27. Sonntag im Jahreskreis B 2000
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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27. Sonntag im Jahreskreis 2000 B

Messtexte | Word-Dokument

Wenn ich in das Taufbuch schaue, freue ich mich, dass alle diese Kinder getauft sind. Mit Bedauern muss ich dann aber feststellen, dass nur sehr wenige Eltern kirchlich getraut wurden. Dies stimmt mich sehr traurig und nachdenklich. Die Situation der christlichen Eheschließung vor Gott ist äußerst bedenklich.

In einer Nachbarpfarre stöhnte ein Pfarrer: Letztes Jahr habe ich überhaupt keine Trauung gehabt. Noch dazu stellen wir fest, dass von den Ehen, die geschlossen werden, immer mehr in Brüche gehen. Daher trauen sich immer weniger junge Leute kirchlich zu heiraten.

Es stellt sich fast die Frage: Kann man fünfzig Jahre wirklich dieselbe Frau lieben? Kann man fünfzig Jahre nur demselben Mann treu sein? Ist der Mensch damit nicht überfordert?

Die Reaktion von vielen sieht folgendermaßen aus: Sie leben ohne jegliche Bindung zusammen, um sich leichter wieder trennen zu können, falls es schief geht. Allein der Hintergedanke ist verhängnisvoll. Ich lasse mir ein Hintertürchen offen. Ich will mich nicht festlegen und für immer binden. Ich trau mich nicht! Ist das die Lösung? Sicher nicht!

Wo liegt der Fehler? Einerseits sehnen sich viele Jugendliche nach Treue und wahrer Liebe, andererseits haben sie nicht die Kraft, dieses Ideal zu leben. Warum?

Sicherlich widerspricht der Zeitgeist diesem hohen Ideal. Sicherlich muss ich gegen den Strom schwimmen, wenn ich bis zur Ehe warten will. Das heißt: Es ist nicht leicht, die Reinheit zu leben und es ist nicht leicht eine Ehe zu leben.

Aber auch zur Zeit Jesu hat es diese Schwierigkeiten gegeben. Darum wurde Jesus auch vor diese Frage gestellt. Er gibt eine eindeutige Antwort.

Ich denke, dass ein Hauptgrund für die vielen Scheidungen die Tatsache ist, dass viele Eheleute die Verbindung zu Gott in der Hl. Messe und im Gebet aufrecht erhalten. Aus diesen Kraftquellen darf jedes Ehepaar schöpfen, wenn es in schwierigen Situationen nicht mehr weiter weiß.

Liebe Brüder und Schwestern! Jedes Brautpaar hört am Tag der Trauung den Satz: „Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ Es ist ein Tag der Entscheidung und viele von Ihnen haben es selber vor dem Priester und vor Gott versprochen. Dieser Bund ist ewig, für immer. Kein Mensch – nicht einmal der Papst – kann diesen Bund lösen.

Die Ehe ist ein Liebesbund für die Ewigkeit. Was einen momentan erschreckt, ist auf der anderen Seite das Fundament für das wahre Glück in der Ehe. Ich kann mich auf meinen Partner verlassen. Ich bin nie allein. Es verspricht mir jemand, dass er mit mir durch dick und dünn geht, in Gesundheit und Krankheit, in guten und bösen Tagen, dass er mich nicht gleich wieder verlässt. Gott schenkt dazu die Kraft und die entsprechenden Gnaden.

Die zwei werden ein Fleisch werden. Und jeder, der sich darüber hinwegsetzt, seine Frau entlässt und eine andere heiratet oder umgekehrt, begeht Ehebruch.

Wenn nun z. B. ein Mann Ehebruch begeht oder noch schlimmer seine Frau wegen einer anderen verlässt, darf das der Ehepartner nicht zum Anlass nehmen, ebenso zu handeln. Dasselbe gilt das für einen unverheirateten Mann, der eine Verheiratete heiratet.

Doch wie soll man reagieren, wenn man verlassen wird? Als ich einmal versuchte, auf diese Frage eine Antwort zu geben, erweckte diese Entrüstung bei meinen Zuhörern. Denn wenn es mich betroffen hätte, hätte ich folgendermaßen gehandelt: Wenn mich nun meine Frau verlassen hätte, wenn sie sündigen würde, wenn sie Ehebruch begeht und mit einem anderen Mann durchbrennt, würde ich mein Leben lang allein bleiben und für sie beten, dass sie sich bekehrt.

Viele beschwerten sich: Wie können Sie so etwas behaupten? Sie sind ja weltfremd! Sie haben ja keine Ahnung, wie sie wirklich reagieren würden! Aber ich bleibe dabei. Was 2 Menschen sich vor Gott versprochen haben, gilt für ihr ganzes Leben.

Dasselbe gilt ja auch für den Priester. Ich habe versprochen, mein Leben lang zölibatär zu leben. Manchmal bemitleiden Leute den Priester wegen der Ehelosigkeit. Doch dieser Entschluss ist selbstgewählt. Sie kennen den bekannten Satz. „Der Priester tut mir leid, der darf nicht heiraten.“ Ähnlich wäre es, wenn ich zu einem kirchlich Verheirateten sage: Du tust mir leid. Du darfst nur eine Frau haben.

Es geht, liebe Brüder und Schwestern, um die Liebe. Ich will meine Liebe jemanden ohne Vorbehalte schenken. Genauso ist dies bei einem Priester. Er schenkt sich ganz der Kirche. Und nur die Ganzhingabe – sowohl in der Ehe als auch im geistlichen Stand – macht völlig glücklich.

Sobald Vorbehalte aufgestellt werden, ist eine Liebe zum Scheitern verurteilt. Wenn ich denke, dass ich treu bleibe, solange es gut geht, ist das verkehrt und eine böse Lüge – vor allem für meinen Partner. Diese Lüge ist in der modernen Welt üblich geworden.

Auch wenn wir nun sehen, dass so und so viel schief geht, heißt das nicht, dass die Ehe schlecht ist. Die Ehe ist gottgewollt. Sie ist ein Liebesbund. Einer gibt sich dem anderen ganz hin.

So ist es auch zwischen Christus und der Kirche. Christus hat sich für seine Kirche, die auch seine Braut genannt wird, ganz hingegeben. Er bleibt seiner Kirche ewig treu. Er lebt es uns vor.

Die Ehe ist ein heiliges Sakrament! Durch das Sakrament der Ehe werden die Gatten fähig, diese Treue zu leben und sie zu bezeugen. Durch das Sakrament erhält die Unauflöslichkeit der Ehe einen neuen, tieferen Sinn. Durch das Sakrament bekommen sie auch die Gnaden, um das, was sie versprochen haben, auch halten zu können.

In der heutigen Zeit ist die Ehe in Gefahr! Deshalb müssen wir die Ehe schützen. Jede gelungene Ehe ein leuchtendes Vorbild. Denn was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Das bleibt in Ewigkeit. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024