. Dort wird Freude verkündet. Diese Freude klingt auch im Lied Leise rieselt der Schnee an. Möge sie unsere Herzen erfüllen. Freue dich – s’Christkind kommt bald. Amen.
