9. Sonntag im Jahreskreis B 2000
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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9. Sonntag im Jahreskreis 2000 B

Messtexte | Word-Dokument

„Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.“ In der Lesung aus dem Buch Deuteronomium hörten wir dieses wichtige Sabbatgebot: Halte ihn heilig! Das war wie eine Revolution. Das hatte es zuvor in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben. Freizeit für alle, auch für die Sklaven, ja selbst für den Fremden, der sich im Ort aufhielt. Das war etwas ganz Neues: Ein Tag, an dem jeder – ohne Unterschied – ruhen konnte und Kraft schöpfen.

Für Israel war dies das allerdeutlichste Zeichen dafür, dass das Volk aus der Knechtschaft befreit worden war. Als man in Ägypten weilte, als Israel noch in der Knechtschaft lebte, da konnte man von so etwas nur träumen!

Deshalb war der Sabbat für Israel auch zuallererst ein Zeichen der Befreiung, ein Zeichen der Freiheit, ein Zeichen dafür, dass Israel zu einem freien Volk geworden war. Gott hatte sein Volk befreit, er hatte ihm die Möglichkeit geschenkt, zu ruhen. So etwas war in der Antike ansonsten nur Göttern und mächtigen Herrn vorbehalten.

Heute können sich das viele nur noch schwer vorstellen. Was für eine ungeheure Bedeutung dieser Tag für die Menschen damals gehabt haben musste! Die freie Zeit ist für uns schließlich etwas Selbstverständliches geworden. Wir haben neben dem Sonntag auch den Samstag und manche auch den Freitag Nachmittag frei.

Es gibt nun zwei Extreme. Die einen machen diese freie Zeit zu neuerlichen Stress. Sie fahren mit dem Auto zig Kilometer irgendwohin. Stress beim Einpacken, durch Stau und andere Strapazen. Die anderen wissen mit der Freizeit nichts anzufangen.

Gott sagt: Halte den Sabbat – den Tag des Herrn – heilig. Und das heißt ganz konkret: Trenn ihn heraus aus dem Alltäglichem! Mache ihn zu etwas Besonderem. Das Besondere schlechthin ist Gott! Der Sabbat wurde der Tag, an dem man sich ganz besonders auf seinen Gott besonnen hat, an dem man sich von Neuem vor Augen geführt hat, dass Gott es war, der seinem Volk die Freiheit geschenkt hat.

Der Sabbat wurde dadurch zu einem Tag, der die Menschen wirklich zur Ruhe kommen ließ, der ihnen auf der einen Seite neue Kraft und auf der anderen Seite erneuerte Orientierung gab. Ein Tag, der deshalb bis in die Woche hinein strahlen konnte.

Ein Tag als Ursprung von Glück, Zufriedenheit und Freude. Wahrer christlicher Freude.

Wir Christen begehen diesen Tag auch als besonderen Tag. Am Sonntag dürfen wir uns freuen, dass Jesus den Tod besiegt und von den Toten auferstanden ist. Wir besuchen das heilige Messopfer, weil wir wissen, dass er uns durch seinen Kreuzestod erlöst hat – aus Liebe zu uns Menschen.

Der Sonntag ist ein Tag wahrhaft christlicher Freude.

Und wenn wir uns heute am Faschingssonntag, wo wir mitten in der Zeit der weltlichen Freude stehen, uns dies bewusst machen, dann sage ich: Die Kirche lehnt die Freude ganz und gar nicht ab.

Es gibt verschiedene Arten von Freude. Ein herzhaftes Lachen, über einen Witz zum Beispiel. Der Clown im Zirkus versucht die Zuseher durch seine Komik zum Lachen zu bringen. Diese Freude ist sehr kurz, aber – wie man sagt – sehr gesund. Dann gibt es die Schadenfreude. Sie stimmen mir sicherlich zu, wenn ich sage, dass diese nicht zu den tugendhaftesten Freuden gehört. Dann gibt es die sogenannte Vorfreude. Von der sagt man, es sei die schönste Freude. Dann gibt es den Spaß, die Gaudi. Der Spaß ist meistens von kurzer Dauer. Wenn einer sagt, „das macht mir Spaß!“ oder: „Der schaut spaßig aus“, dann ist das ein großer Unterschied zur christlichen Freude.

Die christliche Freude hat mit einer wahren Fröhlichkeit zu tun und ist zu unterscheiden mit einer lärmenden Ausgelassenheit, die zum Beispiel durch übermäßigen Alkoholkonsum bewirkt wird. Der gedrückte und von Kopfschmerzen geplagte Mensch bereut am nächsten Tag schon sein Tun und die Freude ist wie weggeflogen. Die Kirche ist sicher traurig über die Ausgelassenheit und über die Sünden, die in diesen Tagen des Faschings vermehrt geschehen. Wir wollen uns nichts vormachen lassen von den Freuden der Welt. Sie sind keine echten Freuden, denn wie oft folgt darauf bittere Ernüchterung und Enttäuschung.

Die christliche Freude ist von Dauer. Worüber freut sich der Christ? Der Christ freut sich an der Natur, an der schönen Kunst, am Mitmenschen, an Gott. Wir Christen leben aus der Freude des Auferstandenen.

Die christliche Freude hat ihren Ursprung in der Auferstehung. Im gemeinsamen Sonntagsgottesdienst legen wir das Fundament dazu, frohe Christen zu sein. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024