29. Sonntag im Jahreskreis 2000 B
Messtexte | Word-Dokument
Im heutigen Evangelium begegnen uns 2 Brüder, Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus mit einer recht außergewöhnlichen Frage. Sie möchten die Plätze im Himmel links und rechts von Jesus haben. Sie bringen Sonderwünsche vor.
Jesus antwortet mit einer Gegenfrage: Könnt ihr den Kelch trinken? Sie wissen nicht, was Jesus meint. Und antworten selbstbewusst mit JA. Alles ist ihnen recht. Sie werden den Kelch trinken können, weil sie von Gott die Gnade bekommen, aber die Plätze verteilt Gott der Vater.
Was bedeutet dies nun: Den Kelch trinken. Es ist der bittere Kelch des Leidens, der Nachfolge Jesu. Sie werden aus dem Kelch der Eucharistie trinken, vom Blut Christi. Sie werden als Priester die Hl. Messe, das Kreuzesopfer Christi feiern. Das ist mein Blut. Sie werden davon Zeugnis geben. Sie werden als Bischöfe hinausgehen in die ganze Welt, die Menschen taufen, dafür aber viel Spott und Hohn bekommen. Ja, ihr Leben geben.
Jakobus ist der Erste von den Aposteln, der getötet wurde. Er starb als Märtyrer. Johannes wird zwar nicht getötet werden, aber in der Verbannung sterben. Sie sind unerschrocken hinausgegangen und haben die Botschaft Christi verkündet.
Viele sind in diesen 2000 Jahren Kirchengeschichte ihnen nachgefolgt, haben alles verlassen und sind in arme Länder gegangen. Auch heute noch gibt es solche Menschen – die Missionare. Wie sind diese Menschen vorgegangen? Was haben sie normalerweise Schritt für Schritt getan?
Es sind uns oft nur die Fehlformen überliefert. Wenn es Zwangsbekehrungen gegeben hat. Das mag schon sein. Aber die weitaus größere Mehrheit waren die guten Missionare! Viele von diesen sind vergessen, sind nicht der Erwähnung wert, aber sie haben Großes geleistet. Wie haben die das gemacht? Sind die mit der Tür ins Haus gefallen? Haben die sofort zum Predigen begonnen? Es wäre sicher unmöglich gewesen, zu den Heiden zu sagen: So jetzt bin ich da. Ich hab euch was zu sagen. Das ist das Evangelium! Kommt her und lasst euch taufen! So war es sicher nicht.
Der gute Missionar ist hingekommen, hat zuerst einmal versucht die Sprache zu lernen, hat mit den Menschen mitgelebt – oft jahrelang, hat ihnen geholfen, hat vielleicht da und dort Tipps geben können. Erst wenn Vertrauen da war, erst wenn sie mit der Frage kamen: Warum tust du das? Warum hast du alles verlassen? Warum bist du zu uns gekommen und hilfst uns, ohne etwas zu erwarten? Warum verzichtest du auf alles, auf Heimat, Wohlstand, Familie, Frau und Kinder? Erst jetzt wird er ihnen berichten: Weil ich euch die frohe Botschaft bringen will, weil Gott Mensch wurde, weil er gesagt hat: „Geht hinaus in die ganze Welt und tauft sie!“ Weil dieser gesagt hat: „Wer mir nachfolgen will, der verlasse alles.“
Und dieses Zeugnis wirkte dann, brachte viele Bekehrungen. Da musste etwas dahinterstecken, wenn jemand so einen Schritt macht. Der ist glaubwürdig, der erzählt uns kein Märchen. So sind die guten Missionare vorgegangen, von denen man wenig spricht.
Der Papst erinnert in seiner Botschaft zum Sonntag der Weltkirche, dass dieser Sonntag im Jubeljahr 2000 eine besondere Bedeutung hat. Wir sind alle aufgerufen, uns mit neuem missionarischen Eifer zu engagieren.
Da ist natürlich auch die Spende gemeint, aber besonders ist uns das Gebet für die Mission aufgetragen. Und vielleicht ist der eine oder andere darunter, der bei sich den Ruf spürt: Ich bin persönlich aufgerufen zu helfen.
Der Papst erinnert weiters an die vielen Märtyrer im 20. Jahrhundert. Die Zahl ist unendlich groß. Sie mögen für uns Ansporn sein, damit das Weitersagen der Botschaft Jesu von jedem Christen als eigene Pflicht empfunden wird. Angefangen von der Pflicht der Eltern gegenüber ihren Kindern, sie im Glauben zu erziehen, sie am Sonntag mitzunehmen in die Kirche. Heutzutage ist es manchmal umgekehrt. Da sagen die Kinder: „Ach Mama, gehen wir doch in die Kirche!“ Da nehmen die Kinder die Eltern mit.
Wir alle sind in einem gewissen Sinn Missionare. Mission kommt vom lateinischen Wort „mittere“, das heißt „senden“. Wir sind gesendet, von unserem christlichen Glauben Zeugnis abzulegen. Das müssen wir wieder mehr tun. Unsere Umwelt ist nicht mehr so christlich, wie sie einmal war, das wissen Sie. Und wenn Sie jetzt sagen: Wie soll ich das denn tun?
Dann erzähle ich ein kleines Beispiel: So und so viele finden nicht mehr den Weg zur Kirche und wenn sie nur den Mut haben zu sagen: „Am Sonntag war ich in der Kirche, treffen wir uns dort nächsten Sonntag?“ Dann sind sie schon Missionar.
Dann fragt der andere: „Warum tust du denn das? Das tun doch immer weniger.“ Da kannst du sagen: „Weil es Gott will, nicht nur weil es die schuldige Pflicht gegenüber Gott ist, sondern weil ich dies aus Dankbarkeit gern tue.“ Manchmal macht es mir sogar mehr Freude, manchmal weniger. Aber am 7. Tag ruhte Gott und dann arbeiten auch wir Menschen nicht, denn dieser Tag gehört Gott. Wer so etwas sagt, der ist ein großer Missionar! Dann hast du den Missionssonntag verstanden! So hoffe ich, dass ich heute viele Missionare in diesem Sinn gewinnen konnte.
Liebe Kinder! Nicht am nächsten Sonntag zu Hause bleiben, sondern deinen Freund mitnehmen, dann werden wir zwar fast Platzprobleme bekommen, aber das macht gar nichts.
Das will Jesus in der heutigen Zeit von uns. Geht hinaus in die ganze Welt und erzählt meine Frohbotschaft. Da seid ihr moderne Missionare Christi. In diesem Sinn kann jeder Missionar sein, ohne dass er in die weiten Länder fährt. Amen.