19. Sonntag im Jahreskreis B 2000
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

19. Sonntag im Jahreskreis 2000 B

Messtexte | Word-Dokument

Weil der hl. Hippolyt unser Diözesanpatron ist, ist es gut ein bisschen etwas über ihn zu wissen. Der hl. Hippolyt ist eine interessante Persönlichkeit und in manchem schwer zu beurteilen.

Gestorben ist er im Jahre 235. Er war Schüler des heiligen Irenäus. Der war Schüler des heiligen Polykarp und der wieder Schüler vom Apostel Johannes. So haben wir die direkte Verbindung zu Jesus. 

Hippolyt war streng konservativ. 2 Beispiele mögen dies belegen: In einer Katakombe wurde eine Portraitstatue gefunden, wo Hippolyt in einer Toga gekleidet ist, die damals schon aus der Mode war. Zweitens schrieb und sprach er griechisch. Die Sprache verstanden zu dieser Zeit in Rom nur noch wenige, da sich Latein schon durchgesetzt hatte.

Er wurde Berater des strengen und konservativen Papstes Viktor I. Als dessen milder Nachfolger Papst Zephyrinus den ehemaligen Sklaven Kallistus als Berater auswählte, begann die Tragik. Dieser Sklave wurde nämlich später sogar selber Papst und dies konnte Hippolyt nicht fassen und auch nicht akzeptieren. Er hielt die Wahl sogar für unrechtmäßig. Dazu  kamen verschiedene Auffassungen in der Ehedisziplin, in der Bußdisziplin und in der Ämtervergabe.

In diesen Punkten aber war Hippolyt eindeutig zu streng. Er meinte, dass ein ehemals Unfreier keine gültige Ehe mit einer Freien eingehen kann.

Ebenso streng war sein Denken in der Frage der Bußpraxis. Da vertrat Papst Kallistus wiederum die mildere Auffassung, dass abgefallene Christen nach entsprechender Buße wieder in die Kirche aufgenommen werden können.

Und drittens hatte Hippolyt eben ganz schön zu schlucken, als nun ein ehemaliger Sklave  Papst wurde.

Dies alles veranlasste ihn, sich noch im selben Jahr 217 zum Gegenpapst wählen zu lassen. Zu dieser Weihe verfasste er ein eigenes Hochgebet. Wer sich ein wenig mit Liturgie befasst, weiß, dass es seit der Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils 4 Hochgebete zur Auswahl gibt. Das 1. Hochgebet ist der Römische Kanon, der über 1500 Jahre in der Kirche als einziger Kanon gebetet wurde.

Das 2. Hochgebet aber wird manchmal auch „Hippolytkanon“ genannt, denn viele Textpassagen wurden vom Hochgebet des Hippolyt übernommen. Natürlich musste auch
manches verändert werden. Damals gab es zum Beispiel noch kein Heilig- Lied.

Hippolyts Einfluss war nicht unbedeutend. Er war ja ein Gelehrter, ein gescheiter Kopf im Gegensatz zu dem ungebildeten Sklavenpapst. Aber das Schisma ist auch nach dem Tod des Papstes Kallistus geblieben. Die Kirche war auch unter Papst Urban I. und anfänglich noch unter dessen Nachfolger Papst Pontian gespalten. Erst unter diesem Papst kam es zur Versöhnung.

Im Jahre 235 verbannte der damalige Kaiser den Papst und den Gegenpapst, Pontian und
Hippolyt, nach Sardinien. Dort versöhnten sich die Verbannten und beide verzichteten auf die päpstliche Würde. Beide starben in der Verbannung.

Somit endete das erste Schisma und es gab wieder nur einen Papst in der Kirche. Und beide verehrt die Kirche als Heilige. Sowohl Papst Pontian als auch Gegenpapst Hippolyt, der sogar durch die Aufnahme seiner liturgischen Texte bei der Liturgiereform von der Kirche hoch geehrt wurde, werden am heutigen Tag gefeiert. Beide haben es ernst gemeint, haben versucht den Willen Gottes zu tun und haben demütig gehandelt, indem sie aus Rücksicht um die Einheit der Kirche schließlich zurückgetreten sind.

Danken wir, dass es in der heutigen Zeit diese Verwirrung nicht gibt, dass man sich nicht die Frage stellen muss: Wer ist nun der rechtmäßige Papst? Auf wen sollen wir hören? Wir wissen: Es hat noch eine schlimmere Zeit gegeben: Ende des 14. Jahrhunderts und Anfang des 15. Jahrhunderts, wo kurze Zeit sogar 3 Päpste totale Verwirrung unter den Gläubigen stifteten.

Heutzutage gibt es eine andere Verwirrung. Darum ist es mehr denn je notwendig, auf den zu hören, zu dem Jesus gesagt hat: Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.

3 Punkte dürfen wir uns merken:

  1. Man kann auch mit Fehlern ein Heiliger werden. Hippolyt hatte sich auch geirrt und trotzdem Wichtiges für die Kirche geleistet.
  2. Die Sorge um den rechten Glauben ist oft ein Ringen. Die verschiedenen Auffassungen Hippolyts und des Gegenpapstes zeigen ein ehrliches Suchen nach der Wahrheit.
  3. Eine ganz gerechte Beurteilung wird aufgrund mangelnder historisch gesicherter Quellen nicht möglich sein.

Hippolyt ist sicher ein großer Heiliger, den wir anrufen dürfen und der für unsere Diözese als Patron wichtig ist. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024