Christmette 2025 A
Messtexte | Word-Dokument
„Transeamus usque ad Bethlehem“ – „Lasst uns nach Bethlehem gehen!“
So sprechen die Hirten nach der Botschaft der Engel zueinander. Dieser Ruf ist uns vertraut; es ist ein bekanntes Weihnachtslied geworden.
Auch wir haben uns heute Nacht aufgemacht. Auch wir haben gesagt:
Transeamus usque ad ecclesiam – lasst uns in die Kirche gehen.
Lasst uns zum Kind in der Krippe gehen. Lasst uns den Heiland anbeten, der für uns geboren wurde.
Wir kennen in unserer Zeit das Wort „Transit“ – Durchgang, Übergang. Man spricht vom Transitverkehr, wenn ein Gebiet durchquert wird, um ein Ziel zu erreichen. Weihnachten ist ein solches Geschehen des Durchgangs, des Transitus – und zwar in einem ganz einzigartigen Sinn.
Denn das Kind in der Krippe ist selbst auf dem Weg. Es hat einen entscheidenden Durchgang vollzogen: vom Himmel zur Erde – und von dort zurück zum Vater. Gott geht einen Weg durch unsere Welt. Der Vater sendet den Sohn: Komm, geh zu den Menschen. Komm, geh nach Bethlehem.
Doch dieses Gehen ist kein gewöhnliches Herabsteigen. Es ist ein unfassbares Sich-Hinabbeugen. Gott verlässt die Herrlichkeit des Himmels und nimmt die menschliche Natur an. Der Allmächtige wird ohnmächtig, der Ewige tritt in die Zeit, der Unsterbliche nimmt ein sterbliches Leben an.
Dieser Weg führt nicht nur in die Krippe, sondern weiter – bis zum Kreuz. Weihnachten trägt schon das Geheimnis von Karfreitag und Ostern in sich. Es ist ein freiwilliger, liebender Positionswechsel Gottes. Ein Abstieg aus reiner Liebe. Ein Geheimnis, das uns sehr staunen lässt, denn dieses Ereignis ist nicht selbstverständlich.
Auf diesen göttlichen Transitus antworten die Hirten mit ihrem eigenen: „Lasst uns gehen.“ Man muss sich aufmachen. Man muss hinübergehen.
Auch wir haben diesen Schritt getan. Der Weg vom warmen Haus, vom festlich gedeckten Tisch, hin zur Krippe ist nicht nur ein äußerer Weg. Er ist ein innerer Übergang. Denn Weihnachten ist in seinem Kern kein Fest des Konsums, sondern der Armut Gottes. Der Sohn Gottes liegt in einer Krippe, ohne Schutz, ohne Glanz, ohne Reichtum.
Und doch: Wer das Geheimnis verstanden hat, darf sich freuen, darf feiern, darf dankbar genießen. Die Freude gehört zu Weihnachten. Ja, man sagt mit Recht: Weihnachten kann man riechen. Der Duft von Gebäck, von Tannenzweigen, von Kerzen – all das gehört dazu.
Aber wie riecht es in Bethlehem?
Im Stall riecht es anders. Es riecht nach Stroh. Nach Tieren. Nach Armut. Nicht angenehm. Nicht festlich im weltlichen Sinn.
Und doch – liebe Brüder und Schwestern – dort riecht es vor allem nach Liebe.
Nach göttlicher Liebe. Nach einer Liebe, die sich nicht scheut, in unsere Wirklichkeit einzutreten.
Das ist es, was wir heute feiern. Gott kommt uns entgegen, damit wir ihn finden können. Er macht sich klein, damit wir keine Angst haben müssen. Er wird arm, damit wir reich werden an Hoffnung. Er wird Mensch, damit wir zu Gott finden.
Viele erkennen ihn nicht, weil sie ihn nicht dort erwarten. Wer aber sein Herz öffnet, wer sich aufmacht wie die Hirten, der findet ihn. Und wer ihn findet, wird beschenkt mit dem Frieden, den die Engel in jener Nacht verkündet haben.
Bewahren wir diesen Frieden in unseren Herzen. Bewahren wir die Freude dieser Heiligen Nacht. Dann wird Weihnachten nicht nur ein Fest, sondern eine wunderschöne Begegnung mit der Familie und mit Gott. Amen.
