17. Sonntag im Jahreskreis B 2012
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17. Sonntag im Jahreskreis 2012 B

Messtexte | Word-Dokument

Es ist schon eine gewisse Zeit her, da sind mir bei der Kommunionspendung die Hostien ausgegangen. Das ist natürlich besonders schmerzlich nicht nur für die, die sich da als letzter angestellt haben, sondern auch für den Priester. Bei Jesus wäre das nicht passiert. Er teilte Brot aus und es blieben noch 12 Körbe übrig. Es scheint dies sehr demütigend, denn mir kommt der Satz in den Sinn: Wäre euer Glaube nur so groß wie ein Senfkorn, ihr könntet Berge versetzen.

Es gibt einen zweiten Grund, warum es besonders schmerzlich ist, die Leute ohne Kommunion wieder zurückschicken zu müssen. Wenn wir das Austeilen von den Broten damals mit dem Austeilen der Kommunion in der hl. Messe vergleichen, müssen wir natürlich deutlich sagen, daß es da einen großen Unterschied gibt. Damals, als die Leute hungrig waren, hat Jesus Brote ausgeteilt. Er hat so lange ausgeteilt, bis die Menge satt war. In der heiligen Messe wird zwar Brot ausgeteilt, aber es ist nur äußerlich Brot. In Wirklichkeit empfangen wir Jesus selbst, den Leib Christi. Es ist dies nicht in erster Linie eine Speise für den Leib, nicht so sehr für den Körper, sondern hauptsächlich eine Speise für die Seele. Und daher tut es einem Priester umso mehr weh, wenn er sagen muss »Es tut mir leid, mir sind die Hostien ausgegangen.« Vorher sagt der Priester: »Wer von diesem Brot ist, wird in Ewigkeit leben.« und dann kann er den Wunsch nicht nachkommen, weil von diesem Brot des Lebens zu wenig da ist.

Was soll jetzt jemand tun, der da sozusagen »leer ausgeht«? Ist der jetzt benachteiligt? Gibt ihm Gott weniger Gnaden? Wir sind wahrscheinlich alle einer Meinung. Es kann nicht sein, daß einer, der unschuldig ist, der nichts dafür kann, in diesem Sinn bestraft wird. Gott wird auf andere Weise seine Gnaden weiterschenken.

Wie sollen wir das denken? Da müssen wir uns die Frage stellen: Was ist die Kommunion? Die Kommunion ist die tiefe Vereinigung Jesu mit unserer Seele. Er kommt in unser Herz. Diese Vereinigung sollen wir oft suchen. So gibt es auch noch eine zweite Art der Kommunion. Wenn unsere Gedanken bei Jesus im Tabernakel sind, dann ist das die sogenannte geistige Kommunion. Wenn wir also Sehnsucht nach Gott haben und uns wünschen, er möge in unser Herz kommen, kommunizieren wir Jesus auf geistige Weise.

So haben alle die, die sich zur Kommunion angestellt haben, die ja schon vorbereitet waren, bestimmt die geistige Kommunion empfangen und dadurch die selben Gnaden bekommen.

Damals als Jesus das Wunder der Brotvermehrung vollbrachte, hat das mächtigen Eindruck auf die Leute gemacht. Die Reaktion der Menschen war nicht so, wie Jesus es wollte. Sie wollten ihn zum König machen, zu ihrem irdischen König, der sie nämlich aus der Hand der Römer befreite. Dazu ist Jesus nicht gekommen und er zieht sich deshalb zurück.

Er wird später ihnen das himmlische Brot reichen, denn er ist doch ein König, der König des Himmels: Sein Reich ist nicht von dieser Welt. Die Leute haben dies nicht verstanden. Selbst die Jünger haben sich sehr schwer getan und sind nur langsam dahintergekommen. Ein Apostel konnte es überhaupt nicht fassen: Judas Iskariot! Er wurde deshalb zum Verräter.

Auch heute hat die Kirche immer wieder die Aufgabe auf dieses Jenseits hinzuweisen. Wir leben, um einmal in der Ewigkeit mit diesem König vereint zu sein. Alle Versuche, den Himmel auf Erden zu bauen, werden scheitern.

Wer hier in der Kirche diesen irdischen König Jesus sucht, wird ihn nicht finden, denn Jesus wird sich zurückziehen. Wir finden Jesus hier in einem Stücklein Brot, das nicht mehr Brot ist. Es verlangt von uns einen großen Glauben. Aber wenn Jesus die Macht hat 5000 Männer zu speisen, kann er sich ganz sicher auch so klein machen und uns sich selbst zur Speise geben und er wird den Worten des Priesters gehorchen, wenn er sagt: » Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird.« Das ist das große Geheimnis des Glaubens, das wir bei jeder hl. Messe feiern. Amen.


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